Er soll das Problem verstopfter Mobilfunknetze lösen, dabei helfen, Industrieprozesse zu modernisieren, der Telemedizin zum Durchbruch verhelfen und die Digitalisierung der Verwaltung beschleunigen. Der neue Mobilfunkstandard 5G ist ohne Zweifel der aktuelle technologische Wunderwuzzi.

Alle drei heimischen Netzanbieter sind mittlerweile in den Echtbetrieb übergegangen und versorgen kleine Teile des Landes mit 5G. So auch A1, bei dem das neue Netz in 5G derzeit ein – stetig wachsender – Fleckerlteppich ist. DER STANDARD ist ausgerückt, um zu testen, wo und wie gut der Zugang derzeit eigentlich möglich ist.

Testverfahren

Für die Stichprobe wurden sieben Orte auserkoren und am 24. Februar besucht. Drei davon sind laut der offiziellen Abdeckungskarte von A1 im 5G-Empfangsbereich: der Westbahnhof, der Schwedenplatz und das Ernst-Happel-Stadion. Drei weitere verfügen theoretisch über LTE-Anbindung mit bis zu 150, 300 oder 500 Megabit pro Sekunde und liegen nahe an mit 5G abgedeckten Arealen: der Bahnhof Hütteldorf, die Wienerberg City und der Stephansplatz.

Etwas außer Konkurrenz läuft die STANDARD-Redaktion. Sie liegt offiziell im 150 Mbit/s-Bereich für LTE, praktisch aber in einer Art A1-Funkloch und war zudem der einzige Indoor-Test. Alle anderen Messungen wurden an der frischen Luft vorgenommen. Zum Einsatz kam ein Samsung Galaxy S10 5G mit für 5G freigeschalteter A1-SIM-Karte. Während der Anfahrt zu jedem Messpunkt wurde das Handy in den Offline-Modus versetzt, um vor Ort sicherzustellen, dass es möglichst in die nächstgelegene Funkzelle eingebucht ist.

Zur Messung der Bandbreite wurde die App Ookla Speedtest herangezogen, wobei jeweils drei Messvorgänge durchgeführt wurden. Der Mittelwert ist im Fließtext abgebildet. Die Detailergebnisse nebst Messzeiten können in diesem Google-Sheet eingesehen werden.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 1: Westbahnhof

5G laut Karte: Ja

5G-Verbindung möglich: Nur sporadisch

Ergebnis: 108,6/34,7 Mbit/s (Download/Upload)

Der Westbahnhof ist trotz seiner Degradierung zu einem Regionalbahnhof seitens der ÖBB immer noch einer der wichtigsten Knotenpunkte westlich des Stadtzentrums. Laut der Netzkarte liegt er solide im nordöstlichen Teil eines Empfangsgebiets, das Teile des 15., 6. und 12. Bezirks umfasst. Und tatsächlich: Kurz nachdem die Mobilfunkverbindung des Galaxy S10 wieder aktiviert worden ist, taucht auch das 5G-Logo in der Benachrichtigungsleiste auf.

Sie ist allerdings ein scheues Reh, denn wenige Sekunden später schaltet das Handy wieder auf LTE um. Ein strategischer Rundgang am Bahnhofsvorplatz verbessert die Lage nicht wirklich. Jegliche Einbuchung ins 5G-Netz ist nach wenigen Momenten auch schon wieder vorbei. Es bleibt also nichts anderes übrig, als mit diesem Stand die Messungen durchzuführen. Das Ergebnis kann sich – auch wenn zu diesem Zeitpunkt nicht allzu viel los war – für LTE-Verhältnisse sehen lassen. Für 5G, mangels Empfang, allerdings nicht.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 2: Hütteldorf

5G laut Karte: Nein

5G-Verbindung möglich: Nein

Ergebnis: 66,5/14 Mbit/s

Hütteldorf ist wohl der wichtigste Öffi-Knotenpunkt am westlichen Rand von Wien – nicht zuletzt, weil mit dem Allianz-Stadion eine nicht ganz unwichtige Fußballarena regelmäßig Besucher anlockt. Die A1-Karte sieht den Bahnhof im Grenzgebiet zwischen der 500- und der 300-Mbit-Zone für LTE. Nördlich und weiter westlich (Auhof) grenzt die Gegend allerdings an 5G-Areale.

Das Messergebnis entspricht den Erwartungen. Das Handy bekommt am Vorplatz eine stabile 4G-Verbindung mit solider Bandbreite. Keine Überraschung.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 3: Wienerberg City

5G laut Karte: Nein

5G-Verbindung möglich: Nein

Ergebnis: 38,3/9,7 Mbit/s

Die Wienerberg City, ein Büro- und Wohnkomplex aus Hochhäusern in der Nähe des wichtigen innerstädtischen Naherholungsgebietes Wienerberg, liegt auf der Karte in der 500-Mbit-Zone, eingepfercht zwischen schlechter abgedeckten Gebieten und dem 5G-Areal rund um den Bahnhof Meidling.

