Großer Jubel im Konzerthaus für die"beste Big Band der Welt".

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Drei Abende war Trompeter Wynton Marsalis mit seinem Jazz at Lincoln Center Orchestra im Wiener Konzerthaus zu Gast – ein Ensemble, das er, der berühmte Traditionalist, ebenso seit langen Jahren leitet wie die dahinterstehende New Yorker Institution. Die "beste Big Band der Welt", wie sie mitunter schon genannt wurde, traf sich beim ersten Termin für Braggin’ in Brass mit dem vielseitigen Frontman von Mnozil Brass, Trompeter Thomas Gansch, als Special Guest und befasste sich tags darauf mit der Musik des Exzentrikers Thelonious Monk. Der Gaststar Nduduzo Makhathini war da schon Vorbote des letzten Teils.

Zum Abschluss gab es schließlich "The new South African songbook: 25 years of democracy" – das Eröffnungsprogramm der aktuellen New Yorker Saison, für das sich der Südafrikaner erneut vollgriffig zupackend ans Klavier setzte. Man treffe sich einfach mit Musikern und beginne zu spielen, man verstehe einander, ohne das irgendwie zu faken: So fasste Wynton Marsalis seine auch politisch konnotierte Botschaft am Ende zusammen – kaum schwerer verständlich ist seine Musik.

Fünfzehnköpfige Formation

Doch innerhalb der breiten Spuren der Tradition des klassischen Jazz bis in die 1960er-Jahre klingen zwar die orchestralen Big-Band-Riffs immer ähnlich und immer brillant. Die Parts der einzelnen Musiker aus der fünfzehnköpfigen Formation und jene der Gäste strahlen allerdings äußerst individuell: Es ist schlicht großartig, dass der verblüffend virtuose (dabei aber auch immer etwas glatt und unverbindlich wirkende) Marsalis eine Größe wie Trompeter Kenny Rampton neben sich glänzen lässt.

Wie dieser mithilfe eines speziellen Dämpfers den Sound seiner Improvisation modelliert, ist schlicht phänomenal! Angenehm unprätentiös wirkten daneben – in der Programmmischung aus Standardkompositionen mit Volks- und Wiegenliedartigem – Vokalistin Melanie Scholtz und der Sänger Vuyo Sotashe. Es gab natürlich großen Jubel. (Daniel Ender, 28.2.2020)