Intelsat 901, aufgenommen vom Mission Extension Vehicle-1 kurz vor dem Andocken. Unten rechts ist im Hintergrund die Erde zu sehen.

Foto: Northrop Grumman

New York – Bei sogenannten geostationären Satelliten dauert ein Umlauf exakt so lange wie eine Erdumdrehung. Mit anderen Worten: Sie scheinen immer genau über einem bestimmten Punkt über der Erdoberfläche zu verharren. Nachdem jedoch das Gravitationsfeld der Erde nicht rotationssymmetrisch ist, müssen Bahnstörungen häufig korrigiert werden, um die Position halten zu können. Daher führen die geostationären Satelliten Treibstoff mit.

Geht ihnen schließlich der Sprit aus, dann werden sie ausrangiert und damit zu Weltraumschrott, selbst wenn sie – abgesehen von den notwendigen Kurskorrekturen – ansonsten noch ihre Funktion erfüllen könnten. Eigentlich eine Verschwendung, der man nun mithilfe neuer Raumfahrzeuge entgegenwirken kann: Das US-Unternehmen Northrop Grumman hat ein eigenständiges Antriebsmodul entwickelt, das sich in der Erdumlaufbahn mit einem Satelliten verbinden kann.

Raumfahrt-Premiere

Ein solches Manöver ist nun erstmals in der Geschichte der Raumfahrt gelungen: Das Mission Extension Vehicle-1 (MEV-1) hat in einem geostationären Orbit an einen fast spritleeren Satelliten angedockt. MEV-1 war am 9. Oktober 2019 an Bord einer russischen Rakete ins All gebracht worden.

Im Verlauf der folgenden Monate näherte sich das Fluggerät dem 18 Jahre alten Kommunikationssatelliten Intelsat 901 an, der zwar technisch noch gut funktioniert, dem aber in den kommenden Monaten der Treibstoff ausgehen dürfte. Am 25. Februar schließlich gelang das komplexe Andockmanöver. Bis Ende März soll MEV-1 den Kommunikationssatelliten wieder an seine ursprüngliche Position geschleppt haben.

Video: Wie das Mission Extension Vehicle funktioniert.
Scott Manley

Betriebsdauer um fünf Jahre verlängert

Der mit Intelsat abgeschlossene Vertrag sieht vor, dass MEV-1 die Betriebsdauer von Intelsat 901 um fünf Jahre verlängert. "Es war auch das erste Mal in der Geschichte, dass ein Andocken an einem Satelliten durchgeführt wurde, der dafür eigentlich nicht entworfen worden ist", sagte Joe Anderson von Northrop Grumman. Zu den Kosten der Unternehmung wollte sich das Unternehmen zunächst nicht äußern.

Fünf Jahre soll MEV-1 den mit ihm verbundenen Intelsat 901 nun als eine Art Schlepper-Satellit mitziehen. Danach soll Intelsat 901 endgültig ausrangiert und in einem höheren Friedhofsorbit geparkt werden. MEV-1 könnte dann noch weitere zehn Jahre lang anderen Satelliten aushelfen, deren Sprit zur Neige geht. Die Technologie könnte damit möglicherweise der stetig wachsenden Zahl an Weltraumschrott aus ausgedienten Satelliten entgegenwirken, meint zumindest Northrop Grumman. (red, tberg, 28.2.2020)