Die Fortschritte der Forschung bescheren uns immer wieder faszinierendes neues Spielzeug. Etwa sogenannte "Superabsorber", Polymere, die ein Vielfaches ihres Gewichts und Trockenvolumens an Wasser aufnehmen können. Verkauft werden diese "Wasserperlen" etwa in biologisch abbaubarer Form für die Bodenbefeuchtung von Pflanzen – oder unter Markennamen wie "Orbeez" für den Unterhaltungsgebrauch.

Auch Cyril Schreiner, ein Franzose mit 1,2 Millionen Instagram-Abonnenten, hat die supersaugfähigen Kugeln für sich entdeckt. Und damit die Kanalisation seines Dorfes im Elsass verstopft haben, wie zahlreiche Medien Anfang März berichteten. Die Geschichte sorgte in sozialen Medien für große Erheiterung, entpuppte sich aber als Scherz.

Was passiert sein soll

Das soll passiert sein: Schreiner hatte laut den Schilderungen zunächst nur Gläser mit den Kugeln gefüllt, die im vollgesogenen Zustand eine "wabbelige" Konsistenz erreichen. Danach beschloss er, den Versuch zu skalieren und schüttete mehrere Packungen in seine mit Wasser gefüllte Badewanne, um sich anschließend in Orbeez zu baden.

Allerdings soll er dann eine einfache Lösung für die Entsorgung der immer weiter überquellenden Kugeln gesucht haben. Nachdem beim Versuch, diese aufzusaugen, sein Staubsauger versagt haben soll, entschloss er sich angeblich, einfach den Stöpsel zu ziehen. Die Verfrachtung der Kugeln in das Rohrsystem verlief nicht nach Plan. Sie quollen weiter auf und waren alsbald auch in seinem Waschbecken und WC zu finden.

Demnach war nicht nur das Abflussystem des Hauses betroffen. Auch in der Nachbarschaft soll sich eine Invasion bunter Polymerbälle eingestellt haben. Schreiner hatte angeblich zu dem Zeitpunkt bereits begonnen, Salz einzusetzen, um den Kugeln wieder Wasser zu entziehen. Das funktionierte zwar, führte aber vorerst nur dazu, dass andere Kanalinhalte hochgespült wurden.

Letztlich soll die Feuerwehr angerückt sein, um das lokale Kanalsystem frei zu pumpen. Schreiner drohten eine Klage durch seine Heimatgemeinde im Elsass und die Kostenübernahme für den Einsatz.

Alles inszeniert

Der angebliche Vorfall hatte sich medial flott verbreitet und jedenfalls online weite Kreise gezogen und zahlreiche Anspielungen nach sich gezogen. So veröffentlichte etwa die bekannte E-Sports-Organisation Team Vitality einen bearbeiteten Screenshot von der CS:GO-Map Overpass, die mit Orbeez verstopfte Kanaleingänge zeigen.

Allerding, so schreibt Liberation, war die ganze Angelegenheit durchaus geschickt inszeniert. Auch die Verwaltung des Ortes hat dies mittlerweile bestätigt. Die Aufklärung seitens französischer Medien fand jedoch international kaum Erwähnung. (red, 09.03.2020)

Update, 10:15 Uhr: Der Vorfall hat sich als Inszenierung herausgestellt. Der Artikel wurde dementsprechend überarbeitet.