Rasche Rückbaumaßnahmen in der ORF-Fernsehinformation: Alexander Wrabetz, hier bei Baubeginn für Ö1/Ö3-Gebäude auf dem Küniglberg Mitte Februar 2020.

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2018 hat ORF-General Alexander Wrabetz die TV-Information auf ORF 1 und ORF 2 aufgeteilt. Keine zwei Jahre danach hat er die aktuelle Information von ORF 1 seit 1. März wieder der größeren ORF-2-Information zugeordnet. "Zeit im Bild"-Chef Christian Braun-Staudinger leitet nun auch "ZiB-Flash", "ZiB 20" und "ZiB Nacht".

Nach einem Jahrzehnt Debatte über Channel-Manager für ORF 1 und ORF 2, die sich beim Programmieren allein auf ihren Kanal konzentrieren, ging es im Frühjahr 2018 ganz schnell. Die politischen Fronten waren seit Dezember 2017 geklärt: Die ÖVP regierte mit der FPÖ. Fritz Dittlbacher, Fernsehchefredakteur und Sozialdemokrat, musste weg. Also gab es ein halbes Jahr nach Regierungsantritt seinen Job nicht mehr.

Neue Positionen, neue Chefs

Channel-Manager von ORF 1 wurde die seit Jahren schon als bürgerliche Kandidatin für den Job gehandelte ORF-1-Infochefin Elisabeth Totzauer. Channel-Manager von ORF 2 wurde nicht der seit Jahren als sozialdemokratischer Fixstarter für den Job gehandelte Roland Brunhofer, sondern der ebenfalls bürgerliche, langjährige "Seitenblicke"-Chef Alexander Hofer. Hofer und Totzauer haben langjährige gute Kontakte zur ÖVP Niederösterreich.

ORF 1 und ORF 2 bekamen 2018 auch eigene Chefredakteure: Die größere ORF-2-Information wurde Matthias Schrom-Kux unterstellt, der bis dahin in der Innenpolitik der "Zeit im Bild" schwerpunktmäßig FPÖ-Kontakte und -Themen betreute. Chefredakteur von ORF 1 wurde Wolfgang Geier, in der "Zeit im Bild" als stellvertretender Ressortchef insbesondere für ÖVP-Kontakte und -Themen zuständig. Dittlbacher ist nun wieder Chefreporter der "Zeit im Bild".

Tägliches Infomagazin kam nicht*

Für ORF 1 hatte ORF-Chef Wrabetz aber spätestens seit 2017 ein erklärtes Ziel: eine werktägliche Hauptabend-Infosendung. Möglicher Sendeplatz: 21 Uhr. Channel Managerin Lisa Totzauer schloss sich dem Wunsch des ORF-Generals nicht an und platzierte im April 2019 ein tägliches Info-Magazin ('"M1") in den Vorabend. Mit Dezember 2019 wurde das Magazin auf knapp zehn Minuten täglich gekürzt, es sollte sich nun auf Soft-Themen konzentrieren. Ein nur noch wöchentliches Infomagazin ist in Planung. Damit wurden einige Kapazitäten in der tagesaktuellen Information auf ORF 1 frei.

Kommando zurück

Im Dezember 2019 überraschte ORF-General Wrabetz nun mit Kommando zurück – vielleicht auch als Reaktion auf das stete Drängen vor allem von ÖVP-Stiftungsräten auf weitere Sparmaßnahmen und mit Blick auf 2017 zur jüngsten Gebührenerhöhung versprochene Personalkürzungen, die ORF-Fernsehen und auch -Radio bisher nicht geschafft haben. Nun müssen die den Bürgerlichen zugerechnete Lisa Totzauer und ihr Chefredakteur Wolfgang Geier den Großteil ihrer Infomannschaft und Sendungen wieder abgeben.

"ZiBs" mit einem Chef auf zwei Kanälen

Mit 1. März hat Alexander Wrabetz das Kommando zurück per interne Organisationsanweisung vollzogen: Der ORF-Chef ordnete die ORF-1-Infosendungen "ZiB-Flash", "ZiB 20" und "ZiB Nacht" Christian Braun-Staudinger zu. Er ersetzte 2018 bis dahin zwei Sendungsverantwortliche für Tages- und Abend-"ZiBs" in Personalunion. Und er übernimmt nun die gesamte "ZiB"-Flotte in ORF 1 und ORF 2 mit einer Ausnahme: Sendungsverantwortlicher der "ZiB 2" ist Christoph Varga.

"Zeit im Bild" neu mit Pötzelsberger

Mit Ostern Mitte April, wenn Tobias Pötzelsberger als neuer Moderator antritt, soll die reichweitenstärkste "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr modernisiert werden. Derzeit wird etwa an Inserts und Kamerapositionen gebastelt.

Wrabetz hat Ende 2019 aber eine größere Reform der "Zeit im Bild" in Aussicht gestellt – etwas länger (im Gespräch sind vier Minuten), um Zeit für Schwerpunkte, Analysen und Interviews zu schaffen. Der Kurzsport könnte auf ORF 1 wechseln.

Der ORF-General hat damals auch laut über eine Wiederkehr der "Zeit im Bild" auf beiden Hauptkanälen des ORF nachgedacht – und die frühere Fernseh- und nun Programmdirektorin Kathrin Zechner die Möglichkeiten in einer Projektgruppe erheben lassen.

Das Ergebnis soll sehr eindeutig ausgefallen sein: Die 1:1-Durchschaltung will keiner der Beteiligten zurück. Abgeschafft hat sie ein gewisser Alexander Wrabetz 2007 mit seiner "größten Programmreform aller Zeiten". (fid, 3.3.2020)