Fixgröße beim LASK: Reinhold Ranftl.

Foto: JOE KLAMAR / AFP

Europa-League-Ticker: LASK vs. Alkmaar, Salzburg vs. Frankfurt ab 18.55 Uhr

Reinhold Ranftl kann nicht mit einer großartigen Lebensphilosophie dienen, er hat sich lediglich ein Motto zurechtgelegt: "Stehe jeden Tag mit Freude und Spaß auf." Das zieht der 28-Jährige konsequent durch, da fährt der berühmte Zug drüber. Sein Leben als Fußballprofi lässt seit dem Sommer 2015 kaum Wünsche offen, damals wechselte der Mittelfeldspieler von Wiener Neustadt zum LASK. Die Niederösterreicher waren aus dem Oberhaus abgestiegen, die Oberösterreicher noch nicht aufgestiegen, der Steirer Ranftl ahnte aber, "dass hier etwas entsteht".

Rund viereinhalb Jahre später, genau am 27. Februar 2020, sollte der LASK ins Achtelfinale der Europa League einziehen, Klubhistorisches schaffen. Alkmaar ist heute Donnerstag im ausverkauften Linzer Stadion zu Gast (18.55 Uhr im STANDARD-Ticker und auf Puls 4), das Hinspiel in den Niederlanden hatte vor einer Woche 1:1 geendet. Ranftl reißt den Mund nicht meterweit auf, beziffert die Chancen immer noch mit "50:50". Wobei ein Weiterkommen "keine Sensation und schon gar kein Wunder wäre. Ich glaube fest daran." Fußball, sagt er, finde zum großen Teil im Kopf statt. "Wir sind entschlossen, selbstbewusst, das ist eine gute Basis."

Gemeinschaft, Familie

Über die Stärken des LASK könnte man Seminare abhalten, Ranftl fehlt dafür die Zeit, er nennt ein paar Gründe: "Wir sind eine unglaubliche Gemeinschaft, jeder weiß, was er zu tun hat, man kann sich auf den anderen verlassen. Keiner schert aus. Es ist eine perfekte Familie." Ranftl ist sozusagen ein klassischer LASK-Kicker. Wie auch Peter Michorl, Kapitän Gernot Trauner oder Thomas Goiginger. "Wir alle haben noch keine großen Erfolge gehabt. Das macht extrem hungrig, führt aber auch zu einer gewissen Demut und Bodenständigkeit. Der Star ist die Mannschaft."

2017 ist der LASK aufgestiegen, viele Spieler wurden gehalten. Ranftl war gekommen, um zu bleiben, er hat seinen Vertrag bis 2023 verlängert. Diese Treue sei typisch für den Verein. "Es entsteht eine Bindung, der Klub bietet eine hervorragende Plattform, belohnt Leistungen." Der Preis, etwa in die zweite deutsche Bundesliga zu wechseln, wäre ein zu hoher. "Hier kannst du dich entfallen, du spielst international, wirst als Fußballer besser."

Ein wesentlicher Faktor des Erfolges seien die Trainer. Erst Oliver Glasner, jetzt der Franzose Valerien Ismael. "Vom Training ist es ähnlich, der Führungsstil ist etwas anders." Ismael weise immer wieder darauf hin, "dass wir an unsere Leistungsgrenzen gehen müssen. Er wird von allen gehört. Er sagt aber auch, wie gut wir sind."

Gefestigtes Gebilde

Der Vizemeister ist mittlerweile in der Lage, ohnedies seltene Rückschläge zu verkraften, zu ignorieren. Im Dezember wurde daheim gegen Rapid 0:4 verloren. Ranftl: "Wir haben es sofort verarbeitet. Wir sind von unseren Qualitäten überzeugt, das Gebilde ist gefestigt. Wir können national und auch international mit jeder Mannschaft mithalten." Okay, zur absoluten europäischen Spitze fehle fußballerisch noch einiges, "aber in Bereichen wie Zweikampfstärke sind wir bereits top". In der Liga hat man auf Serientäter Red Bull Salzburg nach 20 Runden drei Zähler Vorsprung, Ranftl spricht von einer Momentaufnahme. "Es macht Freude, auf Platz eins zu stehen. Aber es ist nichts entschieden."

Gegen Alkmaar wird Ranftl rechts im Mittelfeld schuften, offensiv, defensiv. Vorbilder hat er keine, Gareth Bale hat er ganz gerne zugeschaut. "Obwohl er eine andere Position einnimmt. Prinzipiell schätze ich jeden, der seine Leistung bringt." Via LASK schafft man sogar den Sprung ins Nationalteam. Ranftl debütierte im November beim desaströsen 0:1 in Lettland, er wurde in der 77. Minute von Franco Foda eingewechselt. "Meine Leistung war nicht so schlecht. Ich habe Lust auf mehr." Die Vorbereitung auf Alkmaar sei gut gewesen. "Ich werde mit Freude aufstehen." (Christian Hackl, 27.2.2020)

Europa League, Sechzehntelfinal-Rückspiel, Donnerstag

LASK – AZ Alkmaar
Stadion der Stadt Linz, 18.55 Uhr, live Puls 4, SR Jovanovic (SRB)

Mögliche Aufstellungen:

LASK: A. Schlager – Wiesinger, Trauner, Filipovic – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Goiginger, Raguz, Frieser

Ersatz: T. Gebauer – Ramsebner, Wostry, Potzmann, Müller, Balic, Klauss, Sabitzer, Tetteh

Keine Ausfälle

Alkmaar: Bizot – Svensson, Leeuwin, Koopmeiners, Wijndal – de Wit, Clasie, Midtsjö – Evjen, Boadu, Idrissi

Ersatz: de Boer – Kramer, Ouwejan, Druijf, Sugawara, Aboukhlal, Stengs, Reijnders

Es fehlen: Wuytens, Vlaar, Chatzidiakos (alle verletzt)

Hinspiel 1:1, Sieger im Achtelfinale