Die Apotheke Kaiserkrone in Wien ist offen für Corona-Vodoo, die Geheimwaffe gegen allerlei Viren gibt es dort längst: "Es gibt die Corona Nosode schon seit dem Jahre 2003 im Zusammenhang mit SARS. Gerne können Sie am Nachmittag vorbeikommen und die Corona-Nosode in Auftrag geben." Auch die Mariahilf-Apotheke im steirischen Trofaiach gibt sich in Sachen homöopathscher Virusbekämpfung selbstbewusst: "Es sind genug lagernd, ein Fläschchen kostet 17,90 Euro. Einnahme als Einmalgabe, fünf Globulis lutschen und nach zehn Minuten nochmals fünf Globulis." Da wird der Virus Augen machen, wenn er per Globuli weggelutscht wird.

Nosoden sind eine Spielart der Homöopathtie

Den Statements ging voraus: Eine Anfrage an ein gutes Dutzend zufällig ausgewählter österreichischer Apotheken, ob sie denn Nosoden gegen das Corona-Virus lagernd hätten. Man kenne das vom Hörensagen, auf Facebook kursieren heiße Tipps und man wolle ein paar der Wundermittel für Freunde und Familie reservieren. Nosoden sind Mittel aus Eiter, Blut, Krankheitserregern oder Gewebe, die - und darum keine Sorge, Sie müssen sich nicht ekeln - homöopathisch hergestellt werden. Soll heißen: Allfällige Wirkstoffe der Nosoden werden so lange verdünnt, bis nichts mehr vom Ausgangsstoff drinnen ist. Die Wirkung der Nosoden geht - wie bei allen Homöopathika - nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Das ist bei Schnupfen und Heiserkeit ganz lustig und einen Versuch wert. Als Heilmittel oder als Prophylaxe gegen einen Virus taugen sie mit Sicherheit nicht. Man dürfe sich damit nicht in falscher Sicherheit wiegen, Finger weg davon. Das ist es, was uns ein Apotheker, der seine Verantwortung ernst nimmt, raten sollte. 

Apotheke in Wien rät zu den Produkten einer "Sonnenhexe"

Die Apotheke zur Heiligen Elisabeth in Wien-Landstraße führt leider keine Nosoden, rät uns aber zu "informierten Schwingungsglobuli" des Unternehmens Solid-Sol. Wir verlassen hier auf Anraten einer Apotheke den Pfad der Pharmazie kurz, aber heftig. Solid-Sol wird von einer Frau geleitet, die sich selbst als "Sonnenhexe" bezeichnet, was ein Pharmaziestudium recht gut zu ersetzen scheint. Deren energetisierte "Rostock-Essenzen" wirkten auch gegen Viren recht gut. Die Sonnenhexe stellt "frequenzbasierte Medizin-Produkte" so her: "Ich habe eine große Schüssel Wasser, auf die konzentriere ich mich." 

Welt im Wandel.TV

Mehrzahl der Apotheken rät von Nosoden-Vodoo ab

Zur Ehrenrettung der Branche sei gesagt: Die Mehrzahl der Apotheken weist darauf hin, dass die Einnahme von Nosoden gegen das Corona-Virus ein Schmarrn ist. Dagmar Furtner von der Andreas Hofer-Apotheke in Innsbruck bringt es auf den Punkt: "Es gibt keine Nosoden gegen das Corona-Virus." Auch Apotheken, die Homöopathie führen, agieren in dem Fall seriös. Die Salvator-Apotheke in Eisenstadt, die unter dem Namen Remedia unter anderem mehr als 5.000 unterschiedliche homöopathische Mittel vertreibt, verweist darauf, dass es derzeit keine wirksame Prophylaxe gegen das Virus gibt. Die Schutzengel-Apotheke in Wels teilt erfrischend sachlich mit: "Die Anwendung derartiger Nosoden ist wirkungslos, bis zu einem Nachweis einer Wirksamkeit werden wir ein derartiges Produkt weder auf Lager haben noch jemandem empfehlen." (Christian Kreil, 28.2.2020)