Gery Keszler verkündete im Juni 2019 das Aus für den Life Ball.

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Wien – Einen Life Ball 2020 wird es definitiv nicht geben, das stand schon länger fest. Derzeit sieht es aber überhaupt nicht mehr danach aus, dass es eine Neuauflage des schrillen Charity-Events im Wiener Rathaus oder eine andere Form eines "Life Ball reloaded" in den kommenden Jahren geben wird.

Schon vor dem letzten Fest im Juni 2019 hatte Gründer Gery Keszler das Aus für den Life Ball verkündet. Verantwortlich machte er ausgebliebene Sponsorengelder und meinte damit auch eine von der Stadt Wien abgeschlagene Erhöhung der Subventionssumme. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte daraufhin, dass er sich "sehr" um eine Weiterführung bemühen wolle. Die Idee des Life Ball müsse bestehen bleiben – auch ohne Keszler, aber das sagte Ludwig nur zwischen den Zeilen. Es gebe jedenfalls die Bereitschaft Wiens, "ein geeignetes Projekt finanziell und organisatorisch, aber auch politisch zu unterstützen".

Kein direkter Life-Ball-Nachfolger

Dass es keinen direkten Nachfolger geben wird, ist aber seit Mittwoch klar. Die Stadt gab bekannt, die bereits vorab für Life-Bälle in den Jahren 2020 und 2021 beschlossene finanzielle Unterstützung mehreren anderen Projekten zur Verfügung zu stellen. Konkret handelt es sich um 800.000 Euro pro Jahr. Schon bisher wurden die im Bereich HIV/Aids tätigen Vereine mit einer Förderung von 840.000 Euro pro Jahr bedacht. Diese Summe wird um 200.000 Euro aus dem bisherigen Life-Ball-Topf erhöht. Damit sollen die Ausfälle von Einnahmen aus dem Ball kompensiert werden, wie Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) erläuterte. Zudem wird ein Plan für die langfristige finanzielle Sicherung dieser Aidshilfe-Vereine erarbeitet.

Die Forschung im Bereich Aids in Wien soll ausgebaut werden. Ein eigener Aids-Forschungskongress wird stattfinden, kündigte Hanke an: Dafür werden rund 150.000 Euro bereitgestellt.

Am 13. Juni findet in der Hauptstadt zum 25. Mal die Regenbogenparade statt. Eingebettet ist die Parade über die Wiener Ringstraße in die Vienna Pride: Die größte LSBTIQ-Veranstaltung Österreichs (Lesbisch, Schwul, Bi, Trans, Inter, Queer) läuft von 1. bis 14. Juni. Die Stadt Wien will den "Regenbogenmonat Juni" aufwerten und die Veranstaltungen "organisatorisch und finanziell mit einem Betrag von 300.000 Euro unterstützen", wie es heißt.

Am 4. September, dem Tag der sexuellen Gesundheit, sind zudem zahlreiche Informationsveranstaltungen und Angebote zu den Themen Gesundheitskompetenz, Verhütung und sexuelle Gesundheit für jugendliche und junge Erwachsene vorgesehen. Dafür wird von der Stadt ein Budget von 150.000 Euro bereitgestellt.

Keine zusätzlichen finanziellen Mittel

Zusammengerechnet sind das eben die 800.000 Euro pro Jahr, die für mögliche Life-Ball-Events für dieses und kommendes Jahr vorgesehen gewesen wären und von der Stadt Wien schon budgetiert waren. Zusätzliche Mittel sind das nicht. Allein der letzte Life Ball 2019 hatte einen Gewinn von rund einer Million Euro erzielt. Abzüglich entstandener Kosten wurden internationale Projekte mit 611.000 Euro bedacht, nationale NGOs erhielten 126.000 Euro. (David Krutzler, 26.2.2020)