In vitro-Tests im Labor zeigten, dass das alte Malariamittel Chloroquin eventuell auch Covid-16 wirken könnte. Ob das Medikament auch im menschlichen Organismus einen Effekt hat, muss noch geprüft werden.

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Wien – Die Ausbreitung des Covid-19 Virus macht ein optimales Management im Verdachtsfall in Krankenhäusern zu einem entscheidenden Faktor. Eine ursächliche Behandlung gibt es nicht. In Laborversuchen wurden allerdings Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit zweier bekannter Arzneimittel gezeigt. "Wir hatten Zeit, uns darauf vorzubereiten", sagte am Mittwoch der Linzer Experte Helmut Salzer.

"Im Grunde ist die Sachlage nicht anders als bei anderen Viruserkrankungen der Atemwege. Das gilt auch für die Influenza", erklärte der Pneumologe vom Kepler Universitätsklinikum in Linz, Leiter des Arbeitskreises "Infektiologie und Tuberkulose" der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Für die Allgemeinbevölkerung wäre es wichtig, die Sicherheit vor einer Ansteckung durch einfache Hygienemaßnahmen zu erhöhen: "Händehygiene ist das Um- und Auf." Häufiges Händewaschen, zum Beispiel nach dem nach Hause Kommen, nach der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel etc. sei ein einfaches und probates Mittel.

Was sich durch das Auftreten der vielen Covid-19-Erkrankungen vor allem in Italien geändert hat: Das Befragen von potenziell Infizierten zu ihrer "Reisegeschichte" durch den Arzt muss von China auch auf Italien ausgedehnt werden. Das dürfte für Österreich in Zukunft wahrscheinlich noch wichtiger werden.

Unnötige Umwege vermeiden

Ein entscheidender Faktor ist schließlich das richtige Reagieren in Spitälern, in denen Personen mit Coronavirus-Verdacht ankommen. "Notfallaufnahme, Lungenabteilung und HNO-Abteilung, wo solche Personen am ehesten eintreffen, sind dementsprechend vorbereitet. Patienten mit Symptomen wie glasige Augen, Symptomen einer Grippe, Husten etc. bekommen eine Maske", so Salzer. Es würden alle notwendigen Maßnahmen der Hygiene durchgeführt. Im Verdachtsfall erhebe ein sofort herbeigeholter Oberarzt eine entsprechende Reiseanamnese und erhebt Kontaktpersonen etc.

"Dann kommt der Patient den Leitlinien entsprechend direkt in eine Isolierstation. Wichtig ist eben, dass ein Verdacht so früh wie möglich geschöpft wird. Damit kann vermieden werden, dass der Betroffene im Spital unnötige Umwege macht", sagte Salzer. So wird sichergestellt, dass nicht noch mehr Personen in Kontakt mit dem Betroffenen kommen. Auch das alles ist nicht "neu" mit Covid-19. "Das haben wir mit der Influenza jedes Jahr."

Eine zugelassene ursächliche Therapie gegen Erkrankungen durch das neue Coronavirus gibt es derzeit noch nicht. "Bei Krankheitssymptomen erfolgen damit vor allem supportive Maßnahmen. Bei Flüssigkeitsverlust wird man diesen ausgleichen. Bei Schwerstkranken ist die Beatmung entscheidend", sagte der Pneumologe.

Krankheitsverlauf bestimmt Maßnahmen

Die US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC) verweisen bei Vorliegen einer schweren akuten respiratorischen Infektion (SARI) auf die Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bereits vor Jahren für MERS-CoV-Erkrankungen erstellt wurden und dezidiert auch für Personen mit Covid-19 gelten. Je nach Schwere der Symptome werden unterschiedliche Formen der Beatmung empfohlen. Bei noch milder akuter respiratorischer Insuffizienz kann die Gabe von Sauerstoff über eine Atemmaske ausreichen. In schwereren Fällen kommt eine invasive Beatmung zur Anwendung.

Damit sollte beispielsweise bei Erwachsenen zumindest eine Sauerstoffsättigung von 90 Prozent oder darüber im Blut erreicht werden. Dabei geht es darum, die Intensität der Überdruckbeatmung optimal anzupassen, um noch zusätzliche Schäden durch die künstliche Beatmung selbst zu verhindern, auf der anderen Seite aber auch die ausreichende Sauerstoffversorgung sicherzustellen.

Bei solchen Lungenentzündungen wird jedenfalls von der Anwendung von Cortison primär abgeraten. Der Linzer Pneumologe: "Das Cortison dämpft die Entzündungsreaktion, die eine Abwehrreaktion darstellt. Und die will man ja bei solchen Patienten nicht schwächen."

Mögliche Medikamente

Die westliche Welt ist im Vergleich zum Coronavirus-Epidemieland China derzeit in einer vergleichsweise günstigen Situation. "Die chinesischen Wissenschafter haben Daten darüber gesammelt, welche Medikamente eventuell gegen Covid-19 wirken könnten. So weiß man aus in vitro-Tests im Labor bereits, dass das alte Malariamittel Chloroquin eventuell einen Effekt haben könnte. Das wird bereits in Südkorea erprobt", erklärte der Experte.

Schließlich gibt es auch Labordaten, die auf eine mögliche Wirksamkeit eines seit Jahren in der HIV-Therapie häufig eingesetzten Kombinationsmedikament hindeuten. Die enthaltenen Wirksubstanzen (Protease-Inhibitoren) sind Lopinavir und Ritonavir. "Diese Mittel wird man aber wahrscheinlich nur in wirklich lebensbedrohlichen Situationen verwenden", betonte der Experte. (APA, 25.2.2020)