In den letzten 39 Jahren wurde im FZ die autonome Frauenbewegung beherbergt und vorangetrieben.

Foto: Ruth Kager

Das Backsteinhaus in der Währinger Straße im 9. Wiener Gemeindebezirk kennen viele WienerInnen gut. Der Verein Wuk veranstaltet dort Konzerte, es gibt Ausstellungsräume, Partys und vieles mehr. Doch für Feministinnen gab es in den letzten 39 Jahren einen anderen Grund für einen regelmäßigen Besuch der ehemaligen Lokomotiv- und Maschinenfabrik: das FZ, das Frauen-, Lesben-, Mädchenzentrum Wien.

Auch das radikalfeministische FZ werkt – neben dem Wuk – an dieser Adresse seit den ersten Jahren der friedlichen Besetzung des Gebäudes im Jahr 1981, das seit 1979 leerstand. Seither beherbergte das FZ zahlreiche feministische Projekte. So arbeitete in seinen Anfängen etwa das feministische Monatsmagazin "an.schläge" im FZ, und auch der Notruf für vergewaltigte Frauen kommt aus dem FZ. Vor einigen Jahren gab es dort das erste gesamteuropäische Frauen/Lesben-Treffen in Wien mit rund 200 Teilnehmerinnen, es finden Selbstverteidigungskurse, Vorträge und Diskussionsrunden statt, und seit 2017 wird dort an den verschiedensten Frauenstreikaktionen gearbeitet. Bis heute blieb das FZ über all die Jahre ein autonomer, nichtkommerzieller Raum ausschließlich für Frauen. Subventionen hat es jahrzehntelang nicht bekommen, die Frauen wollten keine Einmischungen vonseiten der Fördergeber riskieren.

Keine finanziellen Mittel

Die Stadt will aber nun einen Mietvertrag sowohl mit dem Wuk als auch mit dem FZ. "Und sie wollen einen gemeinsamen Mietvertrag mit dem Wuk, "somit würden wir quasi dem Wuk zugeordnet", sagt eine FZ-Aktivistin zum STANDARD. Das Wuk und das FZ seien aber immer schon zwei verschiedene BestandsnehmerInnen gewesen, und das soll laut FZ auch so bleiben. Das Wuk, ein Verein mit rund 650 Mitgliedern, wird über den Mietvertrag Anfang März abstimmen. Für die FZ-Frauen ist ein Mietvertrag keine Option, es fehle schlicht an den finanziellen Möglichkeiten. Die Räumlichkeiten müssten auch renoviert werden, ohne Mietvertrag wird das allerdings nicht passieren. Und man will autonom bleiben. Die FZ-Frauen befürchten durch einen Mietvertrag eine Einflussnahme der Stadt.

Besetzung rettete das Gebäude

Dass mit dem geplanten Mietverhältnis auch eine Zusammenführung des Wuk mit dem FZ passieren soll, das könnte man auch aus einer STANDARD-Anfrage an Stadträtin Kathrin Gaál (SPÖ), zuständig für Wohnbau und Frauen, schließen. Diese wird nur mit Verweis auf die Absicht des Erhalts des Wuk beantwortet. Dass aber nicht vom Wuk, sondern vom FZ die Rede war, wisse man, hieß es auf eine Nachfrage – solange die Vertragsverhandlungen laufen, würde man darüber keine Auskunft geben. Die FZ-Aktivistinnen vermissen vonseiten der Stadt Gesprächsbereitschaft, wie sie sagen. Auf einen Brief an Gaál und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) hätten sie bisher keine Antwort bekommen.

Doch warum sollte die Stadt akzeptieren, dass die FZ-Frauen weiter keine Miete zahlen und der Besetzungsstatus aufrecht bleibt? Die Stadt hätte ohne die damalige Besetzung das Gebäude abgerissen, "durch die Besetzung ist es lebendig geworden", sagt eine FZ-Aktivistin, so sei es zu einer lukrativen Immobilie geworden. Auch müsse man sehen, dass die Aktivistinnen die Räume über Jahrzehnte in Schuss gehalten haben, von der Elektrik bis hin zum Fensterputzen. Und schließlich hat das FZ viel für die Frauenbewegung geleistet: In den letzten 39 Jahren wurde dort die autonome Frauenbewegung beherbergt und vorangetrieben. Allerdings wird immer wieder kritisiert, dass Transgenderpersonen keinen Zutritt zum FZ haben. Eine Türpolitik, die es in vielen anderen Ländern nicht mehr gibt: Das FZ ist einer der wenigen nichtkommerziellen Räume Europas, die keine Transpersonen zulassen.

Selbstorganisierte Räume

Das FZ fordert, dass die Stadt selbstorganisierte Räume zur Verfügung stellt und zumindest grunderhalten sollte, damit dort Politik und Kultur passieren können. "Kathrin Gaál ist nicht nur für Wohnen, sondern auch für Frauen zuständig, das sollte sie nicht vergessen", so die FZ-Frauen. Denn gerade dann, wenn wie unter Türkis-Blau bei den Subventionen für Frauenprojekte gespart wird, brauche es einen selbstorganisierten feministischen Raum, der von keinen Förderungen abhängig ist. (beaha, 28.2.2020)