David Roback ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Mit der US-Band Mazzy Star wurde er in den 1990ern weltberühmt.

Foto: Restless records

"David Roback ist eine Schlaftablette mit Baskenmütze." So begann 1988 ein Artikel im Musikmagazin Spex über die US-Band Opal.

Als Roback ein paar Jahre später mit Mazzy Star weltberühmt wurde, begannen Texte über die Band nicht viel anders. Der aus Los Angeles stammende Musiker galt als maulfaul und träge. Nicht einmal gesungen hat er selber. Der ehemalige Kunststudent blieb ein Mann im Schatten. Selbst wenn er in ausverkauften Sälen spielte, stand nicht er im Spotlight, sondern Sängerin Hope Sandoval. Sie übertrug Robacks lidschwere Miniepen kongenial. Nun haben sich seine Lider für immer geschlossen, am Mittwoch ist David Roback gestorben.

Paisley Underground

David Edward Roback wurde am 4. April 1958 in Los Angeles geboren. In den frühen 1980ern rechnete man ihn mit der Band Rain Parade einer Szene zu, die sich mit allen Mitteln dagegen wehrte, als solche bezeichnet zu werden, dem Paisley Underground. Dazu gehörten Gruppen wie Dream Syndicate, Green On Red oder die späteren Charts-Stürmer Bangles.

Das Debüt von Rain Parade (1983) mit David Roback.
martin venator

Rain Parade nahmen sechs Alben auf, deren psychedelische Sixties-Verweise ein Markenzeichen des Paisley Undergound waren. Während Bruder Steven Roback Rain Parade die Treue hielt, bog David schon nach dem ersten Album ab. Er gründete Opal, eine ungleich schwermütigere Psychedelic-Band, in der Kendra Smith von Dream Syndicate sang.

Meisterwerk mit Opal

1987 erschien das einzige Studioalbum von Opal, Happy Nightmare Baby, ein auf diesen Seiten oft gewürdigtes Meisterwerk. Doch Smith stieg während einer Tournee aus und wurde von Hope Sandoval ersetzt. Auch an einem anderen wenig bekannten Meisterwerk war Roback damals beteiligt, an der All-Star-Group Rainy Day, die 1984 auf dem gleichnamigen Album eine traumhafte schöne Sammlung von Sixties-Coverversionen veröffentlicht hat.

David Roback mit Opal.
C. B.

1990 erschien das Mazzy-Star-Debüt She Hangs Brightly, 1993 das an sich den damaligen Zeitgeist komplett verfehlende So Tonight That I Might See. Dennoch landete Roback damit einen Volltreffer. Das atmosphärisch brillante Fade Into You wurde ein Hit, die Band verkaufte Millionen Platten und tourte weltweit. Von J Mascis von Dinosaur Jr., einer seelenverwandten Schlaftablette, gibt es eine würdige Coverversion des Songs.

Einer der schönsten Sixties-Songs aller Zeiten stammt aus den 1990ern: Mazzy Stars Fade Into You.
akann

Sandovals schmollender und schlafwandlerischer Gesang zeitigte im Verein mit Robacks Musik einen herrlichen Valium-Folk. Schlapp gerauchte Musik, kein bunter Trip mit Lucy in the Sky und den Diamanten.

Zwei weitere Alben folgten, dann und wann tourte die Band vor ausverkauften Sälen durch die Welt. 2004 tauchte Roback in einer kleinen Rolle als er selbst in Olivier Assayas Film Clean auf. Geredet hat er auch dort nicht viel. Laut eigenen Angaben hat Roback beständig Musik produziert, bloß wenig davon veröffentlicht. An einer Krebserkrankung ist David Roback im Alter von 61 Jahren gestorben. (Karl Fluch, 27.2.2020)