Bei der Caritas fand am Montag erstmals seit 18 Jahren ein Warnstreik statt.

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Wien – Jobvernichtungsmaschine: Zum Thema 35-Stunden-Woche fiel Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer in der ORF-Pressestunde wenig Positives ein. Die Forderung der Gewerkschaft in den zähen Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) nach einer Reduktion der Arbeitszeit könne primär wohl nur als Eisbrecher für einen generellen Vorstoß in Sachen Arbeitszeitverkürzung verstanden werden, so Mahrer.

Was das bedeute, könne sich jeder vorstellen: "Wir werden in Österreich mit einer generellen Arbeitszeitverkürzung das Licht abdrehen. Dann können wir uns alle weiße Leintücher umhängen und geordnet zum wirtschaftspolitischen Friedhof marschieren", ließ Mahrer es nicht an einer plastischen Beschreibung fehlen.

GPA-Chefin Barbara Teiber rückte umgehend mit einer Aussendung aus und bescheinigte dem Kammerpräsidenten in der Sache pure Ahnungslosigkeit. Er habe sich offenbar nicht mit den Hintergründen der Forderung auseinandergesetzt, konterte die Gewerkschafterin scharf – und legte erneut die gesamte Palette der Argumente, die aus Sicht der Gewerkschaft für die geforderte Verkürzung bei vollem Lohnausgleich sprechen, auf den Tisch.

Streiks am Mittwoch

Wohl auch, um auf die nächste Verhandlungsrunde der Sozialwirtschaft Anfang März einzustimmen. Es wird die siebente sein. Und auf die nächsten Warnstreiks der SWÖ-Beschäftigten. Sie sind diese Woche für Mittwoch und Donnerstag terminisiert. Mittlerweile springen auch Beschäftigte aus dem Sozialbereich auf das Thema auf, die nicht vom SWÖ-Kollektivvertrag erfasst sind.

Bei der Caritas fand erstmals in den 18 Jahren des eigenen Kollektivvertrags der katholischen Hilfsorganisation am Montag ein Warnstreik statt. "Löhne rauf, Arbeitszeit runter", lautete die Kampfparole, die Mitarbeiter vor dem Wiener Caritas-Tageszentrum beim Hauptbahnhof ausgaben. Die 15.000 nach diesem KV beschäftigten Caritas-Mitarbeiter würden sich mit den 125.000 Beschäftigten der Sozialwirtschaft solidarisieren, lautete die Botschaft.

Es sei "die richtige Forderung zur richtigen Zeit", richtet Caritas-Betriebsrat Josef Wenda via Austria Presseagentur aus. Man streike erstmals, "damit die Dienstgeber sehen, es ist uns ernst". Für ernsthaft "systemgefährdend" hält sie hingegen Kammerfunktionär und Fachvertreter der Gesundheitsbetriebe Julian Hadschieff. (rebu, 24.2.2020)