Eine ältere Dame wird in einem Zelt vor dem Spital von Cremona, Norditalien, auf das Virus getestet. Italien ist besonders vom Virus betroffen.

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Wien – Italien sperrt wegen der Corona-Krise die Schulen und Universitäten im ganzen Land. Die Entscheidung über ein entsprechendes Dekret der Regierung wurde laut Aussagen der italienischen Schulministerin Lucia Azzolina nach mehreren Stunden der Beratung getroffen.

Die Maßnahme wird zwischen Donnerstag und 15. März gelten. Reuters hatte zuvor berichtet, dass der Entwurf des Dekrets ebenfalls vorsehe, sämtliche öffentliche Veranstaltungen, Sportvevents und Messen bis 20. März abzusagen sowie Kinos und Theater im ganzen Land zu schließen.

Italien ist in Europa das am schwersten von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffene Land. Bis Mittwoch zählten die Behörden dort 107 Tote. Insgesamt haben sich mehr als 3.089 Menschen mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert. Die italienische Regierung hat nun beschlossen, die Zahl der Plätze auf den Intensivstationen der Krankenhäuser um 50 Prozent zu erhöhen.

Ausweitung der Sperrzone möglich

Die Region Lombardei im Norden des Landes denkt nun auch über die Ausweitung der sogenannten roten Zone auf den Bezirk Bergamo nach. Derzeit besteht die Sperrzone aus elf Gemeinden mit rund 50.000 Einwohnern in der Provinz Lodi, in denen der Infektionsherd lokalisiert wurde und die seit zehn Tagen unter Quarantäne stehen.

Das südliche Nachbarland von Österreich befürchtet dramatische Konsequenzen der Corona-Krise für die Umsätze im Tourismus. Von 1. März bis Ende Mai rechnet Italiens Tourismus- und Handelsverband Confturismo-Confcommercio mit 31,6 Millionen weniger Übernachtungen als im Vergleichszeitraum 2019. Damit seien Verluste von 7,4 Milliarden Euro verbunden, geht aus am Mittwoch veröffentlichten Schätzungen hervor.

Kalifornien erklärt Ausnahmezustand

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus ist im US-Staat Kalifornien der Ausnahmezustand erklärt worden. Gouverneur Gavin Newsom teilte am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Sacramento mit, dass 53 Infektionen im bevölkerungsreichsten Staat der USA bestätigt worden seien. Wenige Stunden zuvor war das erste Todesopfer durch das Coronavirus in Kalifornien bekanntgegeben worden.

Es handelte sich um den ersten Todesfall außerhalb des Staates Washington, in dem das Coronavirus in den USA als erstes festgestellt worden war. Dort sind bereits zehn Menschen an den Folgen der Coronavirus-Infektion gestorben.

US-Kongress beschloss Milliardenpaket

Der US-Kongress will Finanzmittel in Höhe von 8,3 Milliarden Dollar (7,47 Milliarden Euro) freigeben. Demokraten und Republikaner erzielten am Mittwoch eine entsprechende Einigung, wie Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi mitteilte. Das Repräsentantenhaus stimmte daraufhin mit 415 zu 2 Stimmen für das Nothilfegesetz.

Der Senat sollte am morgigen Donnerstag Grünes Licht für die Vorlage geben. Vertreter der republikanischen Mehrheit im Oberhaus des US-Parlaments haben bereits Zustimmung signalisiert. Das Gesetz sieht drei Milliarden Dollar für die Entwicklung von Therapien und Impfstoffen vor. 2,2 Milliarden Dollar sollen für präventive Maßnahmen bestimmt sein. 435 Millionen Dollar sind für Hilfe im Ausland vorgesehen.

Microsoft ordnet Heimarbeit an

Das US-Technologieunternehmen Microsoft fordert seine Mitarbeiter indnes zur Heimarbeit bis zum 25. März auf. Damit reagiert das Unternehmen auf die steigende Zahl der Coronavirus-Infektionen in Seattle im US-Bundesstaat Washington, dem Firmensitz des Soft- und Hardwareherstellers.

"Diese Maßnahmen werden Ihre Sicherheit gewährleisten und auch den Arbeitsplatz für diejenigen, die vor Ort sein müssen, sicherer machen", sagt Vizepräsident Kurt DelBene in einem Blogeintrag. Mitarbeiter, für die "es wichtig ist, im Büro oder anderen Arbeitsumgebungen zu sein" – wie Rechenzentrum und Einzelhandelsmitarbeiter – sollten weiterhin an ihren Arbeitsplatz gehen. Das Unternehmen folge den Regierungsrichtlinien zur Desinfektion der Standorte, so DelBene.

