Signal ist der Messenger der Wahl für die EU-Kommission.

Grafik: Signal

Unterschiedliche Auffassungen scheint es in den EU-Gremien derzeit über die weitere Strategie zur Messenger-Kommunikation zu geben. Während erst vor wenigen Monaten den Abgeordneten zum EU-Parlament die Nutzung von Signal untersagt wurde, rät die EU-Kommission ihren Mitarbeitern nun explizit zu dem verschlüsselten Messenger.

Ratschlag

Bereits Anfang Februar habe es eine interne Ankündigung gegeben, mit der zum Einsatz von Signal geraten wird, berichtet Politico. In dieser werde der Open-Source-Messenger wörtlich als "empfohlene Anwendung für öffentliches Instant Messaging" bezeichnet.

Damit folgt die Kommission dem Ratschlag vieler Experten, die in der Vergangenheit immer wieder die Vorteile von Signal herausgestrichen haben. Dazu gehört das offene, und mehrfach überprüfte Verschlüsselungsverfahren Axolotl, das nicht nur für Einzelgespräche sondern auch für Gruppenchats zum Einsatz kommt. Zudem ist die Software Open Source, der Quellcode kann also vollständig eingesehen werden.

Gegenseite

Abzuwarten bleibt, wie diese Empfehlung bei den Sicherheitsbehörden ankommt. Für diese ist Signal nämlich so eine Art Erzfeind. Durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung haben die Strafverfolger keinerlei Einblick in die Konversationen – was ihnen wenig Freude bereitet. Kriminelle würden dadurch geschützt, was nicht zuletzt eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit darstellt – etwa wenn dann Terroranschläge in so einem Rahmen geplant werden, so die Argumentation.

Dem halten Sicherheitsexperten entgegen, dass Ende-zu-Ende-Verschlüsselung lediglich Massenüberwachung verhindere. Klassische Polizeimethoden und auch gezielte Überwachung der Kommunikation durch die Installation von Spionageprogrammen sei hingegen noch immer möglich. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung stelle aber sicher, dass es keinen Missbrauch für ein flächendeckendes Ausspionieren der Bevölkerung gebe.

Andere Erfahrungen

Im EU-Parlament läuft die Diskussion über den bevorzugten Messenger hingegen weiter. Nachdem die ursprüngliche Empfehlung zu WhatsApp für einige Kritik gesorgt hatte, da es sich dabei um eine App von Facebook handelt, werden mittlerweile andere Optionen untersucht. Zunächst brachte die Parlamentsverwaltung Cisco Jabber ins Spiel, das auf dem offenen XMPP-Standard basiert, aber um Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erweitert wurde. Zudem hieß es, dass Signal einer Prüfung unterzogen werden soll. Seit dieser Mitte Oktober kursierenden Meldung, gab es allerdings keine neuen Informationen mehr. EU-Parlamentarier betonen jedenfalls, dass für vertrauliche Gruppengespräche momentan noch immer WhatsApp zum Einsatz kommt.

Skype

Und auch die EU-Kommission scheint sich noch nicht ganz sicher zu sein. Denn wie aus der vollständigen internen Notiz, die bei Netzpolitik.org veröffentlicht wurde, hervorgeht, ist Signal nur als Zwischenlösung gedacht. Langfristig denkt man demnach über einen Wechsel auf die mobile Version von Skype for Business nach. (apo, 24.2.2020)