Staufreie Städte

In den Städten der Zukunft werden Autos unbedeutender, der Faktor Mensch als Stauverursacher wird zunehmend bedeutungsloser. Bis es so weit ist, werden wir wohl noch Millionen von Stunden im Stau stehen und unnötige Abgase verursachen. KI könnte Abhilfe schaffen. Autonome Fahrzeuge machen dank immer schlauerer Algorithmen rasante Fortschritte.

In Zukunft könnten Verkehrsstaus der Vergangenheit angehören.
Foto: APA/AFP/MONEY SHARMA

Zugleich erhält der Begriff Verkehrsflussoptimierung durch Quantencomputer eine völlig neue Dimension. Öffentliche Verkehrsmittel, freiwillige Privatlenker und autonom E- Pkws werden dann den Routenempfehlungen der KI folgen. Auch wenn das für manche einen kleinen Umweg bedeutet, wird so der Verkehr insgesamt flüssiger, es wird weniger gebremst und beschleunigt, die Fahrtdauer aller im Durchschnitt gesenkt. Intelligente Ampeln helfen dabei.

Damit dann nicht erst recht wieder mehr Autos auf den Straßen rollen und damit Staus eines Tages Vergangenheit sind, muss parallel zur Verkehrsflussoptimierung der öffentliche Verkehr attraktiver gemacht werden.

Weniger Verschwendung

Ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet auf dem Müll. Das ist nicht nur ethisch bedenklich, auch das Klima ächzt unter der Verschwendung: Wäre Lebensmittelmüll ein Land, hätte es den drittgrößten CO2-Ausstoß nach China und den USA.

Winnow Solutions

Das Problem könnte sogar größer sein als bisher angenommen, wie eine Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, zeigt. 527 Kilokalorien – so viel wie ein Hamburger Royal Käse – landen pro Person und Tag im Müll. Der größte Teil davon entsteht in unseren Haushalten.

Aber auch in den Hinterhöfen von Restaurants, Kantinen und Cateringküchen türmen sich die Müllberge. Rund 175.000 Tonnen in Österreich landen in der sogenannten Außer-Haus-Verpflegung in der Biotonne. Das schätzt zumindest der WWF. Wie viele Schnitzel, Kartoffeln und Fleischbällchen im Müll landen wissen die Großküchen oft gar nicht.

Winnow Vision will den Gastronomen die Augen öffnen. Das Unternehmen hat einen smarten Mistkübel entwickelt, der mit einer Waage und einer Kamera ausgestattet ist. Anfangs muss das Personal noch auswählen, ob es gerade Schnitzel, Reis oder geriebenen Parmesan wegwirft. Die smarte Tonne lernt mit und erkennt Lebensmittel bald automatisch. Dem Küchenchef erstattet sie regelmäßig Bericht über Menge, Kosten und CO2-Ausstoß der verschwendeten Lebensmittel. Rund 1000 Küchen arbeiten bereits mit dem System, darunter Hotelketten und Restaurants der Möbelhauskette Ikea. Einige werfen jetzt um 75 Prozent weniger weg.

Brände vorhersagen

Die verheerenden Waldbrände im Amazonas und in Australien haben die Menschen stark für den Klimaschutz sensibilisiert. Nun sind Busch- und Waldbrände zwar nichts Außergewöhnliches. Ihre Anzahl, Häufigkeit und Dimension rufen aber danach, sich besser auf sie vorzubereiten und sie besser zu bekämpfen. Die Fortschritte im maschinellen Lernen und in anderen Bereichen der KI geben dafür Hoffnung. Mithilfe historischer Daten, immer detaillierterer Klima- und Wetterkarten sowie präziseren Simulationen können sich Forscher früher und genauer ein Bild des Ausmaßes drohender Katastrophen machen. Algorithmen helfen dabei, die Datenmenge zu stemmen.

Dank künstlicher Intelligenz können sich Einsatzkräfte und Bewohner künftig besser auf Waldbrände vorbereiten.
Foto: EPA/Sean Davey

Das erlaubt Regierungen, Einsatzkräften und Bewohnern eine bessere Vorbereitung auf unmittelbar bevorstehende Katastrophen. Auch langfristig lässt sich so bessere Prävention betreiben – etwa die Aufforstung bestimmter Pflanzenarten oder das Abholzen von Sicherheitskorridoren. Die Technologie soll Menschen auch gegenüber Fluten und Dürrekatastrophen resilienter machen.

Effizienter heizen mit KI

Etwa ein Viertel der weltweit erzeugten Energie wird verwendet, um Gebäude zu beheizen. Ein nicht unwesentlicher Anteil der CO2-Emissionen ist deshalb auch aufs Heizen zurückzuführen, denn viele Haushalte heizen noch mit Gas oder Öl. Zudem sind viele Gebäude schlecht isoliert.

Zum klimaschonenden Heizen gehört aber nicht nur die Wahl des Brennstoffs, sondern auch, dass nur dann geheizt wird, wenn es wirklich notwendig ist. Maschinelles Lernen kann dabei helfen. Eine intelligente Software kann erkennen, wann Menschen üblicherweise zuhause sind und so den Energieverbrauch zwischendurch reduzieren. Zusätzlich könnten Heizsysteme den Wetterbericht oder die Lastverteilung analysieren und dann heizen, wenn ein Überschuss an umweltfreundlichem Solar- oder Windstrom vorhanden ist. (Philip Pramer, Fabian Sommavilla, 2.3.2020)