Elf Ian will in "Onward" Kontakt zu seinem Vater aufnehmen.


Foto: Disney

Einhörner, die wie Waschbären in Mistkübeln wühlen? Willkommen in der Wirklichkeit von Onward, dem jüngsten Animationsfilm von Pixar, der Fabelwesen einer magischen Gegenwelt mit unserer (Vorstadt-)Gegenwart kurzschließt. Ein ironisches Spiel mit der für unser Zeitalter so charakteristischen Entzauberung: Der Zentaur ist ein wiehernder Cop, der lieber das Auto nimmt, als zu galoppieren. Die Mantikor-Dame (ein wildes Löwen-Skorpion-Drachen-Gemisch) betreibt ein Themenrestaurant, das die alten Mythen als würzige Zutat verkauft.

Pixar

Auch die beiden Elfenbrüder Ian und Barley sind von ihrer Vergangenheit entfremdet; der ältere Barley kämpft immerhin aussichtslos um den Erhalt wichtiger magischer Schauplätze. Das Drehbuch von Onward gibt den beiden eine Chance, Verpasstes nachzuholen: Ein Zauberspruch samt dazugehörigem Edelstein soll ihren früh verstorbenen Vater einen Tag lang ins Leben zurückholen. Die Pixar-gemäß trefflich anarchische Idee: Dies gelingt nur zur Hälfte. Vom kommunikationsfreudig tastenden Fuß des Vaters bis zur Hüfte nämlich, danach ist Schluss, also: gespenstische Leere.

Für eine Animation unter Disney-Patronanz lehnt sich Onward mit dieser "kopflosen" Familie, die sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit begibt, ein gutes Stück weit aus dem Fenster. Die zügige Erzählung folgt dem Verlauf eines Abenteuerparcours, in dem Regisseur Dan Scanlon auch komische Herausforderungen (etwa durch einen Hell’s-Angels-Insektenschwarm) zu platzieren weiß.

Der Versuch, dem seit Herr der Ringe nicht abreißenden Mythenrecycling etwas Eigenes entgegenzusetzen, gelingt jedoch nur zur Hälfte. Letztlich mündet auch Onward in eine sentimentale Selbsterkenntnis. (Dominik Kamalzadeh, 5.3.2020)