5G-Empfang ist hier, wie zu erwarten, nicht möglich. Das Messergebnis ist – in Anbetracht ziemlich leerer Straßen – für die Zone allerdings auch nicht berauschend.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 4: Ernst-Happel-Stadion

5G laut Karte: Ja

5G-Verbindung möglich: Ja

Ergebnis: 610/48,1 Mbit/s

Das ehemalige Praterstadion muss man wohl nicht großartig beschreiben. Es ist meist Heimstätte des österreichischen Fußballnationalteams und gleichzeitig die größte Sport- und Veranstaltungsstätte des Landes – und seit gut zwölf Jahren auch per U-Bahn erreichbar. In der Netzkarte befindet es sich im nördlichen Ausläufer eines 5G-Gebietes, das sich von dort bis in den 1. Bezirk erstreckt.

Und tatsächlich klappt hier auch die Anbindung an das 5G-Netz auf Anhieb und ohne Probleme. Am wenig besuchten Vorplatz konnten dann auch ordentliche Geschwindigkeiten gemessen werden. Im Downstream durchbrach man klar die (ohnehin als eher theoretisch anzusehende) Bandbreitengrenze von LTE bei A1.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 5: Schwedenplatz

5G laut Karte: Ja

5G-Verbindung möglich: Nein

Ergebnis: 24,1/27 Mbit/s

Vom Schwedenplatz aus erreicht man nicht nur zwei U-Bahn-Linien, sondern kann auch gemütlich in den 1. und 2. Bezirk hineinspazieren. Das nahe gelegene "Wiener Bermudadreieck" ist für viele zudem ein wichtiger Teil des Nachtlebens. Laut Netzkarte sollte es hier auch 5G-Empfang geben.

Praktisch allerdings wollte sich das Galaxy S10 zu keiner Zeit ins 5G-Netz einbuchen und verharrte auch bei einem Rundgang stur bei LTE. Bei mittelmäßigem Passantenaufkommen konnte hier nur ein eher wenig berühmtes Ergebnis erzielt werden. Die Upstreambandbreite war zwar sehr okay, doch im Downstream schien das Netz gut ausgelastet zu sein.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 6: Stephansplatz

5G laut Karte: Nein

5G-Verbindung möglich: Ja

Ergebnis: 30,8/33,5 Mbit/s

Der Stephansplatz bildet das Herz der Wiener Altstadt mitsamt seinem imposanten Dom – und ist damit auch der ultimative touristische Hotspot der Stadt. Zudem kreuzen sich hier die U1 und die U3, die Passagiere in den Süden, Nordosten, Westen und Südosten von Wien bringen. Laut den Daten von A1 liegt er gerade so nicht im 5G-Gebiet.

In diesem Test zeigte sich hier das verwirrendste Ergebnis. Obwohl es eigentlich keinen 5G-Empfang geben sollte, hatte das Handy eine stabile Anbindung an das neue Mobilfunknetz von A1. Von Bandbreiten wie beim Happel-Stadion war hier aber nichts zu merken. Hier stellt sich die Frage, inwieweit 5G-Anbindungen noch an der LTE-Infrastruktur "mitnaschen". Für LTE wäre das Ergebnis angesichts des zum Testzeitpunkt massiven Touristenaufkommens durchaus beachtlich. Für die hohen Erwartungen an 5G fällt es ziemlich mau aus.

Foto: DER STANDARD/Pichler - Screenshot: A1-Netzkarte

Station 7: Die STANDARD-Redaktion (Landstraße)

5G laut Karte: Nein

5G-Verbindung möglich: Nein

Ergebnis: 13,4/0,6 Mbit/s

Unmittelbar neben dem Einkaufszentrum The Mall und dem Bahnhof Landstraße befindet sich die Redaktion des STANDARD, die hier "außer Konkurrenz" läuft. Während die hausinterne Internetverbindung per Glasfaser eine flotte Datenautobahn liefert, ist das Gebäude offenbar für A1-Funkmasten schlecht gelegen. Denn die über LTE erzielbaren Bandbreiten erinnern aufgrund der schlechten Empfangsstärke eher ans 3G-Zeitalter. Über die Netze der anderen beiden Betreiber geht es deutlich flotter zu. 5G-Empfang gibt es hier (leider) weder auf der Karte noch in der Praxis.

Fazit

Dieser Test liefert freilich nur eine Stichprobe von drei Orten in Wien, die eigentlich 5G-Anbindung haben sollten, aber nur in einem Fall tatsächlich hatten. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Gebiete, die laut Karte Zugang zum neuen Mobilfunkstandard bieten.

Eine generelle Aussage darüber, ob man sich bereits ein 5G-Handy oder ein stationäres Angebot mit 5G-Router zulegen sollte, erlaubt der Test allerdings nicht. Wer viel abseits von Ballungszentren unterwegs ist, dem bringt aufgrund des noch in den Kinderschuhen steckenden Netzausbaus ein Smartphone mit 5G-Modem derzeit noch wenig.

Wer im Empfangsbereich wohnt und keinen Zugang zu einer Anbindung mit hoher Bandbreite über Kabel oder DSL hat, kann die Anschaffung eines 5G-Tarifs durchaus erwägen. Man sollte jedoch Gebrauch von den Testmöglichkeiten machen, die die Netzbetreiber einräumen. Denn wenn dieser Test eines gezeigt hat, dann dass man den Netzabdeckungskarten (die mitunter auf Computermodellen statt tatsächlichen Messungen basieren) nicht blind vertrauen sollte. (Georg Pichler, 26.2.2020)