Barcelona – Das neue "Wunderlenkrad" von Mercedes wird ab 2021 in der Formel 1 nicht mehr erlaubt sein. Das ergibt sich aus einer Präzisierung im Reglement für das nächste Jahr. Mit dem Dual-Axis-Steering (DAS) kann der Pilot durch Schieben und Ziehen des Lenkrades die Spur der Vorderräder während der Fahrt verstellen. Ab 2021 darf das Lenkrad wieder ausschließlich links-rechts gedreht werden.

DAS-Lenkrad.
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Das DAS-Lenkrad war das große Thema an den ersten drei Tagen der Testfahrten in Barcelona gewesen. Mercedes hat die vergangenen sechs Weltmeisterschaften gewonnen und erhofft sich von dem neuartigen Lenksystem, mit dem angeblich das Abkühlen der Reifen auf den Geraden verhindert werden kann, Vorteile für die am 15. April in Australien beginnende Saison 2020. Lewis Hamilton kann dabei mit seinem 7. WM-Titel zu Rekord-Champion Michael Schumacher aufschließen.

Allgemeines Staunen

Ferrari und Sebastian Vettel sahen sich bestens gerüstet für das Schlüsseljahr 2020. Beim neuen SF1000 wurden "alle Konzepte ins Extrem geführt", verkündete Teamchef Mattia Binotto vor gut einer Woche bei der pompösen Präsentation des roten Renners – dann kam Mercedes und hinterließ offene Münder.

Cockpit-Aufnahmen des Silberpfeils bei den Formel-1-Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zeigen, wie Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas das Lenkrad des W11 eingangs der Start-Ziel-Gerade nach hinten ziehen und vor dem Bremspunkt wieder nach vorne drücken. Bilder, die an die Bedienung eines Kampfjets erinnern und bis dato rein gar nichts mit dem Formel-1-Kosmos zu tun hatten.

Ob das Dual Axis Steering (DAS) der Mega-Coup ist, der das Weltmeisterteam auch im siebten Jahr in Folge zur klaren Nummer eins macht, darüber darf noch munter spekuliert werden. Es ist allerdings lange her, dass eine technische Innovation bei Fahrern, Ingenieuren und Fachmedien für so viel Gesprächsstoff gesorgt hat.

Nachdenkphase für Ferrari

Auch die Ferrari-Technikabteilung beschäftigt sich nun intensiv mit der Neuerung. "Ein großer Teil in der Fabrik" sei "drauf und dran, das zu verstehen. Und dann fragen wir uns, ob es Sinn macht und wie lange es dauert, so etwas zu bauen." Vettel jedenfalls ist überzeugt, dass es Mercedes "etwas bringt, sonst hätten sie es nicht im Auto."

Rechtlich sieht sich Mercedes auf der sicheren Seite, wie Technikchef James Allison bekräftigte. "Die Verstellung der Vorderräder geschieht allein über die Lenkung und unter voller Kontrolle des Fahrers", ließ auch der Automobilweltverband FIA verlauten. Lediglich eine aktive Aufhängung wäre verboten.

Dennoch äußerten mehrere Teams Zweifel an der Legalität, mit einem Einspruch vor dem Saisonstart darf gerechnet werden. Für das Jahr 2021, in dem die Formel 1 den wohl größten Einschnitt ihrer Geschichte erleben wird, schoben die Regelhüter dieser Lösung bereits einen Riegel vor. Allein die Idee sei aber schon "eine Revolution", lobte der ehemalige Formel-1-Fahrer Jolyon Palmer. (APA, sid, 22.2.2020)