Bild nicht mehr verfügbar.

Aufregung um Ferrari vor dem wegen Corona noch nicht bestätigten Saisonstart in Melbourne übernächstes Wochenende.

Foto: AP/Joan Monfort

Die Mehrheit der Formel-1-Teams ist "überrascht und schockiert". Allerdings nicht so sehr über das Ansinnen der vietnamesischen Behörden, wegen des Coronavirus Mitglieder italienischer Rennställe nur dann zur Grand-Prix-Premiere in Hanoi (5. April) zuzulassen, wenn sie davor eine zweiwöchige Quarantäne in Kauf nehmen. Und auch nicht darüber, dass die australischen Behörden zehn Tage vor dem Renntermin nicht garantieren können, dass der Saisonauftakt am 15. März tatsächlich in Melbourne steigt.

Der Stein des Anstoßes

"Überrascht und schockiert" ist die von Mercedes angeführte Mehrheit der Teams vielmehr, dass der Weltverband Fia nach monatelangen Untersuchungen mit Ferrari vereinbart hat, nicht weiter den verdächtig starken 2019er-Motor der Scuderia zu thematisieren. Eine entsprechende, eher kryptische Mitteilung verbreitete die Fia am Montag. Details der Übereinkunft waren nicht öffentlich gemacht worden, es hieß aber, die beiden Seiten hätten sich auf "eine Anzahl technischer Verpflichtungen" geeinigt. Damit solle die Überwachung aller Power-Units der Formel 1 verbessert und der Fia bei den Forschungen zu Karbonemissionen und nachhaltigem Treibstoff geholfen werden.

Nach monatelangen Ermittlungen, die die Fia nur aufgrund von Fragen anderer Teams durchgeführt hat, lehnen wir es entschieden ab, dass die Fia eine vertrauliche Vereinbarung mit Ferrari zum Abschluss dieser Angelegenheit trifft", hieß es weiter in der gemeinsamen Mitteilung der Mitbewerber, die sich rechtliche Schritte vorbehalten.

Offenlegung der Untersuchungsergebnisse gefordert

Eine internationale Sportregulierungsbehörde habe die Verantwortung, "mit den höchsten Standards der Unternehmensführung, Integrität und Transparenz zu handeln", ließen die Rennställe wissen. Gefordert sei eine "vollständige und ordnungsgemäße Offenlegung" der Untersuchungsergebnisse, "um sicherzustellen, dass unser Sport alle Konkurrenten fair und gleich behandelt." Lediglich Alfa Romeo und Haas, die von Ferrari mit Antrieben beliefert werden, zogen nicht mit.

Eine gemeinsame Erklärung von sieben der zehn Formel-1-Teams ist mehr als ungewöhnlich für die Rennserie. Der Corriere della Sera schreibt deshalb auch schon von einem "Autokrieg".

Unkenrufe

Während der Saison 2019 war immer wieder geunkt worden, dass sich Ferrari mit seinem Motor zumindest im Graubereich des Regelwerks bewege. Die roten Renner von Sebastian Vettel und Charles Leclerc waren auf den Geraden stets besonders schnell unterwegs gewesen. Der niederländische Red-Bull-Pilot Max Verstappen sprach offen von Schummelei, gemunkelt wurde, dass Ferrari die Benzinfluss-Regel umgangen haben könnte. Die motorisch davor jahrelang überlegenen Mercedes verloren plötzlich bis zu eine halbe Sekunde pro Runde. Die Scuderia wies die Vorwürfe stets zurück.

Zumindest den vorsaisonalen Tests nach zu schließen hat sich der motorische Vorteil verflüchtigt. Zum Abschluss der Tests in Barcelona gehörte die Bestzeit jedenfalls Mercedes. Der Finne Valtteri Bottas war geringfügig schneller als Verstappen und der Australier Daniel Ricciardo im Renault. Bottas hatte während der zweimal drei Tage dauernden Probefahrten bereits in 1:15,732 Minuten auch die insgesamt schnellste Runde gedreht. (sid, lü, 4.3.2020)