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Jeff Bezos will Milliarden im Kampf gegen den Klimawandel spenden – sollte dabei aber die Rolle des Konzerns, der ihm die Verfügungstellung dieser Mittel erst ermöglicht, nicht vergessen.

Foto: AP Photo/Ted S. Warren

Der reichste Mann der Welt will die Erde retten: Jeff Bezos, Gründer des Online-Riesen Amazon, spendet zehn Milliarden US Dollar, um den Klimawandel zu stoppen. Denn der sei die "größte Bedrohung für unseren Planeten", wie er auf seinem persönlichen Instagram-Konto schreibt. Prompt heimste der CEO, dessen Vermögen auf rund 130 Milliarden Dollar geschätzt wird, hunderttausende Likes ein. Also, alles richtig gemacht. Bezos verlautbarte, Aktivisten, Wissenschafter und NGOs auf globaler Ebene zu finanzieren – und holte sich dafür massiven Zuspruch. Details, wohin die Gelder fließen sollen, ließ er aber offen.

Dabei sind das wesentliche Informationen: Nicht jede Institution, die sich für Klimaschutz einsetzt, ist gleich effizient. Ebenfalls nicht zu ignorieren ist, dass Bezos kein Wort über jenen Konzern verliert, der es ihm überhaupt möglich gemacht hat, so eine Summe beizusteuern. Und das wohl aus guten Gründen, trägt Amazon in diesem Zusammenhang doch eindeutig keine weiße Weste.

Erst im vergangenen Monat eskalierte ein Streit mit der eigenen Belegschaft: Über 400 Mitarbeiter forderten ihren Arbeitgeber öffentlich auf, klimaschädliche Praktiken des Unternehmens zu unterbinden. Als Reaktion drohte ihnen das Management mit einer Entlassung, falls sie sich weiterhin ohne Autorisierung öffentlich über den Konzern äußern sollten.

Besondere Verantwortung

Dabei ist die Kritik nicht gerade unberechtigt: Amazons ökologischer Fußabdruck liegt bei 44 Millionen Tonnen CO2 – das entspricht jenem von Schweden – allein im Geschäftsjahr 2018. Die genannten Mitarbeiter und Greenpeace werfen der Firma vor, Technologie für Konzerne in der Öl- und Gasindustrie zur Verfügung zu stellen, mit der neue fossile Energieträger gesucht werden. Bisherige Plädoyers, das zu ändern, stießen eher auf taube Ohren. Entsprechend reserviert zeigten sie sich nun übrigens über Bezos’ Ankündigung.

Sie verweisen auf die konträren Handlungen seines Unternehmens – etwa Amazons Finanzierung eines Events der klimawandelleugnenden Organisation Competitive Enterprise Institute.

Auch im deutschsprachigen Raum hat Amazons interner Umgang mit der Thematik schon für Skandale gesorgt: So belegten Recherchen von NDR und Greenpeace die massenhafte Vernichtung von Neuware, die bis heute praktiziert wird.

Das ist zwar eine allgemeine Problematik von Versandhändlern, Amazon trägt aber mit seiner Rolle als der mit Abstand größte eine besondere Verantwortung. Immerhin hat das aber die deutsche Politik auf den Plan gerufen, die das mit einer sogenannten Obhutspflicht im Abfallgesetz verbieten möchte.

Den eigenen Ruf grünwaschen

Dass das Unternehmen bis 2040 klimaneutral sein möchte, erscheint im Hinblick auf all diese Versäumnisse eher wie eine Beschwichtigung, um dem öffentlichen Druck etwas entgegenzuhalten, als ein ehrliches Unterfangen.

Was es braucht, um die globale Klimakrise zu bewältigen, ist nicht (nur) philantropisches Engagement von Milliardären, die darauf abzielen, sich den eigenen Ruf grünzuwaschen, sondern vor allem eines: politisches Handeln. Dass in diesem Zusammenhang besonders auf globaler Ebene zu einem großen Teil Flaute herrscht, dürfte wohl dazu beitragen, dass sich Superreiche wie Jeff Bezos erfolgreich als Retter der Welt inszenieren können – und dabei ihre eigene Rolle bei deren Zerstörung konsequent verschweigen. (Muzayen Al-Youssef, 23.2.)