Christian Ilzer: "Über die Saison war es zu wenig, um an der Meistergruppe teilzunehmen."

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Graz – Nach einem Remis, das zwei moralische Verlierer zurückließ, hat die Austria ihre Hoffnung auf ein Wunder begraben müssen. Beim 1:1 bei Sturm Graz durften die Wiener bis kurz vor Schluss auf ein "finales" Fernduell mit Hartberg um den letzten Platz in der Meistergruppe der Bundesliga hoffen. Auch wenn sich das Verpassen abgezeichnet hatte, war die Enttäuschung sehr groß.

"Die Tabelle lügt nicht. Über die Saison war es zu wenig, um an der Meistergruppe teilzunehmen", sagte Trainer Christian Ilzer. Der ehemalige Hartberg-Coach schickte Gratulationen nach Pasching, wo sein Ex-Arbeitgeber trotz der 1:5-Niederlage gegen den LASK feierte. "Sie haben sich das verdient", meinte der Steirer. Für sein Team wird das Heimspiel gegen St. Pölten in der letzten Runde des Grunddurchgangs ein Vorgeschmack auf die kommenden Monate.

Duelle mit Salzburg, dem LASK, Sturm oder Rapid fallen für die Austria künftig aus. Die Riege der Topklubs, in der sich die Favoritner aus ihrem Selbstverständnis heraus sehen, blieb trotz acht ungeschlagener Partien in Folge unerreichbar. Vier Unentschieden en suite ließen den Rückstand auf den sechsten Tabellenrang nicht schmelzen. "Ich muss jetzt aus einer Unentschieden-Mannschaft eine Siegermannschaft machen", merkte Ilzer an. Finanziell wird es Einbußen geben. Allein aufgrund ausbleibender Zuschauereinnahmen wird ein sechsstelliger Betrag fehlen.

Sarkaria: "Ich bin traurig, aber so ist Fußball"

Manprit Sarkarias Führungstreffer (70.) war am Ende bedeutungslos, da der eingewechselte Bekim Balaj (88.) die Schlussoffensive der Hausherren noch belohnte. Sturm hatte sich den Punktgewinn verdient, hatten die Grazer doch zuvor die deutlich besseren Möglichkeiten vorgefunden.

"Ich bin traurig, aber so ist Fußball. Wir müssen über das Playoff in die Europa-League-Qualifikation kommen, müssen mit Vollgas starten, um das zu schaffen", meinte Sarkaria. Um sich für das Playoff fix zu qualifizieren, muss die Austria Siebenter werden. Die Tabelle der Qualifikationsgruppe auf Rang eins zu beenden ist nun klares Ziel. Geschenke dürfen sich die Violetten von Mattersburg, Altach oder WSG Tirol aber nicht erwarten. James Jeggo merkte deshalb an: "Der Druck wird jetzt höher werden. Es wird erwartet, dass wir in jedem Spiel drei Punkte holen. Damit müssen wir umgehen. Wir müssen den siebenten Platz unbedingt holen."

Keinen Selbstläufer sah auch Peter Stöger auf sein Team zukommen. Austrias Sportvorstand unterstrich aber die positive Entwicklung, die die Anfang Dezember verjüngte Mannschaft vollzogen hat. In Graz wusste Maudo Jarjue als Ersatzmann des gesperrten Michael Madl zu gefallen. Auch wenn der 22-Jährige aus Guinea-Bissau beim Ausgleich das Abseits aufhob, drängte er sich in der Innenverteidigung als Alternative auf. Im Tor zeigte der im Frühjahr wieder zur Nummer eins aufgestiegene Patrick Pentz (23) eine starke Vorstellung.

El Maestro: "Viel besser können wir es im Moment nicht"

Auch bei Sturm blieben "gemischte Gefühle" zurück, wie Trainer Nestor El Maestro anmerkte. "Viel besser können wir es im Moment nicht. Das hat nicht für einen Heimsieg über die Austria gereicht", stellte der Serbe gewohnt pointiert fest. Auf Platz fünf werden die Steirer den Grunddurchgang beenden, nachdem der WAC vorerst außer Reichweite bleibt. Besonders bitter bleibt für Sturm die Heimbilanz: Weiter nur vier Siege in nun elf Saisonspielen in der Merkur-Arena stehen zu Buche.

Dass die heimischen Fans ihre Mannschaft bis zum Schluss unterstützten, durfte immerhin als Pluspunkt vermerkt werden. "Ich bin bei Gott nicht zufrieden, aber von der Moral her ist es gut, einmal zurückzukommen. Das ist vielleicht ein wenig ein Trostpreis", sagte Sportchef Günter Kreissl. "Wir müssen uns in der Meistergruppe verbessern, insbesondere in der Heimbilanz." Im Vorjahr verlor Sturm alle fünf Heimspiele in der Meistergruppe.

Für Irritationen sorgte nach Schlusspfiff auch Torschütze Balaj. Der albanische Teamstürmer ließ keine Zweifel daran, dass er mit seiner Rolle als Ersatzspieler unzufrieden ist. "Warum ich nicht spiele, müssen Sie den Coach fragen. Ich kenne den Grund nicht", sagte Balaj. (APA, 2.3.2020)