Hinterstoder – Die Menge tobte schon vor seinem Start, erst recht während seiner Fahrt und als Vincent Kriechmayr mit Startnummer eins im Ziel vor Heimpublikum abschwang, noch viel mehr. Dass es bei strahlendem Sonnenschein im Stodertal zunächst für die Bestzeit reichte, kam natürlich nicht überraschend. Dass sie auch nach den Fahrten sämtlicher Favoriten und Konkurrenten halten sollte, kristallisierte sich aber erst allmählich heraus.

Der 28-jährige Oberösterreicher hielt den Schweizer Mauro Caviezel vor 14.000 Zuschauern um nur fünf Hundertstelsekunden und Streif-Sieger Matthias Mayer um deren acht auf Distanz und holte sich nach dem Super-G in Gröden im Dezember seinen zweiten Saisonerfolg, den er als seinen "emotionalsten" Triumph bezeichnete. Der Gramastettener sorgte bei frühlingshaft milden Temperaturen nach vergleichsweise bitterkalter Nacht für den ersten österreichischen Erfolg in Hinterstoder seit Philipp Schörghofer 2011.

Zum sechsten Mal landete Kriechmayr nach einem Weltcuprennen ganz oben am Podest.
Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Rückschlag für Kilde nach Sturz

Während mit dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde der Führende im Gesamtweltcup nach bester Zwischenzeit stürzte und damit die Führung im Super-G-Weltcup einbüßte, sorgte der Franzose Alexis Pinturault mit Platz vier für Punktezuwachs im Kampf um Großes Kristall und schob sich näher an den zweitplatzierten Henrik Kristoffersen heran, der mit 3,48 Sekunden Verspätung als 22. ankam. Kilde führt im Gesamtweltcup mit 1022 Zählern vor dem Norweger (957) und dem Franzosen (948).

Kilde vergab eine gute Gelegenheit, seinen Vorsprung im Gesamtweltcup auszubauen.
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Kriechmayr erzielte seinen sechsten Erfolg im Weltcup, den vierten in einem Super-G, und schob sich in der Disziplinenwertung mit nur drei Punkten Rückstand auf den neuen Führenden Caviezel auf Platz zwei. Kilde ist von eins auf drei zurückgefallen, liegt aber nur 26 Zähler hinter dem Tagessieger und zwölf vor Mayer. Da das Weltcupfinale in Cortina d'Ampezzo wackelt, könnte bereits kommendes Wochenende in Kvitfjell eine Entscheidung um Kristall fallen.

"Die Nummer 1 war für mich die richtige Entscheidung. Ich habe sie genommen, weil ich genug Selbstvertrauen hatte", sagte Kriechmayr im ORF-Interview. Er sei selten so nervös gewesen wie vergangene Nacht, weil er sich großen Druck gemacht habe. Normalerweise schlafe er wie ein Baby, berichtete der Oberösterreicher nach seinem fehlerfreien Lauf auf der selektiven Hannes-Trinkl-Rennstrecke.

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Caviezel (li) verhinderte einen ÖSV-Doppelsieg in Hinterstoder, indem er minimal schneller unterwegs war als Mayer (re).
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Caviezel und Mayer zeigten sich auch mit Platz zwei bzw. drei sehr zufrieden. "Wenn ich mit einem Podium nicht zufrieden wäre, müsste ich meinen Beruf wechseln", sagte der Schweizer. "Wenn man acht Hundertstel hinten ist, grübelt man, aber es ist ein super Ergebnis für uns mit eins und drei", sagte Mayer, der auch den Sieger auf dem irrsinnig schweren, sehr technischen und anspruchsvollen Hang würdigte: "Gratulation an den Vinc, er hat voll riskiert und es hat sich ausgezahlt."

Gelungenes Debüt von Raphael Haaser

Max Franz (+1,97) verpasste die besten zehn als Elfter knapp, Daniel Danklmaier (2,44) belegte Rang 17. Raphael Haaser lag bei seinem Debüt im Weltcup nur um fünf Hundertstel hinter Kristoffersen und holte als 23. auf Anhieb Punkte. Neben Kilde schieden unter anderen auch Christian Walder, Otmar Striedinger und der dreifache deutsche Abfahrtssaisonsieger Thomas Dreßen aus.

