Das Wichtigste in Kürze:

  • Derzeit gibt es zehn bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus in Österreich – neben Wien und Tirol sind seit Freitagabend und Samstagvormittag ein Fall in der Steiermark, zwei in Niederösterreich und der erste bestätigte Fall in Salzburg bekannt.
  • Die Steirerin war zuvor in Italien.
  • Die zwei Fälle in Niederösterreich stehen im Zusammenhang mit der infizierten Familie in Wien. Hier war der Vater zuvor ebenfalls in Italien.
  • Die geplante USA-Reise des Bundeskanzlers, Sebastian Kurz, wurde verschoben.
  • In Italien ist die Zahl der Todesopfer auf 29 gestiegen
  • Die USA meldeten am Samstag den ersten Todesfall am Coronavirus. Er ereignete sich im Bundesstaat Washington
  • Chinesische Wissenschafter arbeiten auf Hochtouren an einem Schnelltest, mit dem man Infektionen binnen Minuten klären kann.

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Wien/Washington – Das Coronavirus hat nun auch Salzburg erreicht. Am Samstag ist der erste Fall bestätigt worden: Erkrankt ist eine 36-jährige Wienerin, die sich am vergangenen Wochenende in Turin aufgehalten hat und am Mittwoch von Wien zu ihrem Lebensgefährten nach Fusch an der Glocknerstraße im Pinzgau gefahren ist. Sie weist Symptome eines grippalen Infekts auf und befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne.

DER STANDARD

"Der Fall ist gut abgrenzbar, es gibt auch keinen touristischen Bezug in der Region", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Samstagnachmittag bei einem Mediengespräch. Die Wienerin dürfte sich in Turin infiziert haben. In Wien selbst sei sie danach mit niemandem in Kontakt gewesen, erklärte Landessanitätsdirektion Petra Juhasz. Am Mittwoch reiste sie mit einem Zug der Westbahn nach Salzburg, auch während der Fahrt habe es aber keine Gesprächskontakte gegeben.

Am Donnerstag traten die ersten Symptome auf. Die Patientin habe sich telefonisch gemeldet. Am Samstag, lag das positive Testergebnis vor. Der Patientin ginge es gut, sie könne zuhause bleiben. Die Frau, ihr Lebensgefährte und zwei weitere Familienmitglieder bleiben in Fusch in häuslicher Quarantäne.

Beim Lebensgefährten wurde vorerst kein Abstrich genommen. Dieser erfolge erst, wenn eine entsprechende Symptomatik auftritt, erklärte die Sanitätsdirektorin. Insgesamt wurden heute in Salzburg 17 Tests durchgeführt, davon waren 16 negativ. Fünf Proben müssen erst ausgewertet werden, drei weitere Fälle seien angemeldet, berichtete Stöckl.

ORF

Österreichweit sind derzeit zehn Fälle von Infektionen mit Sars-CoV-2 bestätigt

Zwei Fälle in Niederösterreich

In Niederösterreich wurden am Samstag in einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage zwei Fälle bekanntgegeben. Das Ehepaar hatte über die Kinder Kontakte zu dem Sohn der in Wien betroffenen Familie. Hier hatte sich ein Familienvater wahrscheinlich in Italien angesteckt. Er, seine Partnerin und der Sohn der beiden wurden positiv auf das Virus getestet. Die Tochter wurde laut Testergebnis nicht angesteckt, dennoch ist die gesamte Familie inzwischen im Kaiser-Franz-Josef-Spital.

Der jugendliche Sohn der beiden Wiener hatte am Freitagnachmittag den ersten Coronavirus-Fall mit Niederösterreich-Bezug dargestellt. Er besucht das Erzbischöfliche Gymnasium in Hollabrunn. Vier Lehrkräfte sowie 23 Schülerinnen und Schüler befinden sich bis 11. März in häuslicher Quarantäne.

Erster Fall in der Steiermark

Das Land Steiermark hat am späten Freitagabend den ersten bestätigten Erkrankungsfall in einer Aussendung vermeldet. Es handelt es sich um eine ungefähr 50 Jahre alte Frau. Sie war aus einem Risikogebiet in Oberitalien zurückgekehrt. Die Frau befand sich am Samstag mit einer leichten Infektion im Krankenhaus, hieß es am Samstag bei einer Pressekonferenz des Landes Steiermark.

