"Wir sehen uns als Plattform für Integration und wollen gemeinsam mit den geflüchteten Menschen Teil der Wiener Gesellschaft sein", umschreibt Jakob Schott von PlayTogetherNow die Tätigkeit des Vereins. Jakob engagiert sich seit 2015 für den Verein, der im selben Jahr von Obmann Joe Schramml gegründet wurde. "Traiskirchen war damals total überfüllt, der damalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat dann minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in einem Heim in Erdberg aufgenommen. Anfangs hatten die dort überhaupt keine Beschäftigung und dagegen wollte Joe etwas tun", blickt Jakob zurück. Und auch Jakob wollte aktiv werden und etwas tun. "Ich bin in Wien aufgewachsen und mir geht es gut. Als die vielen Geflüchteten, denen es aufgrund ihrer Erlebnisse alles andere als gut ging, in Wien angekommen sind, wollte ich einen Beitrag leisten, diesen Menschen zu helfen. Und ich hatte damals die Zeit, mich zu engagieren. Also sprach für mich nichts dagegen mitzuhelfen."

Mannschaften nehmen an Diözesanmeisterschaft teil

Sowohl Frauen als auch Männer spielen bei PlayTogetherNow Fußball, zwei Herrenmannschaften und eine Damenmannschaft nehmen am Ligabetrieb der Diözesanmeisterschaft teil. In den Teams kicken Wienerinnen und Wiener gemeinsam mit Spielerinnen und Spieler aus Afghanistan, Syrien oder afrikanischen Ländern. "Wir haben sehr gute Fußballer dabei und sind generell eine ziemlich bunte und motivierte Truppe, das funktioniert sehr gut." Dass das auch ganz anders laufen kann, hat Jakob am Beginn des Projekts miterlebt, "da standen viele Geflüchtete aufgrund ihrer Fluchterfahrung und der Situation in ihren Heimatregionen noch unter extremem Stress. Es wurde viel härter gespielt, mittlerweile hat sich das gedreht und sie sind viel lockerer geworden."

In den Teams von PlayTogetherNow spielen Wienerinnen und Wiener gemeinsam mit geflüchteten Menschen.
Foto: PlayTogetherNow/Lukas Schöffel

Bei PlayTogetherNow geht es aber nicht nur ums Spielen, parallel wird unter anderem auch psychologische Betreuung angeboten und der Verein fungiert als offiziell anerkannte Propädeutikumsstelle für angehende Psychotherapeuten. "Bei uns stehen andere Dinge im Vordergrund, weniger das unbedingte sportliche Gewinnen", sagt Jakob. "Natürlich würden auch wir gerne all unsere Matches für uns entscheiden, aber im Vordergrund steht die Implementierung des FairPlay-Gedankens." Deshalb stehen auch nicht immer nur die Besten in der Startelf, wodurch der Respekt für alle Teammitglieder gefördert wird.

Schwimmkurse und Kochevents

Neben Fußball bietet PlayTogetherNow aufgrund der großen Nachfrage auch andere gemeinsame Aktivitäten an. Es wird Theater gespielt und einmal im Monat wird gemeinsam gekocht. "Viele der Geflüchteten, die bei uns waren, konnten nicht richtig kochen und haben sich dementsprechend schlecht ernährt. Für uns als Sportverein war es aber wichtig, dass sich die Leute auch im Ernährungsbereich weiterentwickeln", sagt Jakob. Ähnliches gilt für die angebotenen Schwimmkurse. "Es gibt ja immer wieder diese schrecklichen Nachrichten von ertrunkenen Flüchtlingen und auch viele von unseren Teilnehmenden konnten nicht schwimmen. Deshalb haben wir gemeinsam mit einer Schwimmlehrerin begonnen, Schwimmkurse anzubieten."

Einmal im Monat wird bei PlayTogetherNow gemeinsam gekocht
Foto: PlayTogetherNow/Lisa-Marie Koller

Jakob, der den Frühjahrslehrgang 2019 der Akademie der Zivilgesellschaft absolviert hat, ist bei PlayTogetherNow im Vorstand tätig. Er kümmert sich um administrative Angelegenheiten und stellt den Verein immer wieder bei internationalen Veranstaltungen vor. Zu den großen Herausforderungen des Vereins zählt, wie bei vielen anderen ehrenamtlichen Initiativen auch, die finanzielle Sicherstellung des laufenden Betriebs. Im Fußballbereich müssen Platzmieten, Ligagebühren und Schiedsrichter bezahlt werden, da kommt pro Monat einiges an Fixkosten zusammen, die der Verein hauptsächlich dank seiner Spenderinnen und Spender bezahlen kann. "Das Finanzielle ist zwar eine trockene Materie, aber mir macht das auch Spaß, denn man muss beim Ausfüllen von Anträgen immer wieder auch das eigene Handeln reflektieren", erzählt Jakob. Neben den finanziellen Herausforderungen machen ihm vor allem die menschlichen Schicksale zu schaffen, mit denen Jakob und die anderen Engagierten jeden Tag konfrontiert werden. "Aktuell beschäftigen uns vor allem die vielen Abschiebeverfahren, bei denen wir die Geflüchteten individuell betreuen. Das nimmt einen sehr stark mit, weil das teilweise Leute sind, mit denen wir seit mehreren Jahren dreimal die Woche gemeinsam gespielt und andere Dinge unternommen haben", gibt Jakob zu Protokoll.

Engagement trägt zur Selbstwirksamkeit bei

"Aber", und das ist Jakob wichtig zu betonen, "auch wenn es manchmal emotional sehr schwer ist und immer wieder stressige Phasen anstehen, gibt einem das ehrenamtliche Engagement total viel. Es trägt zur Selbstwirksamkeit bei und man merkt, dass man wirklich etwas bewegen kann. Und selbst wenn man mal nicht so motiviert ist, bekommt man immer wieder was von den Leuten zurück. Und das ist einfach unbezahlbar." (Philipp Schneider, 27.2.2020)

Jakob Schott ist 28 Jahre alt und arbeitet als Projektkoordinator bei Concordia Sozialprojekte in Wien. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit bringt er pro Woche zwischen 5 und 10 Stunden auf.

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