Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek hatte früher noch die Gegendemo zum Ball besucht, besuchte dieses Jahr aber Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer in der Präsidentenloge, wo es gemütlicher ist.

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Die Eröffnung gestalteten Ballerinas ...

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... Debütanten ...

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... und Opernsänger.

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Nach viel Drama im Vorfeld hat Baumeister Richard Lugner in Ornella Muti doch noch einen Ballgast gefunden.

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Organisatorin Maria Großbauer verabschiedete sich mit einem Saxofonständchen um Mitternacht von ihrem Ehrenamt.

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Der oscarprämierte Regisseur Stefan Ruzowitzky erschien mit seiner Ehefrau Birgit.

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Entweder der rote Teppich ist zu klein, oder es gibt zu viele wichtige Menschen in Österreich. So oder so: Es staut sich Donnerstagabend beim Prominenteneingang des Opernballs. Während das gemeine Volk mit Eintrittskarten um 315 Euro gemütlich über die Seiteneingänge hereinspaziert und das Treiben nur wenige Meter weiter bestaunt, schiebt sich dort eine Karawane in Richtung Feststiege des Prunkgebäudes am Wiener Ring. Wirtschaftstreibende, Politiker, Künstler und sonstige Berühmt- und Bekanntheiten lächeln in Fernsehkameras und auf den Handybildschirmen der Schaulustigen, die sie ablichten.

Doch nicht jeder, der über den Promiweg spaziert, ist gleich ein Superstar. Die Frage "Wer ist das?" beschäftigt viele Wartende. Doch dann ist er da. Als sich Baumeister Richard Lugner in Begleitung der Schauspielerin Ornella Muti den abgesperrten Gang entlangzwängt, wissen alle, die zum Beobachten da sind, wer gerade mit seinem Zylinder auf dem Kopf daherkommt. Ein bis dahin Unbeteiligter schreit mehrmals "Ritschi!", um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. Ohne Erfolg.

Ruhe für Selfies

Vor dem Einlass für die Ballgäste herrscht in der Oper stille Betriebsamkeit, die "Ruhe vor dem Sturm" nennt es einer, der bereits über die Gänge flaniert. Jene, die schon etwas früher ins Haus gelassen wurden, machen Selfies im leeren Ballsaal. So entspannt wie in den Minuten, bevor sich die Tore öffnen, wird man an diesem Abend nicht mehr durch die Oper und über den Ballsaals flitzen.

Noch kontrollieren Feuerwehrleute Fluchtwege, die roten Kordeln, die jene Gäste, die keinen Logenplatz haben, bei der Eröffnung zurückhalten sollen, werden am Parkett verlegt. Die Mitarbeiter der Verköstigungsstände werfen ihre Registrierkassen an. Ob schon etwas hergegeben wird, obwohl der Ball offiziell noch nicht begonnen hat? Eigentlich schon. Das erste verkaufte Eis der Sorte "Königin der Nacht" (Sektsorbet mit Schokostreuseln) genießt DER STANDARD. Die Kugel kostet fünf Euro.

Abschied vom Ball für Großbauer

Die Eissorte ist Programm: Ballchefin Maria Großbauer erwählte die böse Figur mit der einprägsamen Arie aus Mozarts Zauberflöte als ihren persönlichen Star und damit als Motto für den Opernball.

In der Deko zeigt sich das in zwei riesigen Halbmonden, die seitlich am Bühnenrand schweben, und in LED-Kettchen, die in die Bouquets der 144 Debütantinnen geflochten sind. Auch der dunkellila und violette Blumenschmuck solle an den Garten der Königin der Nacht erinnern – so dunkel die Figur, so düster der Blumenschmuck.

Und nicht nur die Oper ist in diesen Farbtönen geschmückt. Auch Großbauer kommt in dunklen Lilatönen und floralem Muster. Für die ÖVP-Abgeordnete, die 2016 die Verantwortung für den Ball von Desirée Treichl-Stürgkh übernommen hat, ist es der letzte in dieser Funktion. Für die grüne Staatssekretärin Ulrike Lunacek hingegen eine Premiere. Zumindest als Gast in der Oper.

Von der Demo auf den Ball

Ja, sie habe schon das eine oder andere Mal selbst gegen den Ball der Bälle demonstriert, erzählt Lunacek dem STANDARD. Doch das sei bereits 30 Jahre her. Ob die Grünen, die als Erste eine Anti-Opernball-Demo angemeldet haben, die Seiten gewechselt haben? "Die Unterschiede zwischen Reich und Arm gibt es immer noch. Jetzt arbeiten wir in der Regierung dafür, ihnen entgegenzuwirken", sagt Lunacek. Der Event sei der Staatsball und Lunacek Regierungsmitglied. Das einzige aus den Reihen der Grünen, das es zum Ball geschafft hat. "Es gibt viele Bälle, wir sind fünf Regierungsmitglieder. Ich freue mich, dass ich hier bin. Es ist der Ball der Künstler", betont Lunacek nach einem Besuch in der Loge von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Aber nicht nur der grüne Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der erkrankt ist, fehlt: Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist nach Brüssel gereist, um das EU-Budget zu verhandeln. (Sebastian Fellner, Oona Kroisleitner, 21.2.2020)