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Alle gegen Sanders: Der Senator aus Vermont liegt im parteiinternen Match vorn, das erzeugt Missgunst.
Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Bernie Sanders mag es nicht, mit Donald Trump verglichen zu werden. Und es stimmt ja auch: Nicht nur inhaltlich liegen Welten zwischen dem linken Senator aus Vermont und dem Präsidenten, der zwar gern den Arbeiterführer gibt, in der Sache jedoch als New Yorker Milliardär verlässlich die Interessen reicher Amerikaner vertritt. Auch was den Stil angeht, ist Sanders, der bisweilen zwar zornige, jedoch nie persönlich beleidigende Volkstribun, das Gegenteil eines chronisch eitlen Mannes, der jeden, der ihm widerspricht, durch persönliche Attacken niederzumachen versucht. Und doch: Im Jahr 2020 ist Sanders das, was Trump im Jahr 2016 war.

Im Vorwahlkampf der Demokraten scheint er seinen Kontrahenten genauso zu enteilen wie damals Trump in einer ähnlichen Phase des republikanischen Bewerberrennens. Holt er auch am "Super Tuesday" Anfang März die meisten Stimmen, kann er sich fast schon zum Sieger ausrufen lassen. Ebenso verzweifelt wie die Parteigranden der Konservativen 2016 den Quereinsteiger auszubremsen versuchten, versuchen etablierte Demokraten jetzt daher, den Durchmarsch eines knorrigen Rebellen zu stoppen.

Scharfe Attacken statt Pläne

Die Konstellation erklärt eine gewisse Panik, die wiederum erklärt, warum die Kandidatendebatte in der Nacht zum Mittwoch die garstigste seit langem war. Der gereizte Ton, die scharfen Attacken, die Weigerung, den anderen ausreden zu lassen: Den Parteifreund zu beschädigen, das scheint im Moment wichtiger zu sein als das Skizzieren von Programmen, mit denen man Trump herausfordern will.

Gewiss, der härteste Richtungsstreit seit Jahrzehnten geht mit kontroversen Diskussionen einher, anders kann es gar nicht sein. Doch die düsteren Worte, mit denen Michael Bloomberg oder Pete Buttigieg vor Sanders warnen – fast so, als drohe Amerika ein revolutionärer Umsturz –, spielen am Ende nur dem Präsidenten in die Hände. Der könnte ganze Serien von Werbefilmchen mit den Zitaten der Konkurrenz bestreiten, ohne auch nur ein Wort hinzuzufügen.

Setzt sich Sanders im demokratischen Wettstreit durch, wird sich die Partei um ihn scharen müssen. Die Idee, ihn auf dem Nominierungskongress im Juli durch raffinierte Manöver noch irgendwie auszubooten, liefe auf ein Fiasko hinaus. Die Basis würde aufbegehren, die Risse würden noch tiefer, das Chaos wäre perfekt. Es wäre erst recht eine Steilvorlage für Donald Trump. (Frank Herrmann aus Washington, 26.2.2020)