U20-Weltmeisterschaften nach Bukarest wurden abgesagt.

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Sehr unterschiedliche Wege gehen die talentierten österreichischen Gewichtheber-Geschwister Sarah und David Fischer. Sarah hofft als aktuell 17. in ihrer Gewichtsklasse noch auf eine Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Allerdings wurde wegen des Coronavirus ein wichtiger Qualifikationsbewerb, die U20-WM in Bukarest, abgesagt. Bruder David ist seit Februar bulgarischer Staatsbürger.

Vater und Trainer Ewald Fischer erklärte am Dienstag im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur die jüngsten Entwicklungen seiner Kinder. "Wir wären am 15. März zu den U20-Weltmeisterschaften nach Bukarest geflogen. Die wurden leider wegen des Coronavirus abgesagt. Sarah hätte da Medaillenchancen gehabt. Und leider zählt das auch zur Olympia-Qualifikation, jetzt wackelt natürlich auch der Olympiastartplatz für die Sarah in Tokio", erklärte Fischer senior.

Ungewiss

Nun gäbe es noch in der Osterwoche im April in Moskau die EM der allgemeinen Klasse. Sarah Fischer blickt da auf Silber 2018 und Bronze 2019 zurück. "Aber da weiß noch keiner, ob die stattfindet." Und eigentlich hätte man noch gerne zwei Bewerbe, denn seine Tochter würde sich gern sowohl in ihrer Stammkategorie bis 87 kg sowie 87 plus qualifizieren. "Aber all das steht in den Sternen, kein weiß, ob es weitergeht. Man wird sehen, ob Olympia überhaupt stattfindet."

Der Trainer-Vater empfindet aber die Absage trotzdem richtig. "Ich finde es nicht übertrieben, wenn man liest, was alles passiert. Beim Gewichtheben hebt jede Person mit derselben Hantel und es kommen viele Leute zusammen. Man sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagte Ewald Fischer. Aber natürlich sollte es Fairness geben, immerhin gibt es nun regional unterschiedliche Qualifikationsmöglichkeiten. "Wir haben sehr gut trainiert, Sarah wäre sicher unter den ersten Drei gewesen und hätte in der Weltrangliste sicher vier, fünf Plätze gutgemacht", glaubt er.

Ausnahmegenehmigung?

Nun hofft man auf eine Ausnahmegenehmigung des Weltverbands, da viele Europäer keinen Wettkampf mehr haben. "Wir probieren, dass wir in Kolumbien bei der südamerikanischen Meisterschaft starten können", so Fischer. Dieser Bewerb solle dann als zusätzliches Olympia-Quali-Event zählen.

Einige Gerüchte ranken sich indes um Fischers Sohn David, einst als Vize-U20-Europameister ebenfalls vielversprechendes Talent aus Österreich. Ewald Fischer klärt auf. "Es stimmt, mein Sohn ist seit Februar bulgarischer Staatsbürger", sagte der Trainer. "Es hat Probleme meines Sohnes mit dem Verband gegeben. Ich habe zwei Rennpferde, eines haben sie mir weggenommen, aber ich will niemand den Schwarzen Peter zuschieben", fügte Fischer senior hinzu.

Mosaiksteinchen

Vor einem Jahr, bestätigte er, habe sein Sohn David die verpflichtende Eintragung im Falle einer Dopingkontrolle (ein Time-Slot von 60 Minuten pro Tag ist vorgeschrieben) "zu spät geändert". "Das ist passiert, aber der ist schon wieder weg, das verfällt nach einem Jahr. Aber David hat keinen positiven Dopingfall." Es sei ein kleines Mosaiksteinchen in den Unstimmigkeiten mit dem Österreichischen Gewichtheberverband (ÖGV) gewesen.

Der mittlerweile 21-jährige David Fischer, der schon seit längerer Zeit eine bulgarische Freundin hat, spricht Bulgarisch und hat sich seit einiger Zeit in Sliwen einen Verein gesucht. Dort trainiert er mit einem Coach. Dieser habe aber nichts mit jenem Trainer zu tun, mit dem die Familie Fischer bis 2014 gearbeitet hat, so Vater Fischer. "Das haben wir damals beendet, ab da habe ich beide Kinder selbst trainiert", erläuterte er. (APA, 3.3.2020)