Der Weltcup wird am Sonntag in Hinterstoder mit einer Kombination (Super-G ab 9.45/ Slalom ab 12.45 Uhr) fortgesetzt, am Montag ist noch der Ersatzriesentorlauf für Val d'Isère bei freiem Eintritt geplant. (Thomas Hirner, 29.2.2020)

Weltcup-Super-G der alpinen Ski-Herren am Samstag in Hinterstoder:

1. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:33,08
2. Mauro Caviezel (SUI) 1:33,13 +0,05
3. Matthias Mayer (AUT) 1:33,16 +0,08
4. Alexis Pinturault (FRA) 1:33,32 +0,24
5. Beat Feuz (SUI) 1:34,01 +0,93
6. Kjetil Jansrud (NOR) 1:34,23 +1,15
7. Nils Allegre (FRA) 1:34,66 +1,58
8. Mattia Casse (ITA) 1:34,73 +1,65
9. Emanuele Buzzi (ITA) 1:34,75 +1,67
10. Gino Caviezel (SUI) 1:35,02 +1,94
11. Max Franz (AUT) 1:35,05 +1,97
12. James Crawford (CAN) 1:35,17 +2,09
13. Josef Ferstl (GER) 1:35,24 +2,16
14. Marco Odermatt (SUI) 1:35,42 +2,34
15. Travis Ganong (USA) 1:35,49 +2,41
16. Ryan Cochran-Siegle (USA) 1:35,51 +2,43
17. Daniel Danklmaier (AUT) 1:35,52 +2,44
18. Bostjan Kline (SLO) 1:35,82 +2,74
19. Steven Nyman (USA) 1:36,23 +3,15
20. Stefan Rogentin (SUI) 1:36,40 +3,32
21. Matteo Marsaglia (ITA) 1:36,50 +3,42
22. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:36,56 +3,48
23. Raphael Haaser (AUT) 1:36,61 +3,53
24. Klemen Kosi (SLO) 1:36,78 +3,70
25. Martin Cater (SLO) 1:36,93 +3,85
26. Stefan Babinsky (AUT) 1:37,05 +3,97
27. Pawel Trichitschew (RUS) 1:37,22 +4,14
28. Johan Clarey (FRA) 1:37,23 +4,15
29. Blaise Giezendanner (FRA) 1:37,29 +4,21
30. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 1:37,30 +4,22
Weiter u.a.
43. Johannes Kröll (AUT) 1:38,58 +5,50

Ausgeschieden u.a.:
Otmar Striedinger, Christian Walder (beide AUT), Andreas Sander, Thomas Dreßen (beide GER), Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

Gesamtwertung nach 33 Rennen:

1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1022
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 957
3. Alexis Pinturault (FRA) 948
4. Matthias Mayer (AUT) 776
5. Vincent Kriechmayr (AUT) 754
6. Beat Feuz (SUI) 742
7. Kjetil Jansrud (NOR) 575
8. Thomas Dreßen (GER) 570
9. Dominik Paris (ITA) 556
10. Mauro Caviezel (SUI) 553

Super-G Herren (6):

1. Mauro Caviezel (SUI) 365
2. Vincent Kriechmayr (AUT) 362
3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 336
4. Matthias Mayer (AUT) 324
5. Kjetil Jansrud (NOR) 305
6. Mattia Casse (ITA) 209
7. Marco Odermatt (SUI) 203
8. Alexis Pinturault (FRA) 169
9. Thomas Dreßen (GER) 164
10. Dominik Paris (ITA) 145

Mannschaft Herren (33):

1. Schweiz 4542
2. Norwegen 4012
3. Frankreich 3814
4. Österreich 3557
5. Italien 2080
6. Deutschland 1605
7. USA 1437
8. Slowenien 749
9. Schweden 539
10. Kroatien 454

Nationencup (63):

1. Schweiz 8295
2. Österreich 7372
3. Italien 6149
4. Norwegen 5257
5. Frankreich 4900
6. USA 3156
7. Deutschland 2899
8. Slowenien 1536
9. Schweden 1460
10. Slowakei 1215