In Hanau gedenken Menschen der Todesopfer.

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Wiesbaden/Hanau – Nach dem offenbar rassistisch motivierten Anschlag von Hanau hat das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) ein Hinweisportal geöffnet. Auf seiner Website können Bürger Fotos und Hinweise hochladen, die dazu beitragen könnten, die Tat aufzuklären, wie die Behörde am Sonntag mitteilte. Zudem veröffentlichte sie eine Telefonnummer, unter der sich Zeugen melden können.

Am Mittwochabend hatte ein 43-jähriger Deutscher im hessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln offenbar aus rassistischen Gründen getötet, später wurde er ebenso wie seine 72-jährige Mutter tot in seiner Wohnung aufgefunden. Die Tat löste deutschlandweit Entsetzen aus. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer kündigte am Freitag eine Ausweitung der Polizeipräsenz im ganzen Land an.

Nach den Schüssen auf eine Shisha-Bar am Samstag in Stuttgart hat die Polizei bisher keine Hinweise auf einen möglichen rechtsradikalen Hintergrund. Es werde aber nach wie vor "in alle Richtungen ermittelt", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Unbekannte hatten mehrere Schüsse auf zwei Fenster eines Gebäudes abgegeben, in dem sich unter anderem eine Shisha-Bar befindet. Ein Mitarbeiter der Bar entdeckte das beschädigte Fenster Samstagmittag und alarmierte die Polizei.

Mögliche Brandstiftung in Sachsen

Zu einer möglichen Brandstiftung im sächsischen Döbeln konnte die Polizei am Sonntag keine neuen Informationen geben. In der Nacht auf Samstag hatte aus noch ungeklärter Ursache der Schuppen eines Gebäudes gebrannt, in dem sich eine Shisha-Bar befindet. Im Nachbarhaus ist zudem ein Döner-Imbiss untergebracht. In den beiden Lokalen wurde laut Landeskriminalamt kein Feuer festgestellt. Es wurde niemand verletzt.

Weil eine politisch motivierte Straftat nicht ausgeschlossen werden kann, übernahm das Polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum des LKA Sachsen die Ermittlungen. Konkrete Hinweise auf eine politische Motivation lagen aber zunächst nicht vor. Es werde in alle Richtungen ermittelt, teilte das LKA mit.

Umfrage: Deutsche sehen größte Terror-Gefahr durch Rechtsextreme

49 Prozent der Deutschen gehen einer Umfrage davon aus, dass vom Rechtsextremismus die größte Terrorgefahr in Deutschland ausgeht. Nur 27 Prozent der Befragten hielten islamistische Fundamentalisten für die größte Bedrohung, sechs Prozent den Linksextremismus, berichtete die "Bild am Sonntag" vorab unter Berufung auf eine Umfrage des Instituts Kantar. 60 Prozent der Befragten seien zudem der Ansicht, dass die AfD eine Mitverantwortung für rechtsextremistische Gewalttaten wie die in Hanau trage. 26 Prozent glaubten dies nicht, 14 Prozent seien unentschlossen.

46 Prozent meinten zudem, dass die deutschen Sicherheitsbehörden zu wenig auf die Gefahren achten würden, die vom Rechtsextremismus ausgingen. 41 Prozent teilten diese Einschätzung nicht. (APA, Reuters, 23.2.2020)