Seit 1. November 2019 gilt das absolute Rauchverbot in der Gastronomie.

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Wien – Am 1. November 2019 ist in Österreich nach jahrelangen Diskussionen das absolute Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft getreten. Nach vier Monaten zeigt sich: Die Gastwirtschaft setzt das Verbot diszipliniert um, und auch ein Großteil der Gäste hält sich an die neuen Vorschriften.

In Wien hat das Marktamt in vier Monaten genau 6.382 Kontrollen durchgeführt, wie Sprecher Alexander Hengl auf Anfrage ausführte. Dabei mussten nur 111 Anzeigen gestellt werden. Das bedeutet: Bei nicht einmal zwei Prozent der besuchten Lokale stellten Kontrollore Verfehlungen in puncto Rauchverbot fest. Mit den Ergebnissen zeigte sich Hengl "sehr zufrieden".

Ob auch bereits erste Strafen rechtskräftig verhängt wurden, konnte Hengl am Montag nicht sagen. "Das ist Bezirksamtssache." Lokalinhabern droht jedenfalls eine Strafe bis zu 2.000 Euro und im Wiederholungsfall bis zu 10.000 Euro, wenn gegen das Verbot verstoßen wird. Rauchende Gäste müssen mit Strafen von bis zu 100 Euro, im Wiederholungsfall von bis zu 1.000 Euro rechnen.

Allein im Februar gab es 600 Kontrollen: Dabei kam es nur zu 13 Anzeigen. Insgesamt seien rund zwei Drittel aller Gastronomiebetriebe Wiens auf die Einhaltung des Rauchverbots kontrolliert worden, sagte Hengl. Festgestellt wurden Verstöße in Innenstadtbars genauso wie in Vorstadtbeisln.

Eine Kegelbahn mit Raucherzelle

Betriebe zeigten sich aber auch kreativ, um das Rauchverbot möglicherweise umgehen zu können. So sei bei einer Kegelbahn eine Raucherzelle eingerichtet worden. Bei Betrieben mit Schanigärten fanden Kontrollore auch aufgestellte Zelte im Freien vor. Zudem wurde von Gastronomen versucht, das Rauchverbot mit Shisha- oder Zigarrenklubs auszuhebeln. Das hat nicht funktioniert: "Wo in Betrieben geraucht worden ist, hat es Anzeigen gegeben", sagte Hengl.

Auch bei "Raucherzelten" oder überdachten Gastro-Bereichen im Freien gibt es klare Regeln: Gibt es für Raucher ein Dach oder eine Markise über den Kopf, darf nur gepofelt werden, wenn es nicht mehr als 50 Prozent Seitenwände gibt. Alles andere gilt als Raum und ist vom Verbot erfasst. In Innsbruck etwa ist die mobile Überwachungsgruppe der Stadt für die Kontrolle zuständig. "Die Gastronomie hält sich fast ausnahmslos daran", hieß es aus dem Magistrat. Knapp 60 Verfahren wurden durchgeführt, in zehn Fällen kam es zu Bestrafungen.

Erhebliche Einbußen für Gastronomen

Das strenge Rauchverbot habe teils aber auch zu erheblichen Umsatzeinbußen bei Betrieben geführt, sagt Peter Dobcak, Fachgruppen-Obmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien. Die einstigen kleinen Raucherbeisln würden Rückgänge bis zu 50 Prozent verzeichnen. In Discos, Clubs und Bars betrage der Rückgang bis zu ein Viertel. "In der Speisegastronomie merken wir aber, dass nach einem Rückgang wieder mehr Leute kommen." Für viele betroffene Betriebe dürfte es mit dem Start der Schanigarten-Sommersaison im März aber wieder besser werden, meint Dobcak. Draußen darf schließlich geraucht werden. "Es ist aber schwierig zu prognostizieren, wie sich das mit den Anrainern entwickeln wird", meint er. Dobcak befürchtet einen Anstieg von Anzeigen wegen Lärm- und Geruchsbelästigung. "Unsere volle Bilanz können wir erst im Herbst ziehen."

Mehr Kopfzerbrechen als das Rauchverbot bereitet Dobcak aber das Coronavirus: "Wir bemerken einen deutlichen Anstieg von Stornos bei Gruppenbuchungen für Essenslokale. Das betrifft bei weitem nicht nur Asia-Restaurants."

Zuletzt wurde auch der Radiologenkongress im Wiener Austria Center, der ab kommendem Mittwoch über die Bühne hätte gehen sollen, wegen des Coronavirus auf den Juli verschoben. Rund 23.000 Radiologen nehmen an diesem Kongress teil. (David Krutzler, 3.3.2020)