China hat in den letzten Jahrzehnten die Arzneimittelproduktion an sich gerissen. Die Corona-Krise zeigt, warum das gefährlich ist.

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Covid-19 schlägt auch auf dem Arzneimittelmarkt Wellen: "Es zeigt, wie abhängig Europa von Medikamentenlieferungen aus China ist", bestätigt Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der Medizinmarktaufsicht Österreich, bei einem Hintergrundgespräch mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober. 80 Prozent aller Generika werden mittlerweile in China produziert. Bei rund 230 Medikamenten gibt es in Österreich Lieferengpässe, "keine Versorgungsengpässe, einstweilen konnten Patienten stets Alternativen angeboten werden", versichert sie.

Ab 1. April gelten zwei neue Verordnungen zur Eindämmung des Problems. Zum einen müssen Zulassungsinhaber von Medikamenten melden, wenn sie bei Lieferungen Einschränkungen erwarten. Ziel ist es, mit diesen Informationen eine für alle einsichtige Liste zu erstellen. "Transparenz ist das effizienteste Mittel gegen Unsicherheit", ist Anschober auch im Hinblick auf Patienten überzeugt.

Mit Medikamente dealen

Die zweite Verordnung: Über Medikamente auf dieser Liste wird ein Exportverbot verhängt. Damit will Anschober die derzeit gängige und legale Praxis der Parallelimporte eindämmen. In Österreich sind Generika vergleichsweise billig, der Pharma-Großhandel verkauft deshalb Kontingente in Länder, in denen höhere Preise für Generika erzielt werden können. Auch dieser Umstand trägt dazu bei, dass fünf Prozent der insgesamt 6.000 zugelassenen Medikamente hierzulande immer wieder knapp werden. Einstweilen, betont Anschober, gebe es keinen Anlass zur Sorge.

Das Problem der Abhängigkeit von China wird auch auf EU-Ebene diskutiert. So wolle man die Arzneimittelproduktion vor allem in Schlüsselbereichen wieder zurück in die EU bringen, lautet jedenfalls die Forderung der EU-Gesundheitsminister, mit denen sich Anschober auf dem Sonderministerrat zum Thema Corona in Brüssel getroffen und beraten hat. Covid-19 hat also Awareness für eine wichtige Sache geschaffen. (Karin Pollack, 26.2.2020)