Schön verpackt: 98 Prozent der weltweiten Sojaproduktion werden zu Tierfutter verarbeitet, lediglich zwei Prozent davon zu Tofu und Sojamilch.

Grafik: aus dem besprochenen Band

Die Rettung des Klimas kann vielseitig sein: der Verzicht auf die tägliche Fahrt mit dem Auto, statt des Flugzeugs einmal den Zug zu nehmen oder der Wechsel zu Ökostrom. Ein anderer wichtiger Faktor findet in dieser Diskussion aber oft keinen Platz: das Essen. Sophia Fahrland zeigt in ihrem Buch Klimaschutz fängt auf dem Teller an, was eine nichtnachhaltige Ernährung anrichtet.

Die Entscheidung, was wir essen, ist eine, vor der wir meist dreimal täglich stehen. Deswegen konzentriert sich der Ratgeber auch ausschließlich auf diese drei Entscheidungen pro Tag. Tipps, wie man auf das Auto oder das Flugzeug verzichtet, sucht man hier vergebens.

Fahrland baut ihren Ratgeber auf einer neuen Ernährungspyramide auf, die sie entworfen hat. Diese funktioniert von unten nach oben: pflanzlich statt tierisch, saisonal statt ganzjährig und regional statt global, biologisch statt konventionell.

Um ihre Punkte zu verdeutlichen, arbeitet Fahrland in ihrem Buch viel mit anschaulichen Illustrationen. Kein Wunder, sie ist studierte Grafikdesignerin.

Das funktioniert. Wenn der Balken des CO2-Verbrauchs bei der Butterherstellung rund 20-mal größer ist als der der Margarineherstellung, wirkt das auf die Leserin und den Leser. Und das geht so weiter. Rindfleisch und Tofu, Käsescheiben und Erdnussbutter, Leberwurst und Hummus werden einander gegenübergestellt, und es wird verglichen, mit wie viel CO2 die Herstellung eines jeden Produkts die Klimakrise weiter antreibt.

Vermeintliche Powerfoods bekommen ebenfalls ihr Fett weg. So mögen Avocado und Quinoa zwar in sein, trotzdem müssen diese exotischen Leckereien eingeflogen werden. Alternativen wie Leinsamen oder Heidelbeeren können hingegen regional gekauft werden.

Artenvielfalt statt -sterben

Und auch wenn eine pflanzliche, saisonale und regionale Ernährung eingehalten wird, geht es immer noch eine Stufe weiter. Denn Essen aus biologischer und nichtkonventioneller Herstellung trägt seinen ganz eigenen Teil zum Klimaschutz bei – Artenvielfalt statt -sterben, Mischkultur statt Monokultur und Bodenschutz statt -erosion.

Sophia Fahrland, "Klimaschutz fängt auf dem Teller an". 16,– Euro / 176 Seiten. Komplett Media, 2020

Klimaschutz fängt auf dem Teller an bringt zum Großteil keine neuen Erkenntnisse. Es ist eine Ansammlung an Zahlen und Statistiken. Diese sieht allerdings nicht nur wirklich schön aus, sondern dient auch als guter Überblick, was nachhaltige Ernährung ausmacht und wie sie einzuhalten ist.

Jegliche Fakten, die grafisch verarbeitet werden, sind mit den jeweiligen Quellen versehen. Und wer doch noch ein paar Tipps mehr haben will, für den gibt es am Ende des Buches auch noch kurze Alltags-Klimaretter zum Aufsaugen.

Es ist eine Anleitung dafür, seine eigenen Essgewohnheiten einmal zu überdenken und diese Gedanken mit Fakten zu untermauern – und vielleicht auch andere zu inspirieren. Denn um etwas für die Umwelt zu tun, muss man nicht unbedingt über den Tellerrand hinausblicken. (Thorben Pollerhof, 25.2.2020)