Missbrauch in der Burschenschaft: "Mach jetzt mit, sonst ..."
Eine schlagende Burschenschaft verschafft einem jungen Mann ein Zugehörigkeitsgefühl – bis er dort zum Sex gezwungen wird. Die Geschichte eines Übergriffs
PROTOKOLL: Fabian Schmid
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Es gibt Schüler- und Studentenverbindungen. Erstere werden als pennale Burschenschaften bezeichnet. In Österreich sind rund 54 aktiv.
Bei der Mensur gibt es verschiedene Verletzungen: Ein Lappen ist ein nicht ganz abgetrenntes Stück Kopfhaut, ein Scherzerl ein voll abgetrenntes. Ein Schmiss ist eine einfache Hiebwunde.
Die Mensur entwickelte sich aus studentischen Duellen. Ein Paukarzt ist anwesend, der Wunden erstversorgt. Schmisse werden im Milieu mit Stolz getragen.
Burschenschaften haben ritualisierte Trinktraditionen. In einigen Buden gibt es sogar eigene "Kotzbecken".
Die MeToo-Bewegung thematisierte vor allem sexuelle Übergriffe in Machtstrukturen. Sie erfasst bereits zahlreiche Gesellschaftsbereiche wie die Unterhaltungsbranche oder den Sport.
Bei zahlreichen Burschenschaften wird noch Mitgliedern gedacht, die eine wichtige Stellung im Nationalsozialismus hatten. Auch die Liederbücher-Affären rund um antisemitische Texte zeigten ein ungeklärtes Verhältnis zur NS-Zeit.
Opfer sexueller Übergriffe brauchen oft lange, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten und sich rechtlich zu wehren. Deshalb wurden erst vor kurzem die Verjährungsfristen verlängert.
Udo Guggenbichler, Vorsitzender des Österreichischen Pennällerrings (ÖPR), ist "in seiner Amtszeit" – seit 2010 – "kein Fall bekannt". Er rät Opfern, sich an den ÖPR zu wenden und zur Polizei zu gehen. Das dritte Lager und der ÖPR würden jede Form sexuellen Missbrauchs "aufs Schärfste" ablehnen.
(Protokoll: Fabian Schmid, 2.3.2020)
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