Mittwoch ist nicht Freitag. Aber trotzdem will die Fridays-for-Future-Bewegung am Mittwoch vor der WKO-Zentrale in Wien protestieren.

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Wien – Der Österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) ist sichtlich unangenehm, was der Chefredaktion der Branchenzeitung "readING" unterlaufen ist. Zumindest ist das der Grundtenor, wenn man sich bei der Interessenvertretung umhört. In der jüngsten Ausgabe des Branchenblatts des WKO-Fachverbands der Ingenieursbüros wurde nämlich ein mehrseitiger Artikel abgedruckt, der den menschengemachten Klimawandel herunterspielt.

Titel: "Klimakrise oder Klimahysterie? Eine Warnung an Politik und Medien". These des Textes: Übereilte "Klimaschutzmaßnahmen" könnten Wirtschaft und Gesellschaft beträchtlichen Schaden zufügen, man müsse die Argumente der Klimawandel-Leugner im öffentlichen Diskurs zulassen. Untermauert wird die These mit Verweis auf Youtube-Quellen und auf das Eike-Institut, das eng mit dem von fossilen Konzernen finanzierten Heartland Institute vernetzt ist und als pseudowissenschaftlich gilt.

Der Beitrag blieb nicht lange unbemerkt. Die Klima-Aktivisten von Fridays for Future reagierten prompt und kündigten für Mittwochnachmittag eine Mahnwache gegen die Klimawandel-Leugnung vor der WKO an. Es sei bedauernswert, dass Erkenntnisse von unabhängigen Wissenschaftern in einem offiziellen WKO-Medium unkritisch mit Youtube-Quellen infrage gestellt würden, so Fridays for Future. Außerdem sei der Autor nicht Klimawissenschafter, sondern Mathematiker.

Gesprächsangebot abgelehnt

Bei der WKO und der Bundessparte der Ingenieursbüros distanziert man sich von dem Beitrag. Spartenobmann Alfred Harl kündigte auf Twitter an, dass man in der nächsten "readING"-Ausgabe dem klimawissenschaftlichen Konsens breiten Raum geben werde.

Bei dem zur Diskussion gestellten Artikel handle es sich um eine Einzelentscheidung des verantwortlichen Chefredakteurs des Magazins, dem als externen Dienstleister die redaktionelle und inhaltliche Verantwortung obliegt, heißt es vonseiten der Kammer. Über Konsequenzen würde demnächst entschieden. Allerdings würde ein Blick auf die bisherigen Ausgaben des Magazins zeigen, dass der klimawandel-leugnende Artikel ein Einzelfall sei.

Bereits am Montag habe man Fridays for Future auch hinsichtlich der angekündigten Proteste zu einem klärenden Gespräch eingeladen. Fridays for Future habe aber abgelehnt, sagte eine WKO-Sprecherin gegenüber dem STANDARD.

Forderung an Mahrer

Auch die Grüne Wirtschaft rief zur Mahnwache vor der WKO-Zentrale in Wien auf. Dabei forderten die grünen Unternehmer in der WKO besonders von WKO-Chef Harald Mahrer ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit.

"Harald Mahrer muss aus der Deckung kommen und die Wirtschaftskammer eindeutig von der Leugnung der Klimakrise abgrenzen. Ansonsten kann er den grünen Anstrich, den er sich so gerne öffentlichkeitswirksam verleiht, gleich wieder entfernen", fordert Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft. Es sei unfassbar, dass Leugner der Klimakrise in der Kammer nicht nur Gehör fänden, sondern auch Eingang in offizielle Medien. Wissenschaftlicher Konsens würde ignoriert.

Kammer wählt

Seit Montag wird in der Wirtschaftskammer gewählt. Bis Donnerstag können Unternehmer ihre Standesvertretung in Fachgruppen, Branchen und Sparten im jeweiligen Bundesland wählen. Den Chef der Bundeskammer darf das Wahlvolk nicht direkt bestimmen – Landes- und Bundesgremien bis hinauf zum Präsidenten werden auf Basis der Wahlergebnisse hochgerechnet. Dass Mahrer den Chefsessel räumen muss, gilt quasi als ausgeschlossen. Denn der ÖVP-Wirtschaftsbund dürfte bei der Kammerwahl wieder eine komfortable Mehrheit holen. (luis, 3.3.2020)