Kulinarisch kann so eine Virus-Pandemie auch eine Chance sein. Zumindest wenn sie hilft, die Wertschätzung für Konserviertes zu erhöhen und die Vorratskammer einem kritischen Blick zu unterziehen.

Wer das Haus so wenig wie möglich verlassen möchte, kann die geschmackliche Kraft und Pracht des Eingesalzenen und Eingelegten, des Vergorenen, Getrockneten und Eingedosten feiern. Mit gut gefülltem Küchenkasten isst es sich auch unter Quarantäne gut – mitunter sogar sehr gut. Die folgenden Produkte dürfen dafür meiner Meinung nach in keinem Bunker fehlen:

  • Sardellen (Salz: aus Cetara. Öl: Nordspanische Ware)
  • Knoblauch
  • Getrocknete Chili
  • Pfeffer
  • Kapern (in Salz)
  • Oliven
  • Salzzitronen
  • Eingelegte Makrele (Thunfisch sollte nur gegessen werden, falls auch die Welt und nicht bloß die Menschheit bald untergeht)
  • Sardinendosen
  • Bottarga (von der Meeräsche)
  • Hartkäse (Parmesan, Pecorino, Bergkäse – Mindestaustattung)
  • Weichkäse (wird zumindest ein paar Wochen immer besser)
  • Sauergemüse
  • Sojasauce
  • Fischsauce
  • Nüsse (nach Geschmack)
  • Getrocknete Feigen
  • Trockenshrimps
  • Shaoxing Wein
  • Doubanjiiang
  • Tomatendosen
  • Des Herrn Steiniger famose Chilisauce

Pasta ist meiner Meinung nach die erste Kohlenhydratwahl für den kulinarisch interessierten Apokalyptiker: Sie hält ewig (oder zumindest deutlich länger als virale Pandemien), wird warm genossen und ist die perfekte Basis für zahlreiche andere Lagerprodukte. Es folgen (schwarze) Linsen, (rote) Bohnen und Reis (für mich Jasmin). Vor allem Reis gibt – zugegeben – mehr aus als Pasta, braucht aber meist mehr Zutaten, um befriedigend zu schmecken. Kartoffeln sind nur etwas für Kellerbesitzer, Brot aufgrund eingeschränkter Haltbarkeit eher für optimistische Panikkäufer.

Wer's grundlegend angehen will, greift natürlich zu Mehl und hält sich damit noch mehr Optionen offen, aber dafür sind die zahllosen Heimbäckerseiten zuständig. Beim Fett sind Olivenöl und, für die ersten Wochen, gesalzene Butter aus der Normandie meine erste Wahl.

Lieber Feinkost als Supermarkt

Für Hamsterkäufe empfehlen sich Feinkostläden statt Supermärkte: Erstens sind dort weniger Menschen, was sie deutlich sicherer macht, zweitens ist es wahrscheinlicher, hier auch als Spätpaniker noch etwas zu finden, und drittens haben überzeugte Apokalyptiker keinen Grund, Kosten zu scheuen, und sollten daher nur erste Qualität kaufen. Ich empfehle Besuche bei Hans Reh, Donatella, Supermari, im Asialaden des Vertrauens und auf kaes.at.

Ich habe ein wenig im Archiv gekramt und festgestellt, dass dank meiner Liebe zu Konserviertem gar nicht so wenige "Gruß aus der Küche"-Rezepte apokalypsetauglich sind, zumindest wenn man obige Einkaufsliste beherzigt:

Pasta mit Bottarga: Parmesan aus dem Meer

Foto: Tobias Müller

Pasta al Limone – Wintersonnennudeln (Nach ein paar Wochen Weltuntergang dann halt mit Salzzitrone und obersfrei)

Foto: Tobias Müller

Fischsaucepasta – das einfachste Pasta-Rezept der Welt


Foto: Tobias Müller

Speckbohnen, fast serbisch

Foto: Tobias Müller

Pasta Puttanesca oder ein Liebeslied an die Salzsardine

Foto: Tobias Müller

Nudeln mit Frühlingszwiebelöl

Foto: Tobias Müller

Der perfekte Pilzreis

Foto: Tobias Müller

Dosensardinen

Foto: Tobias Müller

Bagels – Der Lochgott

Foto: Tobias Müller

No-Knead-Bread: Nie wieder schlechtes Brot

Foto: Tobias Müller

Mapu Tofu (wenn Sie sich zumindest Tofu holen wagen)

Foto: Tobias Müller

Persischer Tschelou (ohne Lamm, dafür etwa mit trockenen Saubohnen)

Foto: Tobias Müller

Schnecken schmecken (mit Dosenschnecken)

Foto: Tobias Müller

Bacalao (mit anderer Beilage)

Foto: Tobias Müller

Waldspaziergänger (man sollte schließlich auf seine Gesundheit achten) können auch Pasta mit Morcheln und Brennnesseln ausprobieren.

Und damit es hier doch noch was Neues gibt, noch ein Pasta-Gericht, das die geschmackliche Kraft der Vorratskammer feiert, wie wenige andere – zumindest, so lange es noch Zwiebel gibt. Falls noch wo ein frischer Fenchel rumliegt, würde ich das gar als Henkersmahlzeit in Betracht ziehen.

Pasta al Sgombro

Gut gesalzenes Pastawasser (ja nicht zu viel, gerade genug, um die Pasta zwei Finger zu bedecken!) zum Kochen bringen und die Pasta al dente kochen. Zwiebel und eventuell die grünen Stiele des Fenchel schneiden.

Ein gutes Glas (oder eine Dose) eingelegte Makrele öffnen und das Öl in eine Pfanne gießen. Heiß werden lassen und etwas Salzzitrone oder die Schale einer frischen Zitrone zugeben und kurz braten. Die Zwiebel und den Fenchel hinein geben und glasig werden lassen. Ein wenig Chili und Kapern zugeben, ordentlich pfeffern, und die Hitze hochdrehen. Immer wieder Pastakochwasser zugeben und verdampfen lassen, bis sich eine sämige Sauce bildet.

Gartenbesitzer pflücken etwas Petersilie und hacken sie jetzt klein. Die gegarte Pasta abgießen und zur Sauce geben. Die Makrele und den Petersil ebenfalls zugeben und alles gut durchmischen. Mit frischem Weißwein servieren.

Wer sich für das Thema mehr interessiert oder im Bett einfach was zum Lesen braucht: das großartige Lucky Peach hat vor ein paar Jahren ein ganzes Heft dem Weltuntergang gewidmet und hier gibt's ein ganzes Buch mit Genre-Gerichten. (Tobias Müller, 1.3.2020)