Keine Einreise nach Israel

Israel hat hingegen wegen der Ausbreitung des Virus neue Einreisebestimmungen verhängt. Reisende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Spanien müssten sich für 14 Tage in häusliche Quarantäne begeben, teilte Regierungschef Benjamin Netanjahu am Mittwoch mit. Das betrifft Israelis oder Reisende, die in Israel über einen gültigen Aufenthaltsstatus verfügen. Staatsbürger der genannten Länder, also auch österreichische Touristen, müssen mit einer Abweisung bei der Einreise rechnen – wie lange dies gilt, sei noch nicht absehbar, teilte das Außenministerium mit. In Israel wurden bisher 15 Covid-19-Fälle nachgewiesen. Für aus China, Italien und Singapur Ankommende bestehen bereits länger Einreisebeschränkungen.

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Exportverbot für Schutzausrüstung

Mehrere Länder trafen nun Maßnahmen, um weiter ausreichend Schutzausrüstung für Gesundheitspersonal parat zu halten. In Deutschland, wo die Zahl der Sars-Cov2-Infektionen auf 240 gestiegen ist und inzwischen bis auf Sachsen-Anhalt alle Bundesländer betroffen sind, gilt ein Exportverbot für Atemmasken und andere Ausrüstung wie Handschuhe und Schutzanzüge. Selbiges gilt für Russland. In Frankreich dürfen Apotheken Schutzmasken nur noch auf ärztliche Verschreibung oder an Gesundheitspersonal ausgeben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte zuvor angeordnet, Vorräte von Schutzausrüstung und Masken zu beschlagnahmen.

DER STANDARD fragte im Gesundheitsministerium in Österreich nach, wie hierzulande die Versorgung medizinischen Personals mit Schutzmasken gesichert wird. Dort hieß es, es sei bereits reagiert worden, Informationen dazu sollen am Donnerstag veröffentlicht werden. Aktuell gebe es genug Masken für das Gesundheitspersonal. Österreichweit sind 27 Erkrankungsfälle mit Covid-19 bekannt.

In Indonesien und Thailand mehren sich Berichte über kriminelle Geschäfte mit Schutzmasken, deren Preise in die Höhe schossen.

92.000 Infektionen weltwelt

Weltweit infizierten sich nach offiziellen Angaben bisher rund 92.000 Menschen mit dem Coronavirus, über 3.000 starben daran, rund 3.000 allein in China. Einen starken Anstieg bei den Krankheits- und Todesfällen verzeichnet der Iran. 2.922 Menschen wurden Behördenangaben zufolge positiv auf das Virus getestet, 586 mehr als am Vortag. Die Zahl der an der Erkrankung Verstorbenen stieg von 77 auf 92. Am Mittwoch wurde auch der erste Infektionsfall in einer EU-Institution bekannt: Ein Mitarbeiter der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) in Brüssel sei nach einer Italienreise positiv auf das Virus getestet worden, sagte eine EDA-Sprecherin.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht in der Verbreitung des Coronavirus ein ernsthaftes Risiko für die globale Wirtschaft. Die ökonomischen und finanziellen Auswirkungen seien weltweit zu spüren, sorgten für Unsicherheit und trübten die kurzfristigen Aussichten ein, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgieva am Mittwoch. Das Ausmaß der Folgen sei noch nicht absehbar. Das globale Wachstum dürfte aber 2020 unter das Vorjahresniveau fallen. In den nächsten Wochen werde der IWF neue Prognosen für die Weltwirtschaft vorlegen.

Großveranstaltungen abgesagt

International werden laufend Großveranstaltungen aufgrund des Coronavirus abgesagt oder verschoben: Die Hannover Messe, weltgrößte Industrieschau, findet statt noch im April erst Mitte Juli statt, gaben die Organisatoren bekannt. Die Londoner Buchmesse, die kommende Woche hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt. Zuvor waren bereits Absagen der Leipziger Buchmesse, der Internationalen Jugendbuchmesse in Bologna und der französischen Buchmesse Salon du Livre in Paris erfolgt.

Die Messe Wien sagte am Mittwoch die Seniorenmesse "Lebenslust" ab, zu der von 11. bis 14. März 30.000 Besucher erwartet worden wären.

Saudi-Arabien hat wegen der Ausbreitung des Virus die "Umrah", die sogenannte kleine Pilgerfahrt nach Mekka und Medina, ausgesetzt. Die Entscheidung gelte sowohl für die Bürger des Landes als auch für Ausländer, berichtete die amtliche Nachrichtenagtentur Spa am Mittwoch unter Berufung auf eine Quelle im Innenministerium in Riad. Anders als der Hadsch, die Große Pilgerfahrt der Muslime, ist die Umrah grundsätzlich das ganze Jahr über möglich. (APA, spri, red, 4.3.2020)