Im Zuge der Studie stellt sich auch die Sonntagsfrage.

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Demokratie finden fast 90 Prozent der Österreicher entweder sehr gut oder eher gut. Für die österreichische Demokratie "gibt es aber keine Bestnoten", sagt die Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik. Im Rahmen des Austrian Democracy Lab erforscht sie die Einstellung der Österreicher zu zu Demokratie. 2019 wurden jeweils 4.500 Personen einen Monat vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos Mitte Mai und ein zweites Mal einen Monat nach der Nationalratswahl Ende September befragt. Durchgeführt wird der Demokratieradar von der Donau-Universität Krems und der Universität Graz.

Weniger als 15 Prozent waren im Herbst mit der österreichischen Demokratie sehr zufrieden. Verhältnismäßig unzufrieden sind Menschen, die auch mit ihrer wirtschaftlichen Situation nicht glücklich sind – und die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen. Sie sind in der "Rushhour des Lebens", erklärt Praprotnik. Und sie seien mit der Vereinbarkeit von Familienplanung und Karriere beschäftigt. Auch Personen mit Matura- beziehungsweise Universitätsabschluss sind um 14 Prozent zufriedener mit der österreichischen Demokratie als jene mit Pflichtschulabschluss oder Lehre.

Gestaltung des politischen Systems

Für ÖVP- und FPÖ-Wähler hat sich Österreich über den Sommer eher negativ entwickelt. Auch ihre Demokratiezufriedenheit ist gesunken. Die der ÖVP-Wähler ist aber immer noch durchschnittlich am höchsten. Jene Personen, die am meisten mit der Politik der FPÖ anfangen können, waren auch vor Ibiza schon Schlusslicht, nach der Nationalratswahl waren aber nur noch 51 Prozent zufrieden mit der Demokratie in Österreich – das sind 17 Prozent weniger. Zwanzig Prozent der FPÖ-Wähler befürworten eine Autokratie und auch 13 Prozent der Wähler von ÖVP und SPÖ. Insgesamt sehen zwölf Prozent der Befragten ein autokratisches System positiv.

Auch die Gestaltung und Mitgestaltung von Demokratie wurde abgefragt. Demnach herrscht nach der Nationalratswahl ein etwas stärkeres Bedürfnis danach, das politische System in Österreich grundlegend umzubauen. Besonders stark ausgeprägt ist dieses bei jenen, die mit der österreichischen Demokratie oder ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind. Auch Frauen, Menschen mit formal niedriger Bildung und die "Rushhour"-Altersgruppe möchten überdurchschnittlich stark eine Umgestaltung. (jf, 21.2.2020)