In der Provinz Salta in Argentinien wird der Wald niedergemacht, um Platz für den Sojaanbau zu schaffen. Investitionen von Superreichen leisten der Abholzung Vorschub.

Foto: Rodrigo Montani

Bern – Eine der Hauptursachen für die Entwaldung insbesondere in tropischen Regionen ist die Ausdehnung der Anbauflächen. Abholzung setzt dabei nicht nur Kohlenstoff frei, sondern führt auch zum Verlust der tierischen und pflanzlichen Diversität und von ganzen Ökosystemen. Eine bedeutende Rolle bei der Zerstörung von Waldgebieten spielen reiche Privatpersonen, die zunehmend in den Agrarsektor investieren, wie eine aktuelle Studie dargelegt hat. Die Entwicklung heizt den Anbau von pflanzlichen Rohstoffen an, die sich für die menschliche Ernährung, für die Industrie und als Tierfutter eignen. Dieser Kapitalfluss wiederum trägt direkt zur Entwaldung im globalen Süden bei.

Besonders bedeutend sind dabei sogenannte Flex-Crops, landwirtschaftliche Produkte wie Soja, Palmöl oder Zuckerrohr, die sowohl der menschlichen Ernährung als auch der Futtermittelproduktion oder industriellen Zwecken dienen. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass allein der Anbau von Ölpflanzen wie Palmöl oder Soja für etwa einen Viertel der Emissionen verantwortlich ist, die weltweit wegen der Abholzung von Wäldern entstehen. Der Boom von Flex-Crops geht auf verschiedene globale sozio-ökonomische Entwicklungen zurück; eine davon ist die steigende Ungleichheit. Bislang weitgehend unerforscht blieb dabei der Einfluss von Investitionen extrem reicher Privatpersonen.

Superreiche investieren in Flex-Crops

Die neue Studie, die von Graziano Ceddia am Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern durchgeführt wurde, untersuchte erstmals, wie sich die Landwirtschaftsinvestitionen von Superreichen auf die Ausdehnung von Flex-Crops im globalen Süden auswirkt. Die Arbeit, die sich über den Zeitraum von 1991-2014 auf 21 Länder in Lateinamerika und Südostasien konzentriert, belegt: Die Zunahme des Vermögens von reichen Privatpersonen korreliert stark mit dem Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in die Landwirtschaft in diesen beiden Weltregionen – und führt damit zur Ausdehnung der Anbauflächen von Flex-Crops.

Gleichzeitig zeigte sich, dass die globalen Investoren von der Erwartung hoher Renditen solcher Kapitalanlagen angezogen wurden. "Privatinvestoren legen ihr Kapital im Agrarsektor im globalen Süden an, weil die Erträge traditioneller Investitionen zurückgegangen sind", so Studienautor Ceddia.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Vermögenskonzentration bei reichen Privatinvestoren eine entscheidende Rolle bei der Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche im globalen Süden spielt und damit direkt zur Entwaldung beiträgt. Gemäß der Untersuchung, die nun im Fachjournal "Nature Sustainability" veröffentlicht wurde, hat während des untersuchten Zeitraums ein Anstieg des Vermögens der Superreichen um ein Prozent zu einer Ausweitung der Flex-Crop-Anbauflächen um 2,4 bis 10 Prozent geführt.

Ungleichheit wirkt umweltzerstörend

"Die Resultate verdeutlichen, dass es wichtig ist, die Auswirkungen von Ungleichheit auf die Umwelt zu untersuchen und sich dabei nicht nur auf die Verteilung der Einkommen zu konzentrieren, sondern auch auf die Verteilung der Vermögen", sagt Ceddia. Denn erst große Vermögen ermöglichten private Investitionen im Landwirtschaftssektor im großen Stil. Und Reichtum sei viel ungleicher verteilt als Einkommen. "Die Studie macht augenfällig, dass die Ungleichheit dringend verringert werden muss, wenn man Umweltrisiken minimieren will." Außerdem müsse die Forschung zu den Zusammenhängen zwischen Vermögensverteilung, Investitionen und Umweltzerstörung intensiviert werden. (red, 26.2.2020)