So wie der Linzer Thomas Goiginger und Salzburgs Andreas Ulmer um den Ball streiten, rangeln ihre Teams um den Fußballmeistertitel in Österreich.
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Warum der LASK Meister wird

Der LASK ist unaufgeregt. Man ergeht sich nicht in Selbstlob, macht keine goscherten Kampfansagen, die Linzer gewinnen einfach nur Fußballspiele. In der laufenden Meisterschaft haben sie zum Beispiel alle zehn Auswärtspartien zu ihren Gunsten entschieden. Das ist Landesrekord und hat sich bis nach Salzburg herumgesprochen. Josef Hickersberger sagte einmal den klugen und deshalb umstrittenen Satz, nicht die Besten, sondern die Richtigen müssten spielen. Der LASK hat das verinnerlicht, wobei Alexander Schlager auch Österreichs bester Tormann ist. Einen Monsterkicker wie Erling Haaland wird und kann es bei den Oberösterreichern nie geben, absolut unleistbar, wobei des Norwegers Aufenthalt bei den Bullen im Endeffekt auch nur ein schöner Kurzurlaub war.

Der Star ist die Mannschaft, sie wurde von Jürgen Werner, dem ehemalige Spielervermittler, aktuellen Sportchef und Vizepräsidenten, optimal zusammengestellt. Werner hat ein Gspür fürs Personal: Nach dem Abgang von Oliver Glasner hat er Valerien Ismael zum Trainer bestellt. Der Franzose verblüfft, schätzt den Job, die Konzentration aufs Wesentliche, die Perfektion des Fußballs. "In Deutschland geht es nur darum, wann du gefeuert wirst. Hier kannst du in Ruhe arbeiten." Unter seiner Ägide wurde das Tempo im 3-4-3-System noch höher. Zum Leidwesen der Gegner, die der aggressiven Spielweise und der Organisation selten gewachsen sind.

Am Sonntag musste sich St. Pölten 1:4 geschlagen geben, LASK-Kapitän Gernot Trauner sprach von "einem guten Testlauf" für die Europa League am Donnerstag gegen Alkmaar. Auswärts wurde ein 1:1 erreicht. St. Pölten hat sich von Southampton den 19-jährigen Verteidiger Christoph Klarer ausgeliehen. Der staunte über die Sieger. "Das ist ja wie in der Premier League." Werner warnt: "Es heißt, man macht die meisten Fehler im Erfolg. Daher müssen wir aufpassen, dass wir den Faden nicht verlieren."

Der Faden ist freilich ein Strick. Der LASK zahlt laut Werner "nicht so hohe Gehälter. Aber im Erfolgsfall greifen wir in die Tasche. Wir sind so weit, dass die Spieler nicht jedes Angebot annehmen." Salzburg war sechsmal in Serie Meister. Der LASK wird verdächtigt, diese Dominanz zu unterbrechen. Die Linzer sind extrem hungrig. Und Hunger ist der beste Koch. (Christian Hackl, 24.2.2020)

Warum Salzburg Meister wird

Heimniederlage gegen den LASK, Europacup-Pleite in Frankfurt, Remis gegen eine schwächelnde Austria: Die Stimmung in Salzburg war schon einmal lustiger. "So ein Drecksspiel" (gegen die Austria) müsse man halt fertigspielen, sagte Bullen-Verteidiger Albert Vallci und sprach damit an, was dem Team in den letzten Partien fehlte. Nämlich Erfolge zu feiern, auch ohne Glanz. Salzburg, das war im Herbst oft Gala-Fußball. Die Abgänge von Haaland (zu Dortmund) und Minamino (zu Liverpool) schwächten den Meister. Die zwei besten Offensivkräfte zeichneten für 37 Treffer und 20 Assists verantwortlich. Dass Spieler durch gelockerte Transferregeln der UEFA mittlerweile für zwei verschiedene Klubs in einer Champions League-Saison auflaufen dürfen, hat Salzburg natürlich wehgetan.

Auch in der Bundesliga lief es zuletzt nicht rund. Nur ein Sieg aus sechs Spielen. Viermal spielten die Bullen remis, unter anderen gegen Giganten wie St. Pölten, Admira und Hartberg. Aber Trainer Jesse Marsch bringt es richtig auf den Punkt: "Zurzeit fehlt uns in entscheidenden Momenten der letzte Wille. Es gibt solche Phasen im Fußball. Da kommen wir wieder raus." Es ist nur eine Phase. Ein Blick auf die Statistik sorgt für Erleichterung. In 1461 Spielminuten mit Haaland gelang Salzburg im Herbst im Schnitt alle 23 Minuten ein Tor. In 999 Spielminuten ohne den Norweger alle 31 Minuten. Die Bullenoffensive ist also auch ohne den unpackbaren Norweger gefährlich. Neue Hoffnungen im Sturm drängen sich auf. Patson Daka hat bereits eingeschlagen, Karim Adeyemi und der Millionen-Neuzugang Emil Okafor werden bald einschlagen.

Salzburg hat nach wie vor den stärksten Kader, den meisten Speed. Mit nur drei nominellen Außenverteidigern haben die Bullen zwar eine Baustelle, Kapitän Andreas Ulmer ist 34, Patrick Farkas kämpfte sich nach einem Schlaganfall zurück, und der Däne Rasmus Kristensen ist verletzt. 23 Gegentreffer in 20 Bundesliga-Spielen sind aber keine Katastrophe. Mittelfeldmotor Zlatko Junuzovic hat eine Idee. Nicht immer, wie von Marsch gefordert, das extreme Pressing durchziehen, sondern "auch mal den Ball halten, den Gegner laufen lassen". Eine stolze Serie ist nicht gefährdet. Salzburg wird zum siebenten Mal in Folge Meister. (Florian Vetter, 24.2.2020)