Stuttgart – Die Trias war für die Evolution der Reptilien und Echsen eine entscheidende Zeit. Die erdgeschichtliche Periode, die vor 252 Millionen begann und rund 50 Millionen Jahre andauerte, brachte die Vorfahren der heutigen Eidechsen, Schildkröten, Krokodile sowie auch jene der Dinosaurier hervor.
Eine regelrechte Schatzkammer für Funde aus dieser Ära befindet sich in einem Steinbruch nahe Vellberg in Baden-Württemberg. Dort konnte Rainer Schoch, Paläoherpetologe am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS), vor fünf Jahren beispielsweise das Fossil von Pappochelys rosinae freilegen, der ältesten bekannten Ur-Schildkröte.
Paläontologische Sensation
Nun sorgten Schoch und Gabriela Sobral (SMNS) gemeinsam mit Kollegen von der Harvard University (USA) erneut mit einer Entdeckung aus Vellberg für eine paläontologische Sensation: In denselben Gesteinsschichten, die schon Pappochelys beherbergten, fanden die Wissenschafter einen winzigen 240 Millionen Jahre alten Schädel, der überraschend große Ähnlichkeit mit modernen Echsen und Schlangen zeigt.
Die feinkörnigen Tonsteine des Fundhorizonts entstanden während des Mitteltrias in einem kleinen See, an dessen Ufer sich zahlreiche Reptilien und Amphibien tummelten, darunter die nun entdeckte Art. Das nach dem Fundort und zu Ehren des Fossiliensammlers Alfred Bartholomä Vellbergia bartholomaei getaufte Tier ist nach Angaben der Forscher einer der ältesten Vertreter der Schuppenechsen, die heute mehr als 10.000 Arten umfasst.
Winzling mit großer Bedeutung
Das Wesen, das nun im Fachjournal "Scientific Reports" vorgestellt wurde, war zu Lebzeiten kaum zehn Zentimeter lang und vielleicht noch ein Jungtier – doch aus wissenschaftlicher Sicht erweist es sich als Riesenentdeckung, weil es kostbare Einblicke in die Zeit vor der Entstehung der Dinosaurier gewährt. "Das Tierchen ist spannend, weil wir über die Vorfahren von Echsen oder Schlangen noch wenig wissen", sagt Schoch.
Aufgrund des reichlich dürftigen Fossilienbestands aus der frühen Trias sind Exemplare aus der mittleren Trias von grundlegender Bedeutung. Diese helfen den Wissenschaftern unter anderem zu verstehen, wie sich die Wirbeltiere nach dem Massenaussterben an der Perm-Trias-Grenze vor 252 Millionen Jahren – dem schlimmsten bekannten Aussterbe-Ereignis der Urzeit – wieder erholt haben und wie sie sich zu modernen Arten diversifizierten. (tberg, red, 21.2.2020)