Klaus Vander, der ärztliche Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der KAGES erklärt in der ORF Sendung "Steiermark heute", ob Quarantäne-Maßnahmen sinnvoll wären, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.
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Alle Kontaktpersonen wurden verständigt und aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Dabei handelt es sich um ihre Angehörigen. Die Frau sei "psychisch und gesundheitlich gefasst" und befindet sich "in guter Umgebung, wo sie kontrolliert und monitoriert wird".

Wien sucht "Patient 0"

Im Fall eines 72-Jährigen in Wien schwer erkrankten Corona-Patienten wird nach der Ansteckungsquelle weiter gesucht. Der Anwalt war vor der positiven Testung bereits zehn Tage im Spital wegen Grippe behandelt worden.

Nach Auskunft eines Sprechers des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) war der Mann am Samstag weiterhin nicht ansprechbar. Die Wiener Behörden sind zuversichtlich, diese "Person 0" bald zu identifizieren.

Bisher 1.649 Tests durchgeführt

Mit Stand Samstag, 8 Uhr wurden bundesweit bisher 1.649 Testungen auf den SARS-CoV-2 Erreger durchgeführt. Das gab das Gesundheitsministerium bekannt. "Wir haben damit gerechnet, dass es so kommen wird und wir zunehmend weitere Fälle erhalten", sagte Brigitte Zarfl, Ex-Gesundheitsministerin und Spitzenbeamtin im Gesundheitsministerium, bei einer Pressekonferenz von Mitgliedern des Einsatzstabes am Samstag in Wien. "Die Strukturen arbeiten sehr gut", betonte die Sektionsleiterin im Sozialministerium. Auch die Landessanitätsbehörden würden "sehr gut und sehr rasch arbeiten mit dem Identifizieren allfälliger Kontaktpersonen".

Polizei darf Verdachtsfälle am Verlassen von Wohnungen hindern

Um österreichweit ein einheitliches Vorgehen mit Covid-19-Erkrankten und Kontaktpersonen sicherzustellen, haben die Behörden am Freitag zwei Erlässe und zwei Verordnungen kundgemacht. So darf die Polizei Straßen und Orte abriegeln, Versammlungen auflösen und Infizierte oder Verdachtsfälle am Verlassen von Wohnungen hindern. Diese werden außerdem für 14 Tage per Bescheid abgesondert.

Fluglinien wiederum müssen bei der Landung Passagiere aus Coronavirus-Krisengebieten unverzüglich melden. Das gilt für jene Passagiere, die sich in den letzten 14 Tagen vor Reiseantritt in einem vom Außenministerium angeführten Gebiet mit Reisewarnung im Zusammenhang mit dem Auftreten des SARS-COV-2 aufgehalten haben und die auf einem Flughafen in Österreich gelandet sind. Wird eine Infektion bestätigt, müssen die Airlines "unverzüglich die gesamte Passagierliste" übermitteln, heißt es in der Verordnung zur Bekanntgabe von Flugpassagieren.

Ungeachtet erster bestätigter Infektionen bleiben die Österreicher gelassen. Nur 15 Prozent sind wegen der aktuellen Situation "sehr besorgt", weitere 34 Prozent "eher besorgt". Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Unique Research" ergeben, die im Auftrag des Nachrichtenmagazins "profil" mit 500 Befragten durchgeführt wurde. Die Hälfte der Österreicher ist demnach mehr oder weniger unbeeindruckt. 13 Prozent sind "gar nicht besorgt".

USA verschärfen Reisehinweise für Teile Italiens

Auswirkungen hat die Verbreitung des Coronavirus auch auf die heimische Politik. Das Bundeskanzleramt hat Samstag früh bestätigt, dass der US-Besuch von Kanzler Sebastian Kurz in Washington "aufgrund der allgemeinen Coronavirus-Situation vom Weißen Haus verschoben" wurde. Im Umfeld von Bundeskanzler Kurz hieß es, dass man darüber "nicht ganz unglücklich" sei, da "die Tage auch in Österreich wegen des Coronavirus gerade sehr intensiv" seien.

