Graz – Österreichs Basketball-Nationalteam hat den Auftakt zur finalen Phase der Qualifikation für die EM 2021 verloren. Gegen die Ukraine setzte es in Graz eine 73:88 (39:44)-Niederlage. "Jetzt müssen wir das mit einer kleineren Aufstellung packen." Im österreichischen Basketball gehört Zweckoptimismus seit Jahren zum Grundvokabular. Die Hiobsbotschaft gab es bereits am Tag vor dem Quali-Auftakt: Rasid Mahalbasic, Österreichs bester und größter Spieler – in Abwesenheit von Jakob Pöltl – fiel mit einer Schulterverletzung aus. Ebenfalls nicht dabei: Sylven Landesberg. Besonders bitter gegen im Schnitt 1,99 m große Ukrainer. Österreich, das war die günstige Erdgeschoss-Wohnung. Die Ukrainer: Das Dachgeschoss.

Die Highlights als Video.
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Der Start war okay: Deutschland-Legionär Thomas Klepeisz netzte vor 2.100 Zuschauern im Sportpark in Graz gleich mal zwei Dreier, 11:9 (5. Minute). Der ukrainische Turm in der Schlacht: Artem Pustovyi, 2,16 Meter groß. Die Österreicher kletterten in der Defensive oft im Duett an ihm hoch. Beißen, kratzen, spucken. Die Dreier fielen...nicht. Nur sechs von siebzehn in der ersten Halbzeit. Die mächtigen Ukrainer machten dem ÖBV-Team aber auch jede Aktion zum Korb schwer.

Im zweiten Viertel dann der Einbruch: Fast fünf Minuten gelang Österreich kein Punkt. Die Ukraine zerlegte das ÖBV-Team nicht wie erwartet unter dem Korb, sondern von der Dreierlinie. Man konnte es dem ÖBV-Team angesichts der Ausfälle aber auch nicht übel nehmen. Mit einem 36-jährigen Davor Lamesic Pick aus Wels Pick n' Roll zu spielen, ist fast so wie wenn Ivica Vastic im Fußball-Nationalteam noch einmal eine tragende Rolle im Mittelfeld übernehmen müsste.

Mit 14 Punkten bester Werfer: Bogic Vujosevic.
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Stand nach 16 Minuten: 19:32. Dem Basketball-Fan schwante Übles. Das Team erfing sich aber bis zum Ende der ersten Halbzeit, Spanien-Legionär Thomas Schreiner stellte mit einem sehenswerten Dreier aus der eigenen Hälfte mit der Pausensirene auf 39:44.

Der eingebürgerte Bogic Vujosevic lenkte erstmals das ÖBV-Spiel. "Normalerweise merkst du es einem Spieler an, wenn er in einer kleinen Liga wie Österreich spielt. Nicht bei Bogic", sagt Korner über den 27-jährigen gebürtigen Serben, der mit 14 Punkten bester Werfer war.

Die Ukraine besteht zu einem Großteil aus Spielern von Kiew Basket, wird auch vom Klubtrainer gecoacht. Sprich: eine grandios eingespielte Truppe. "Im Nationalteam hat man nur sehr wenig Zeit, um etwas aufzubauen. Da ist das natürlich ein großer Vorteil für die Ukraine", sagt Vujosevic. Und den spielten die Osteuropäer im dritten Viertel gnadenlos aus, führten schnell wieder zweistellig (41:53). Kurz keimte Hoffnung auf, näher als auf minus sieben kam das ÖBV-Team aber nicht heran. Bei einem Stand von 48:64 war das Spiel bereits nach 30 Minuten entschieden.

Es wäre angerichtet gewesen in Graz.
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Im Schlussabschnitt wollte Österreich den Schaden begrenzen, die Punktedifferenz nicht zu hoch ausfallen zu lassen. Stichwort direktes Duell. Das gelang nicht. Abgerechnet wird trotzdem zum Schluss der EM-Quali. Ungarn gewann überraschend zum Auftakt gegen Slowenien 77:75. Am Sonntag geht es für Österreich in Koper gegen den Europameister. (17 Uhr, live ORF Sport+). Die weiteren Spiele in der Qualifikation finden im November 2020 und im Februar 2021 statt. Die ersten drei Teams der Vierergruppe fahren zur EM. Dieser Weg wird kein leichter sein. (Florian Vetter, 20.2.2020)

Ergebnisse Basketball-EM-Qualifikation Gruppe F:

Österreich – Ukraine 73:88 (39:44).
Beste Werfer für Österreich: Vujosevic (14), Trmal (13), Klepeisz (13)

Ungarn – Slowenien 77:75 (32:36)

Tabelle: 1. Ukraine – 2. Ungarn (je 1 Spiel / 2 Punkte) – 3. Slowenien – 4. Österreich (je 1/1)