Kaum eine Erkrankung verläuft bei beiden Geschlechtern gleich.

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In der Medizin ist der Mann die Norm. Dass Frauen anders erkranken und somit anders diagnostiziert und therapiert werden müssten, wird vielfach ignoriert. Neben dem Unwissen über biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind für Frauen Vorurteile der größte Krankmacher im medizinischen System und damit lebensbedrohlich. Frauen werden im Untersuchungszimmer weniger ernst genommen und trotz eindeutiger Symptome mit Beruhigungsmitteln abgewimmelt – ihr Problem wird häufiger zu einem psychischen gemacht.

Verkannt wird oft auch der lebensbedrohliche Zustand einer Frau im Ernstfall, etwa wenn sie auf der Straße zusammenbricht. Wer würde bei einem Mann zuerst von einem Kreislaufkollaps ausgehen, einen Schluck Wasser oder Traubenzucker anbieten? Bei Frauen geschieht genau das, obwohl auch hier alle "Herzinfarkt!" rufen und sofort den Notarzt verständigen sollten. Immerhin – und das dürfte viele überraschen – sterben mehr Frauen als Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Frauengesundheit: Da denken viele an Gynäkologie, also an Brüste und Gebärmutter. Doch der weibliche Körper ist mehr als das und unterscheidet sich nicht nur dadurch vom männlichen. Kaum eine Erkrankung verläuft bei beiden Geschlechtern gleich. Gendermedizin kämpft dafür, dieses Wissen im medizinischen Betrieb und in der Gesellschaft zu verankern. Es ist höchste Zeit, dass ihr das gelingt. (Bernadette Redl, 3.3.2020)