Untersuchungen an Bonobos haben gezeigt: Die Belastung der Gelenke unterschiedlicher Menschenaffenarten ist fast ident.

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Wien – Die Fingerknochen von Menschenaffen sind bei allen Arten verblüffend ähnlich aufgebaut, obwohl sie in jeweils völlig unterschiedlichem Ausmaß für Aufgaben wie Laufen, Klettern und Greifen verwendet werden. Warum das so ist, berichten nun österreichische Forscher im "Journal of the Royal Society Interface": Trotz ihrer andersartigen Bewegungsarten ist die Belastung der Gelenke bei allen Hominiden annähernd identisch.

Die Forscher um Alexander Synek vom Institut für Leichtbau und Struktur-Biomechanik der Technischen Universität (TU) Wien werteten Daten von Experimenten mit sechs in Gefangenschaft lebenden Bonobos (Pan paniscus) aus. Dabei kletterten die Menschenaffen auf eine mit Druckmessmatten umwickelte Stange oder gingen auf den Fingerknöcheln über eine solche Matte.

Drucksensor- und Videoanalysen

Sie analysierten die Fingerbewegungen anhand von Videoaufnahmen und berechneten die Belastung auf die Fingergrundgelenke, die Mittelhandknochen mit den Finger-Grundgliedern verbinden. Außerdem erstellten sie dreidimensionale Computermodelle des Bonobo-Handskelettes und der Muskeln.

Bei den zwei Fortbewegungsarten ist die Belastungsstärke auf das Gelenk beinahe gleich groß, wenn man den Einfluss der Muskelkräfte berücksichtigt, berichten sie. Besser zu erkennen wären Unterschiede in der Belastungsrichtung auf die Gelenke. Letztere wären demnach verlässlichere Anhaltspunkte, um etwa bei ausgestorbenen Primaten von der Knochenform darauf zu schließen, wofür sie ihre Hände benutzten, und wenn man die Hand-Evolution bei Affen und Menschen erforscht.

Interpretation von Fossilien

Den Forschern zufolge sollte man daher bei der Interpretation von Fossilien auch die Muskelkräfte miteinbeziehen. Speziell wenn man das Verhalten aus Fossilien rekonstruiere, vor allem aus einzelnen Skelettelementen, müsse man vorsichtig sein, schreiben sie in der Arbeit. (red, APA, 8.3.2020)