Für den damaligen FPÖ-Verteidigungsminister war es offensichtlich kein großes Thema. Mario Kunasek "degradierte" im Jahr 2018 die Cyberdefence des Bundesheers. Sie ist seither kein eigenes Kommando mehr, sondern wurde Teil der sogenannten Streitkräftebasis, der unter anderem auch das Militärhundezentrum unterstellt ist. Eine Sparmaßnahme, wie es seitens des Bundesheers dazu hieß. Der Schritt hat allerdings am Image der Cyberdefence schwer gekratzt, und es ist schwieriger geworden, qualifiziertes Personal zu finden. Laut STANDARD-Informationen sollen bis zu 50 Experten fehlen.

Niedrige Gehälter

Es sind Stellen offen, bestätigt Bundesheersprecher Michael Bauer dem STANDARD. Allerdings fehlt auch in anderen Ministerien dringend benötigtes Personal, so Bauer. Ein Problem sei aber, dass der Bund seinen IT-Experten vergleichsweise wenig zahlt. Auf dem freien Markt "werden Cybergurus besser bezahlt".

Für den Neos-Abgeordneten Douglas Hoyos wurde "die Cyberdefence im Bundesheer unter der türkis-blauen Bundesregierung heruntergewirtschaftet. In Folge haben wir hervorragende IT-Fachleute verloren, und nun wundern wir uns, dass wir zur Bewältigung solcher Angriffe Know-how aus der Privatwirtschaft zukaufen müssen."

Einsatz Außenministerium

Wie wichtig die Cyberdefence des Bundesheers ist, zeigte sich rund um den Angriff auf das Außenministerium. Seine Mitarbeiter waren zur Stelle, um den Angriff abzuwehren und aufzuklären. Dieser Assistenzeinsatz wurde vom Innenministerium angefordert. Bei der Attacke gelang es den Angreifern auch, Dokumente zu erbeuten. Der Angriff wurde vor rund zwei Wochen für "beendet" erklärt, nachdem er Anfang Jänner öffentlich bekanntgemacht worden war.

Verstärkte Angriffe auf IT-Systeme des Heeres

Für das Bundesheer ist der Mangel an IT-Experten ein handfestes Problem, da die Attacken auf seine Systeme in den vergangenen Monaten zugenommen haben. Mit der Abwertung der Cyberkräfte steht Österreich international allein da. Fast alle Staaten rüsten den Bereich auf, da der Cyberspace immer mehr zu einem Schlachtfeld wird. Insbesondere die USA, Russland und China setzen massiv auf Auseinandersetzungen und Spionage im Netz. (Markus Sulzbacher, 27.2.2020)