Gery Keszler veranstaltete mit seinem Team 26-mal den Life Ball. Im Juni 2019 gab es die letzte Ausgabe des Charity-Events.

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Wien – Mit heftigen Worten hat Life-Ball-Gründer Gery Keszler auf die Ankündigung der Stadt Wien reagiert, die bisher für die Charity-Veranstaltung reservierten Gelder direkt an Aidshilfe-Vereine und -Initiativen auszuschütten. Das Vorgehen der Stadt bezeichnete Keszler im STANDARD-Gespräch als "befremdlich und beschämend".

Wie berichtet, kündigte die Stadt an, die Fördersumme von 800.000 Euro, die bereits für die Life-Ball-Ausgaben 2020 und 2021 im Gemeinderat beschlossen wurden, Aidshilfe-Vereinen, der Regenbogenparade oder auch für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. "Hätten wir das Geld erhalten, hätte es heuer wieder einen Life Ball gegeben", sagt Keszler. "Wir hätten das Geld für Aidshilfe-Initiativen multipliziert."

Das Aus für den Life Ball habe Keszler nie angestrebt. "Das Märchen, dass ich aufhören wollte, stimmt einfach nicht. Diese Erzählung hält die Stadt Wien aufrecht", sagt er. Dabei hatte Keszler selbst im Juni 2019 das Aus für das weltbekannte Event verkündet. Aber eben nicht freiwillig, wie er meint.

Keszler ist nach Eigenangaben beim AMS gemeldet

Was war passiert? Im November 2018 fuhr ein Hauptsponsor, der Pharmakonzern Gilead Sciences, Unterstützungsgelder drastisch zurück. "Da waren 650.000 Euro weg", so Keszler. Die Stadt Wien sollte mit "ein paar 100.000 Euro kurzfristig einspringen" oder eine Ausfallshaftung garantieren. Das sei aber nicht passiert. Mit der Konsequenz, dass nach dem Life Ball 2019 fast alle Mitarbeiter des Vereins hinter dem Life Ball gekündigt wurden. Nur drei Personen, inklusive Keszler, blieben bis zum 31. Dezember 2019 beim Verein Life Plus angestellt. "Seither bin ich arbeitslos und beim AMS gemeldet", so Keszler.

Nicht korrekt sei, so Keszler, dass sich Bürgermeister Michael Ludwig für eine Fortsetzung des Life Ball – wenn auch in einer anderen Form – starkgemacht habe. "Das ist falsch, wenn er das behauptet." Direkte Gespräche mit Ludwig habe es nach dem letzten Life Ball im Juni 2019 nie gegeben, sagt Keszler.

Einmal sei eine Life-Plus-Mitarbeiterin von der Stadt Wien kontaktiert und um einen Gesprächstermin gebeten worden. Als diese gefragt habe, ob dieser Termin auch mit Keszler akkordiert werde, habe es keinen Kontakt mehr gegeben. Keszler: "Ich verwehre mich gegen die Behauptung, dass ich den Life Ball beendet hätte."

26 Ausgaben des Life Ball

Der Life Ball fand insgesamt 26-mal statt. Den Ball besuchten unter anderem auch der Sänger Elton John, die Schauspieler Whoopie Goldberg, Charlize Theron, Sean Penn, Sharon Stone und Antonio Banderas oder Ex-US-Präsident Bill Clinton. Laut Keszler betrug der Reingewinn des Charity-Events in der Hochblüte bis zu 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Insgesamt habe der Ball knapp 30 Millionen Euro an Spenden für nationale, aber vor allem internationale Aidsprojekte sammeln können. (David Krutzler, 26.2.2020)