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Im Bereich der Düngemittelerzeugung sind die Margen unter Druck. Borealis möchte in der Konsolidierung eine aktive Rolle spielen.

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Lange hat es nach Abstoßen der Agrolinz Melamine, der Düngemittelsparte von Borealis, ausgesehen. Der auf Ausgangsmaterial für Kunststoffe spezialisierte Konzern hatte seit längerem keine Freude mehr mit der im Chemiepark Linz angesiedelten Gesellschaft. Das Blatt dürfte sich gewendet haben, zumal Agrolinz im Vorjahr den Turnaround geschafft und nach 100 Millionen Euro Verlust zuletzt 77 Millionen Euro Gewinn geschrieben hat.

Sämtliche Optionen seien durchgespielt worden, vom Verkauf bis hin zu einer Verpartnerung der Sparte. Schließlich sei man zu dem Schluss gekommen, dass jetzt "nicht der richtige Zeitpunkt dafür" ist. Stattdessen wolle man weiterhin an einer Verbesserung der Ergebnisse im Düngemittelbereich arbeiten, um dann zum geeigneten Zeitpunkt selbst eine aktive Rolle in der anstehenden Konsolidierung der Branche zu spielen, sagte das Borealis-Management um CEO Alfred Stern bei der Bilanzpräsentation.

Größter Standort in Österreich

Die Borealis Agrolinz Melamine GmbH ist aus den ehemaligen österreichischen Stickstoffwerken hervorgegangen, die später unter dem Namen Chemie Linz AG bekannt wurden. Rund 700 der insgesamt gut 1200 Mitarbeiter am Standort Linz sind in der Produktion von Basischemikalien, Melamin, Pflanzennährstoffen, technischen Stickstoffen und anderen Spezialchemikalien tätig. Außerdem unterhält Borealis, die zu 36 Prozent der OMV und zu 64 Prozent dem Beteiligungsarm der Investmentgesellschaft Mubadala aus Abu Dhabi gehört, auch das internationale Forschungs- und Entwicklungszentrum sowie andere geschäftsunterstützende Bereiche ebendort.

Der Konzern mit Zentrale in Wien und einer Produktion von Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) am erweiterten Gelände der OMV-Raffinerie in Schwechat beschäftigt weltweit knapp 7000 Mitarbeiter, davon rund 1900 in Österreich. Im Geschäftsjahr 2019 musste der Konzern bei einem kaum veränderten Gesamtumsatz von 9,9 (2018: 9,9) Milliarden Umsatz einen Rückgang des Nettogewinns auf 872 (906) Millionen Euro hinnehmen. Den Gewinn hätten die niedrigen Polyolefin-Preise insbesondere in Asien geschmälert, die den Beitrag des Joint Ventures Borouge in den Emiraten gedrückt hätten.

Gesunkene Gaspreise wirkten unterstützend

Die negativen Effekte seien zum Teil durch stabile Polyolefinmargen in Europa, aber auch durch verbesserte Ergebnisse im Bereich Pflanzennährstoffe, Melamin und technische Stickstoffe kompensiert worden. Dazu hätten nicht zuletzt deutlich gesunkene Gaspreise beigetragen, zumal Erdgas zum Beispiel in der Düngemittelproduktion als Rohstoff zum Einsatz kommt. Das Betriebsergebnis (Ebit) konnte Borealis im Berichtszeitraum auf 605 (496) Millionen Euro steigern.

Stern, der seit 2018 an der Spitze des Konzerns steht, geht angesichts bestehender Überkapazitäten am Markt von einem anspruchsvollen Jahr 2020 aus.

(Günther Strobl, 28.2.2020)