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Die Bayern schießen sechs Tore.

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Dann wird geschoben.

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Eskalierendes aus der Kurve.

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Sinsheim – Bayern München bleibt in Torlaune. Das 6:0 bei Hoffenheim wurde am Samstag jedoch von zwei Spielunterbrechungen aufgrund von Beleidigungen der Auswärtsfans gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp unterbrochen. Nachdem die Partie nach minutenlanger Pause in der 77. Minute wieder angepfiffen wurde, spielten die beiden Mannschaften nur noch den Ball hin und her und ließen die restliche Zeit runterlaufen.

Die Münchner bauten den Vorsprung an der Tabellenspitze der deutschen Fußball-Bundesliga damit vorerst auf vier Zähler auf Verfolger Leipzig aus. Die Sachsen sind am Sonntag zu Hause gegen Leverkusen im Einsatz. Borussia Dortmund hielt nach einem 1:0 gegen Freiburg den dritten Rang vor der Borussia aus Mönchengladbach, die in Augsburg mit 3:2 siegte. Mainz gewann auch dank eines Treffers von Karim Onisiwo (37.) gegen Schlusslicht Paderborn mit 2:0.

Spaziergang

Die Bayern mit Innenverteidiger David Alaba lagen in Sinsheim nach einer Viertelstunde durch Tore von Serge Gnabry (2.), Joshua Kimmich (7.) und dem 18-jährigen Lewandowski-Ersatzmann Joshua Zirkzee (15.) komfortabel voran. Bei den Heimischen waren Christoph Baumgartner und Florian Grillitsch staunende Beobachter. Philippe Coutinho (33., 47.) und Leon Goretzka (62.) legten weiter nach, ehe die Bayern-Anhänger in der 67. Minute erstmals mit einem beleidigenden Transparent gegen Hopp auffielen.

Bayern-Trainer Hansi Flick und einige aufgebrachte Spieler eilten in die Kurve und gestikulierten wild. Beim zweiten Vorfall zehn Minuten später machten sich auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Vorstandsmitglied Oliver Kahn auf den Weg, der Schiedsrichter schickte die Teams aber zuvor in die Kabine. Die zweite Unterbrechung dauerte rund 15 Minuten.

Solidarität

Hopp selbst war zwischenzeitlich in den Katakomben zugegen. Für den Rest des Spiels standen der 79-Jährige und Rummenigge gemeinsam am Spielfeldrand. Die Bayern- und Hoffenheim-Profis absolvierten nach Schlusspfiff eine Stadionrunde, bei der sie sich demonstrativ mit Hopp solidarisierten.

Die seit Jahren anhaltenden Schmähungen gegen den Mäzen aus verschiedenen Fangruppen gehen auf deren Ablehnung gegen das Geschäftsmodell bei 1899 Hoffenheim zurück. Der in der Gegend aufgewachsene Hopp ist bei seinem Heimatverein Mehrheitseigentümer und ermöglichte ihm einen unvergleichlichen Aufstieg in die Bundesliga. Der Milliardär muss bei gegnerischen Anhängern deshalb als Paradefigur des Fußball-Kapitalismus herhalten. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sagte am Samstag: "Wir haben diesbezüglich heute einen traurigen Höhepunkt erlebt. Dafür gibt es keine Entschuldigung."

Schon Hoffenheims 1:1 bei Mönchengladbach war vergangene Woche unterbrochen worden, als Hopps Konterfei von Fans der Gastgeber in einem Fadenkreuz gezeigt wurde. Wegen eines ähnlichen Vorfalls wurde am Samstag auch die Partie Dortmund gegen Freiburg kurzzeitig unterbrochen. Die Fangruppen spielten auf ein Urteil des DFB-Sportgerichts an. Dieses hatte wegen Beleidigungen von Hopp geurteilt, dass Dortmund zu den kommenden beiden Spielen in Hoffenheim ohne Fans anreisen muss.

Keine Einsicht

Die Fanszene des FC Bayern hat sich anschließend in einem online veröffentlichten Schreiben für die Vorfälle gerechtfertigt und keinerlei Einsicht gezeigt. In dem am Samstag auf "suedkurve-muenchen.org" veröffentlichten Text heißt es unter anderem: "Man muss den Wortlaut nicht gut heißen, aber es gab für uns hierzu keine Alternative, da nur so das Thema die nötige Aufmerksamkeit erhält."

Eine Entschuldigung wurde von den Fans nicht formuliert, stattdessen wurde ausdrücklich Kritik an der zweimaligen Unterbrechung geübt. "Will man zukünftig immer, wenn solche Beleidigungen auf der Zuschauertribüne geäußert werden, Fußballspiele ab- oder unterbrechen, wird man keine Partie mehr über 90 Minuten spielen können. Die Unterbrechung heute war einfach nur überzogen und absurd", hieß es.(APA/red, 29.2.2020)