Rauchwolken über der von Aufständischen kontrollierten Stadt Binnish.

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Suche nach Überlebenden in Binnish.

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Nach einem Luftangriff steigt in Sarakeb Rauch auf.

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Istanbul – Bei einem syrischen Luftangriff sind türkischen Angaben zufolge in Nordsyrien 33 türkische Soldaten getötet worden. Das sagte der Gouverneur der südtürkischen Grenzprovinz Hatay, Rahmi Dogan, am frühen Freitag (Ortszeit). Die türkischen Truppen hätten daraufhin "Ziele" der syrischen Regierungstruppen in der Region angegriffen, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Dabei seien 114 Angehörige der syrischen Streitkräfte "neutralisiert" worden.

Putin hat keine Zeit für Erdogan

Das russische Präsidialamt wies Erklärungen des türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan zurück, er könnte sich mit Russlands Staatschef Wladimir Putin kommenden Mittwoch erneut treffen, um über die Lage in Idlib zu beraten. "Putin hat für den 5. März andere Pläne", sagte Sprecher Dmitri Peskow. Die Türkei verhandelt seit Wochen erfolglos mit Russland über ein Ende der Offensive syrischer Truppen gegen die letzte Rebellenbastion in Syrien.

Das russische Staatsfernsehen warf der türkischen Armee vor zu versuchen, russische und syrische Kampfflugzeuge mit schultergestützten Raketen abzuschießen. Syrische und russische Flugzeuge stoppten die Rebellen immer wieder, berichtete der Sender Rossija 24. "Aber der Himmel über Idlib ist auch gefährlich. Die Rebellen und türkische Experten setzen tragbare Flugabwehrsysteme ein."

Die Aufständischen haben einen russischen T-90-Panzer erbeutet.

Von der Türkei unterstützte Rebellen eroberten nach eigenen Angaben vom Donnerstag die strategisch wichtige Ortschaft Sarakeb von Regierungstruppen zurück. Für die syrische Armee, die von Russland und dem Iran unterstützt wird, wäre es der erste größere Rückschlag bei ihrer Offensive in Idlib. Russland dementierte dies: die syrische Armee habe den Angriff zurückgeschlagen, zitierten russische Agenturen Militärkreise.

Syrische Regierungstruppen brachten Beobachtern zufolge einen Teil der Provinz Idlib unter ihre Kontrolle. Die von Russland unterstützten Truppen hätten in den vergangenen Tagen etwa 60 Ortschaften im Süden Idlibs und der Nachbar-Provinz Hama eingenommen, berichtete die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Russland dementiert

Die Aufständischen eroberten ihrerseits mit türkischer Unterstützung einen strategisch wichtigen Ort zurück. Oppositionelle Milizen hätten die Stadt Sarakib in der Provinz Idlib unter Kontrolle gebracht, meldete die Beobachtungsstelle. Die oppositionelle Syrische Nationalarmee bestätigte die Angaben. Demnach unterbrachen die Rebellen auch zwei wichtige Schnellstraßen, darunter die Verbindung zwischen der Hauptstadt Damaskus und Aleppo.

Russische Militärkreise dementierten die Einnahme der Stadt. Alle Angriffe seien von den syrischen Truppen abgefangen worden, hieß es der russischen Staatsagentur Tass zufolge. Die Stadt sei weiter unter Kontrolle der syrischen Regierung.

Seit Dezember fast eine Million Menschen geflohen

Die Truppen von Syriens Machthaber Bashar al-Assad hatten Sarakib und die zentrale Verkehrsachse zwischen Damaskus und Aleppo Anfang des Monats vollständig eingenommen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte jedoch einen Rückzug der Regierungsanhänger und drohte mit einem Militäreinsatz, sollte das nicht bis Ende Februar geschehen. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die Rebellen und hat in der Region um die Stadt Idlib mehrere Beobachtungsposten.

Dominiert wird das Gebiet von der Al-Kaida-nahen Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS). Dort kämpfen aber auch moderatere Gruppen. Assads Truppen werden von der russischen Luftwaffe sowie von pro-iranischen Milizen unterstützt. Nach UN-Angaben sind seit Anfang Dezember fast 950.000 Menschen vor der Gewalt und den heranrückenden Assad-Truppen geflohen. Helfer beklagten eine katastrophale humanitäre Lage. (red, APA, 26.2.2020)