In den USA ist am Samstag erstmals eine mit dem Coronavirus infizierte Person gestorben. Die Gesundheitsbehörde im US-Bundesstaat Washington bestätigte den Todesfall. Die USA haben daraufhin neue Einschränkungen für den Iran erlassen. Ausländer, die in den vergangenen 14 Tagen im Iran waren, dürften nicht mehr in die USA einreisen. Pence leitet im Auftrag von Präsident Donald Trump die Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Coronavirus im Weißen Haus. Die USA haben zudem davon abgeraten, in die betroffenen Regionen in Italien und in Südkorea zu reisen. Die Reisehinweise wurden auf die höchste Stufe vier verschärft.

Zahl der Todesopfer in Italien auf 29 gestiegen

In Italien ist die Zahl der Todesopfer auf 29 gestiegen, teilte Zivilschutzchef Angelo Borrelli bei einer Pressekonferenz am Samstag mit. Bei den Opfern handelte es sich um ältere Menschen. Die Zahl der Infektionsfälle kletterte auf 1.128. 50 Personen wurden als genesen gemeldet. 18.500 Menschen wurden insgesamt getestet.

52 Prozent der Infektionen wurden in der Lombardei, 20 Prozent in der norditalienischen Region Emilia Romagna und 18 Prozent in Venetien gemeldet.

Türkei verbietet Flüge

Die Türkei hat alle Flüge von und nach Italien, Südkorea und Irak verboten. Das sei Teil der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus, sagte Gesundheitsminister Fahrettin Koca. Die Türkei hatte zuvor auch Flüge in den Iran und nach China verboten. Das Verbot für die drei weiteren Länder gilt ab Mitternacht in der Nacht auf Sonntag.

Starker Anstieg in Südkorea

Südkorea vermeldete unterdessen den starker Anstieg an Neuinfektionen seit dem Auftreten der ersten Fälle des neuartigen Virus in dem Land. Es seien innerhalb eines Tages 594 neue Fälle registriert worden, teilte die staatliche Gesundheitsbehörde am Samstag mit. Zugleich starben drei weitere Menschen an Covid-19, die Zahl der Todesopfer stieg damit auf 16.

Insgesamt sind den Angaben zufolge in Südkorea damit fast 3.000 Infektionsfälle bestätigt. Das sind weltweit mit Abstand die meisten Fälle außerhalb Chinas.

47 Tote in China innerhalb eines Tages, Todesrate 1,4 Prozent

In China selbst starben innerhalb eines Tages weitere 47 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit, damit gibt es in der Volksrepublik nun schon 2.835 Todesfälle. Zugleich vermeldete die staatliche Gesundheitskommission in Peking am Samstag 427 neue Infektionsfälle, die Gesamtzahl stieg auf mehr als 79.000. Allerdings ist die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Tagen relativ gering, sie liegt deutlich unter den Tausender-Zahlen der vergangenen Wochen.

Eine Analyse der Daten von 1.099 Erkrankten durch die chinesische Covid-19-Therapie-Studiengruppe hat nun auch erstmals eine Todesrate chinesischer Covid-19-Patienten ergeben. In den ersten zwei Monaten nach Ausbruch der Erkrankung lag diese bei 1,4 Prozent. Das hat eine Analyse der Daten von 1.099 Erkrankten durch die chinesische Covid-19-Therapie-Studiengruppe ergeben. Die Auswertung wurde jetzt (28. Februar) im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

Schnelltest soll binnen Minuten Infektion klären können

Chinesische Wissenschafter arbeiten auf Hochtouren an einem Schnelltest, mit dem man Infektionen binnen Minuten klären kann. Eine solche Untersuchungsmethode auf Antikörper im Blut haben chinesische Forscher entwickelt und erfolgreich getestet, berichten sie im "Journal of Medical Virology" (27. Februar). Der derzeitige Untersuchung auf Virus-Genmaterial erfolgt aus Schleimhautabstrichen der Atemwege. Die PCR-Methode erlaubt damit den direkten Nachweis der Erreger. Die Tests bringen aber erst nach einigen Stunden ein Ergebnis. Die Proben müssen in Labors geschickt werden. (APA, Reuters, red, 29.2.2020)