Wien – Der Preis für eine Feinunze Gold ist erstmals über 1.500 Euro gestiegen. Die weltweiten Unsicherheiten um das Coronavirus und dessen wirtschaftliche Folgen haben Anleger vermehrt in sogenannte sichere Häfen wie das Edelmetall getrieben. "Der letzte Schub nach oben ist getrieben durch die Sorgen wegen des Coronavirus", sagt Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Besonders die steigenden Zahlen an Neuinfektionen außerhalb Chinas bereiten den Investoren Kopfzerbrechen.

Die Konjunktursorgen dürften dadurch weltweit zunehmen und die Notenbanken "weiter am Gaspedal stehen bleiben", ergänzt Fritsch. Auch deutsche Staatsanleihen oder der Schweizer Franken, der gegenüber dem Euro auf dem höchsten Wert seit drei Jahren notiert, profitierten von dieser Entwicklung.

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Gold wird derzeit wieder stark nachgefragt – wohl nicht zuletzt, weil es als guter Inflationsschutz gilt.
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Gold als Inflationsschutz

Schon länger begünstigt die Geldpolitik der großen Notenbanken den Preistrend. Gold wirft zwar keine Zinsen ab, wird an den Finanzmärkten aber als Inflationsschutz Nummer eins gehandelt. Da auch Konkurrenzprodukte wie sichere Staatsanleihen oder Sparbücher de facto keine oder sogar negative Zinsen einbringen und gleichzeitig die Inflation in der Eurozone bei 1,4 Prozent liegt, bringen Anleger ihre Schäfchen nun am Goldmarkt ins Trockene – in der Hoffnung, dort der Kaufkraftentwertung entfliehen zu können.

Ähnliches gilt für den Dollarraum, wo zwar noch Zinsen lukriert werden können, allerdings längst nicht genug, um die im Jänner auf 2,5 Prozent gekletterte Inflation ausgleichen zu können. Dadurch sinkt der Realzins weiter ab, was Fritsch zufolge ein weiteres Argument für das Edelmetall darstellt. Das zeigen auch die Zuflüsse in Goldfonds, die in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen haben. Noch stärker als Gold ist unter den Edelmetallen zuletzt übrigens Palladium angestiegen, während die Kursentwicklung bei Silber und Platin etwas hinterherhinkt.

Vervielfachung wegen Inflation

Die Eigenschaft als Inflationsschutz hat Gold etwa in den 1970er-Jahren deutlich unter Beweis gestellt. Im Verlauf des Jahrzehnts kletterte die Teuerung in den USA nach zwei Ölpreisschocks von rund zwei Prozent deutlich in den zweistelligen Bereich. Anfang der 1980er-Jahre erreichte der Goldpreis Notierungen über 800 Dollar je Feinunze, was einer Verzwanzigfachung im Lauf einer Dekade entspricht. Danach sanken die Teuerungsraten weltweit deutlich, ebenso der Goldpreis.

Während Gold derzeit in Euro betrachtet von Rekord zu Rekord eilt, hat das Edelmetall gegenüber dem US-Dollar noch viel Luft nach oben bis zu seinem bisherigem Preishoch. Zwar wurde zuletzt erstmals seit sieben Jahren die Marke von 1.600 zurückerobert, der Kursrekord stammt jedoch aus dem Jahr 2011 und liegt bei etwas mehr als 1.900 Dollar. Seitdem hat vor allem der Euro gegenüber dem Greenback kräftig an Wert eingebüßt, nämlich von damals fast 1,50 auf derzeit 1,08 Dollar – deshalb hat sich der Goldpreis in dieser Periode in der Gemeinschaftswährung deutlich besser als in Dollar entwickelt. (aha, 21.2.2020)