Papageno überwand seine Krise. Hilfe erhielt er von drei Knaben, die ihn vom Suizid abhielten.

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Papageno, das ist jene Hauptfigur in Mozarts Singspiel "Die Zauberflöte", die im Glauben um den Verlust seiner geliebten Papagena in eine Krise stürzt, von Gedanken an Suizid geplagt und schließlich von drei Knaben abgebracht wird, diese Gedanken auch in die Tat umzusetzen.

Dieser Papageno-Effekt wurde bereits in mehreren Studien über Suizidberichterstattung nachgewiesen. Forscher der MedUni Wien versuchten dieses Phänomen jetzt direkt an betroffenen Personen zu erforschen. Insgesamt nahmen 266 Probanden an der Studie teil, davon hatten 51 Personen im vergangenen Jahr einen Suizidversuch unternommen.

Die Teilnehmer wurde zufällig in drei Gruppen aufgeteilt. Diese unterschieden sich im Laufe der Online-Studie nur dadurch, dass sie unterschiedliche Texte zum Lesen bekamen: Einerseits war dies ein persönlicher Bericht eines Menschen, der eine ähnliche Krise gemeistert hat, andererseits handelte es sich um einen Artikel, in dem ein Experte über Tipps zur Bewältigung suizidaler Gedanken spricht. Im dritten Text ging es um um Influenzaimpfungen. Zu jeweils drei Zeitpunkten beantworteten die Studienteilnehmer Fragebögen, aus denen sich auf die Suizidalität rückschließen lässt.

Betroffene befragen

Es zeigte sich, dass vor allem der persönliche, positive Erfahrungsbericht Betroffenen helfen kann: In der Gruppe, die diesen Text las, ging die Suizidalität um rund 20 Prozent zurück. Das Lesen des Berichts mit den Expertentipps reduzierte die Suizidgedanken im Schnitt um etwas weniger als zehn Prozent. Dieses Ergebnis war jedoch nicht statistisch signifikant. Beim thematisch unpassenden Artikel stellte sich der "Papageno-Effekt" gar nicht ein.

"Betroffene zu befragen und deren positive Erfahrungsberichte medial zu verbreiten, hilft anderen potenziell suizidgefährdeten Personen ganz besonders. Die Ergebnisse unserer Studie sind sozusagen ein Appell an die Medien, das Themenfeld zu übernehmen und damit präventiv zu wirken", interpretiert Studienleiter Thomas Niederkrotenthaler von der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin der MedUni Wien das Ergebnis.

In der Suizidforschung und bei der therapeutischen Unterstützung Betroffener werden daher auch neue Ansätze forciert, die die persönlichen Erfahrungen anderer Betroffener involvieren, sei es durch Online-Beratung oder als begleitende Maßnahmen bei psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlungen. (red, 25.2.2020)