Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP).

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(Leere Bühne. Ein Imagespezialist. Ihm gegenüber die Ministerin Edtstadler.)

EDTSTADLER: Ich sage es nicht gern, aber ich brauche Ihre Hilfe. Es geht um meinen Blick. Ständig werde ich in den Medien auf meinen Blick reduziert. Eiskalt, heißt es, Blick einer Furie. Maschek haben mir sogar den Satz in den Mund gelegt: "Ich bin der Tod!" Dabei will ich nur, dass mein Blick als fokussiert interpretiert wird, als zielstrebig und durchsetzungsfähig.

DER IMAGESPEZIALIST (betrachtet sie): Das kriegen wir schon hin. Die Ausgangslage ist perfekt, Sie sollten nur versuchen, auch ein wenig Empathie in Ihren Blick zu legen. Sie waren doch Richterin, nicht? In diesem Beruf gibt es doch sicher manchmal Fälle, wo man sich sagt, das ist ein armer, bedauernswerter Mensch, da lasse ich einmal Gnade vor Recht ergehen und –

EDTSTADLER: Sie meinen, dass man zum Beispiel eine Todesstrafe in lebenslange Haft umwandelt?

DER IMAGESPEZIALIST: Na ja ... Ja ... Zum Beispiel ... Schließen Sie also einmal kurz die Augen und stellen Sie sich vor, Sie haben gerade eine Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt, und dann schauen Sie mich wieder an, direkt ins Gesicht.

EDTSTADLER (tut es)

DER IMAGESPEZIALIST: Sehr gut. Schon viel besser. Jetzt fehlt nur noch ... Bitte lächeln!

EDTSTADLER (tut es)

DER IMAGESPEZIALIST (wird bleich. Panisches Flüstern): Der Tod ... Der Tod ...

(Vorhang)

Material: "Hantig, eiskalt oder Furie" – "Kurier", 12. Februar 2020

(Antonio Fian, 21.2.2020)