Blenden wir zehn Jahr zurück. Damals präsentierte Renault seine ersten Vorstellungen, wie die Zukunft elektrischer Mobilität aussehen könnte. Während manche Hersteller damals unter dem Begriff Elektromobilität Straßen- oder Eisenbahn verstanden, saß der Standard-Emissär bereits hinter dem Lenkrad serienmäßiger batterieelektrischer Modelle wie Kangoo Express und der Limousine Fluence.

Vor einer Dekade stand in den Konzeptpapieren des Konzerns auch, seine Heimat sei die Welt der kleinen und mittelgroßen Automobile, Hybrid wollte man den Herstellern großer Premiumfahrzeuge – siehe Flottenverbrauch – überlassen. Alles Makulatur. Dieser Tage demonstrierte Renault bei einer exklusiven Vorpräsentation in Paris, dass die damaligen Überlegungen nicht länger gültig sind. Player am Weltmarkt müssen heutzutage die gesamte E-Palette abdecken.

Der Twingo ist technisch eng verwandt mit dem Smart Forfour – geht bei der Elektroversion aber eigene Wege. Marktstart ist gegen Jahresende.
Foto: Renault

Drei Hybridmodelle, bereits vorgestellt, aber erst ab kommenden Sommer auf dem Markt, beweisen, dass Hybrid-Technologie nicht mehr wegzudenken ist: Clio mit Mild-Hybrid sowie Captur und Mégane Kombi als Plug-in-Versionen lassen frühere Überlegungen vergessen. Eine neu entwickelte Powertrain-Einheit verbindet technisch diese drei wichtigen Renault-Entwicklungen.

Hier wird gestromt

Der Schwerpunkt stadtgerechter Angebote führt automatisch zum Twingo. 2,5 Millionen Einheiten wurden seit 1993 in drei Generationen produziert, im vergangenen Herbst wurde das aktuelle Modell einem Facelift unterzogen. Nun steht es frisch und munter bereit, die Renault-Philosophie der Elektromobilität in das Gewirr europäischer Großstädte hineinzutragen.

Blaue Zeichenelemente melden optisch, hier wird nicht verbrannt, sondern gestromt. Der Zusatz Z.E. identifiziert den E-Twingo, technisch eng mit dem Renault Zoe verbunden. Aus der Fabrik im slowenischen Novo Mesto (Rudolfswerth) stammt auch der viersitzige Smart – der ist nurmehr elektrisch verfügbar, technisch jedoch anders ausgelegt (17,6 kWh-Akku, max. 130 km Reichweite).

Mit seiner 22-kWh-Batterie kommt er 180 WLTP-Kilometer weit, deutlich weiter also als der Smart (17,6-kWh-Akku, 130 km).
Foto: Renault

Renault verwendet für Twingo Z.E. und Zoe, beide stehen auf der Konzern-Elektroplattform, den hauseigen entwickelten Elektromotor inklusive Untersetzungsgetriebe und Leistungselektronik. Der Motor weist beim Twingo eine Leistung von 60 kW (82 PS) auf. Die wassergekühlte 22-kWh-Lithium-Ionen-Batterie wiegt 165 kg, sie ist unfallsicher unter Fahrer- und Beifahrersitz platziert.

Fast selbstverständlich

Untersuchungen haben ergeben, dass im städtischen Bereich die durchschnittliche tägliche Fahrstrecke bei 30 km liegt. Laut WLTP-Stadtzyklus gehen sich beim Twingo Z.E. rund 250 km Reichweite aus (im gemischten WLTP-Zyklus sind es 180), Spitzengeschwindigkeit: 135 km/h.

Der Synchronmotor liegt unterhalb des 240-Liter-Kofferraums. Mit 3,61 m Länge und 1112 kg Leergewicht kann der Hecktriebler stolze 8,75 m Wendekreis vorweisen. Das Ladegerät (Chameleon Charger) wurde vom Zoe übernommen, drei Rekuperationsstufen lassen sich über das Antriebspedal steuern. Fast selbstverständlich auch die Vernetzung per Smartphone. Bis Jahresende bewegt sich der Twingo Z.E. leider in der Warteschleife, die Überbrückungshilfe heißt: Benzinversion.

Auf dem bereits abgesagten Genfer Salon plante Renault außerdem, eine Studie zu zeigen, die die Wandelfähigkeit eines E-SUVs demonstrieren soll. Als Namensgeber dienen Ovids Metamorphosen. (Andreas Stockinger, 07.03.2020)