In der Breitenleer Straße in Wien-Donaustadt wurden kürzlich 327 freifinanzierte Mietwohnungen übergeben.

Foto: Sozialbau/Wolfgang Voglhuber - VOGUS

Wien – Die Sozialbau AG, größter Bestandshalter an geförderten Wohnungen in der Bundeshauptstadt, setzt verstärkt auf Community-Building unter ihren Mietern. Dazu wurde das Programm "Gemeinsam stärker" ins Leben gerufen. Es wird auf Vorstandsebene von Ernst Bach verantwortet, der seit 2015 im Vorstand ist und dort für die Hausbewirtschaftung zuständig ist.

Bach hat sich die Idee von der Berliner Genossenschaft "Märkische Scholle" abgeschaut, wie er dem STANDARD erzählt. Bei einem Besuch in Berlin hat ihn das Community-Management der "Scholle" – mit rund 3700 Wohneinheiten eine eher kleine Genossenschaft – sehr beeindruckt. Zurück in Wien wurde dann sogleich überlegt, wie sich das auf die rund 45.000 Mieterhaushalte der Sozialbau umlegen ließe.

Eine Erkenntnis daraus: "Ein Thema reicht nicht, um eine Community aufzubauen. Die Diversität macht’s aus." Deshalb ruht das "Gemeinsam stärker"-Programm der Sozialbau nun auf mehreren Säulen.

Lesungen, Kabarett, Gästewohnungen

Zum einen gibt es ein kulturelles Angebot, mit dem sogenannte Grätzelzentren in bestehenden Sozialbau-Anlagen bespielt werden sollen (eines davon wurde im Dezember im Sonnwendviertel eröffnet, weitere Standorte sind geplant). Dort sollen nun regelmäßig Lesungen oder Kabarettabende stattfinden, die über eine Kooperation mit Wien-Ticket fallweise auch für externe Besucher offen sein werden.

Weiters gibt es für Sozialbau-Mieter seit kurzem auch mehrere Gästewohnungen in bestehenden Anlagen. Konkret bietet man derzeit drei Wohnungen an, die von Mitgliedern der Sozialbau-Community kurzfristig – und für bis zu drei Wochen im Jahr – für Besuche von Verwandten und Bekannten und zu einem Preis von 18 Euro pro Tag angemietet werden können. Eine vierte Wohnung ist gerade in Vorbereitung. Außerdem gibt es derzeit einen, bald schon mehrere E-Transporter für Transporte und Umzüge in Wien auszuleihen.

Teil des Programms ist außerdem eine Nachbarschaftsbörse, auf der Hilfe jeder Art angeboten werden kann – von der Kinderbetreuung über das Haustiersitten bis zur Lernnachhilfe –, wobei sich einstellen lässt, ob sich das Angebot nur an die Bewohner der eigenen Anlage richtet, oder an die gesamte Community, so Bach.

Plattform für den Wohnungstausch

Und dann fungiert die Website www.bewohner.at – und demnächst auch eine eigene App fürs Handy – auch als Wohnungstauschplattform. In Befragungen von ausziehenden Mietern habe man nämlich festgestellt, dass rund 25 Prozent die Wohnung deshalb wechseln, weil sie eine nicht mehr passende Größe hat. "Und von denen wollen eigentlich zwei Drittel im gewohnten Grätzel bleiben", so Bach. Mit der Tauschplattform soll das nun leichter möglich werden, wenn sich in der Nähe jemand findet, der oder die auch gern tauschen würde. 500 Tauschangebote hat man schon im System, "fünf bis zehn Abschlüsse haben wir derzeit pro Monat bereits", berichtet Bach nicht ohne Stolz.

Wohnungen bauen die Sozialbau bzw. deren Genossenschaftstöchter natürlich auch noch. Ende Dezember wurden im Wildgarten (zwölfter Bezirk) 222 geförderte Wohnungen übergeben, vor wenigen Tagen das Projekt in der Breitenleer Straße im 22. Bezirk mit 327 freifinanzierten Mietwohnungen, in Kürze 170 Wohnungen am Johann-Orth-Weg im 21. Bezirk. Und auf dem Areal der Theodor-Körner-Kaserne (14. Bezirk) fand am vergangenen Donnerstag der Spatenstich statt. Dort errichten zwei Sozialbau-Töchter 225 Wohnungen. (mapu, 3.3.2020)